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AlternativePop-Punk
Kritik: Waterparks - "Greatest Hits"
Ganz schön gewagter Move, einen brandneuen Longplayer mit „Greatest Hits“ zu betiteln. Ob die neue Waterparks Platte ihrem Namen gerecht ...
VON
Phuong Ly Dao
AM 20/05/2021
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Ganz schön gewagter Move, einen brandneuen Longplayer mit „Greatest Hits“ zu betiteln. Ob die neue Waterparks Platte ihrem Namen gerecht wird? Wir durften die Scheibe bereits vor Release am 21. Mai 2021 für euch Probe hören.
Die Messlatte setzte das Trio rund um Frontmann Awsten Knight mit seinem dritten Studioalbum „Fandom“ ganz schön hoch an. Dessen Nachfolger, der erstmalig unter Hip-Hop Label 300 Entertainment erscheint, fasst nun ganze 17 Tracks, von denen uns die Band in den vergangenen Monaten bereits einige vielfältige Sneak-Peaks bereitgestellt hat. Uns erwarten Songs, deren Entstehung u.a. geprägt ist von einer nahezu sechsmonatigen Abwesenheit der Band von jeglichen sozialen Medien und (nicht zu vergessen) einer weltweiten Pandemie.
Auf die Frage hin, wie man sich die Platte denn das erste Mal zu Gemüte führen solle, lautet Knights Antwort stets: Allein, im Dunkeln und fernab von der Außenwelt und dem Internet-Trubel. „You‘ll never get the first listen back“ pflegt er zu sagen – und so sei es.
Augen zu, Flugmodus an und eintauchen.
Zu Beginn gleich die erste Überraschung mit Gänsehaut-Faktor: Anstatt beschallt von Musik finden wir uns in der Geräuschkulisse eines Spaziergangs wieder. Von Knights intim isolierter Stimme über raffiniert eingesetzte Verzerrungen bis hin zu lauten, pumpenden Beats baut sich ein epischer Einstieg auf. „Fuzzy“ schlägt erfrischend funky ein, stellt aber recht schnell wie gewohnt unter Beweis, dass sich Waterparks nicht in eine Genrebox stecken lassen. Verspielte upbeat Vocals, harte Riffs und eine Bassline, die tief ins Mark geht, gekrönt von einer sphärischen Bridge, geben uns schon früh im Album zu spüren, dass wir am Anfang einer musikalischen Achterbahnfahrt stehen.
Etwas seichter geht es mit der bereits bekannten Leichtigkeit von „Lowkey As Hell“ weiter, woraufhin wir mit dem energiegeladenen Ohrwurm-Kandidaten „Numb“ ordentlich an Tempo zulegen. Der gewaltige Drop, der uns wie ein Sommergewitter erwischt, lässt uns mit viel Restadrenalin in den luftig-lockeren Track „Violet“ hineingleiten.
Sanfte, eingängige Melodien, verfeinert mit Effekt-Akzenten, behalten uns noch etwas in den Wolken, bevor wir entlang einer filmreifen Pianosequenz in durch prominente Bass-Rhythmen geprägte Sphären abdriften. Auch thematisch befinden wir uns nun nahe der tiefsten Tiefen von Awstens Gedanken, denn Zeilen wie „I wrote down the soundtrack of giving up and the songs go like this on my greatest hits” reißen in “Snow Globe” an, was unser Herz in „Just Kidding” mit seiner unzensierten, ehrlichen Emotionalität hart erwischt.
Mit dem bittersüßen Beigeschmack eines Voiceovers, welches uns mit den Worten „and repeat“ mit den wiederkehrenden Hürden mentaler Kämpfe konfrontiert, werden wir in „The Secret Life of Me“ überraschenderweise erneut in unbeschwerte Höhen katapultiert.
What a ride!
Waterparks schenken uns hier mit wohltuenden Harmonien und peppigen Synthesizern eine Portion musikalischen Sonnenschein, der eindeutig Glückstränen-Potential für Live-Shows besitzt.
Anschließend bringt uns „American Graffiti“ mit rauen, dynamischen Gitarrenparts und hohen Tonlagen zum Tanzen. Der Track kommt mit einem Hauch Prä-„Double Dare“-Nostalgie daher, ist jedoch produktionstechnisch deutlich weiterentwickelt.
Überaus catchy geht es auch mit “You’d be Paranoid Too (If everyone was out to get you)” weiter, gefolgt von ruhigen, rhythmischen Candle-Light-Dinner Vibes in „Fruit Roll Ups“, mit denen wir einen Gang zurückschalten.
Waterparks bieten Vielseitigkeit und Unerwartetes
Lange dürfen wir uns jedoch nicht ausruhen, denn der zwölfte Titel kommt gleich mit dem nächsten Twist um die Ecke: Umrahmt wird der Song nämlich durch Interview-Mitschnitte – zu hören ist jeweils Rocksound Moderator James Wilson-Taylor aus dem Backstagebereich eines London-Gigs der Band. „Like It“ ist soundtechnisch einer der experimentellsten Tracks des Albums: Extrem energetische Beats und aggressiver Sprechgesang treffen auf eine solche Bandbreite an raffinierten, originellen Sounds, dass es schier unmöglich scheint, diese zu differenzieren. Die schnippische Badass-Attitüde des Songs erinnert an Fan-Favorites „Tantrum“ und „Watch What Happens Next“ aus vergangenen Platten.
Getragen von einer markanten Bassline geleitet uns „Gladiator (Interlude)“ gespickt mit futuristischen Klangeffekten elegant zum nächsten Power-Track. „Magnetic“ setzt dem bisher bereits originellen Arrangement und Sound noch eine Schippe drauf: Elektrisch geladene Synthies in der Basis, treibende und satte Bässe on top. Eindeutig der Looping unserer Achterbahn-Erfahrung.
Denn nachdem uns „Crying Over It All” mithilfe eines epischen Streicher-Intros und hallenden Harmonien mit Gänsehaut-Faktor einen tiefenentspannten Höhenflug beschert, schließt sich mit einem perfekt nahtlosen Übergang der vorletzte Titel an. Zwar ist „Ice Bath“ geprägt von einer Referenz zum Beginn der LP, jedoch erhält der Song durch spannende Layer und tiefe, verzerrte Vocals seine ganz eigene Note.
Schließlich verpasst „See You In The Future” der Platte ihr lautstarkes, dynamisches Finale: Von melodischem Gesang über intensive Rap-Parts bis hin zu Geflüster – hier wird uns erneut ein wildes Klang-Sammelsurium geboten, welches jedoch durch gekonnte Komposition zu einem aufregenden Flow zusammengeführt wird. Langanhaltende, rasende Drums markieren das spektakuläre Ende unserer Fahrt.
Bild: YouTube / „Waterparks – Numb (Official Audio)“
Waterparks News
Greatest Hits
Künstler: Waterparks
Erscheinungsdatum: 21.05.2021
Genre: Alternative, Pop-Punk, Rock
Label: 300 Entertainment
Medium: CD, Vinyl, etc
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