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Review

Punkrock

Kritik: Turbostaat - “Alter Zorn”

“Hier gibt es keine Hoffnung, nur noch Ernst und Heroin. Selbst die Träume in der Nacht, entsättigt und leer.” Von ...

VON

“Hier gibt es keine Hoffnung, nur noch Ernst und Heroin. Selbst die Träume in der Nacht, entsättigt und leer.” Von den windigen Deichen des Nordfrieslands verschlägt es Turbostaat in die hintersten Gassen der Großstädte. Hin zu Orten, an denen man sich zu später Tageszeit einfach nicht mehr gerne aufhalten möchte. Selbst ein auf dem Artwork der Platte fröhlich in die Kamera grinsender Moses Schneider – Stammproduzent der Band seit knapp 17 Jahren – kann die düstere Stimmung nicht wirklich brechen. Ob es schlichtweg die geografische Umorientierung ist, die “Alter Zorn” von den Vorgängern “Abalonia” (2016) und “Uthlande” (2020) abhebt, lässt sich nur vermuten.

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Dennoch ist es auffällig, wie stark sich Turbostaat auf ihrem achten Album dem Post-Punk hingeben und mithilfe von kratzigen Gitarren, knurrigen Bassläufen und interessanten Harmonien ein umgreifendes Gefühl der Beklemmung zu erzeugen. Gute Beispiele dafür bilden “Subraum”, “Otto muss fallen!” und der bissige Titeltrack. Letzterer bietet eins der großen Highlights der Platte. Die kurze und knappe Hook “Alte Liebe, altes Leben, alter Zorn” kann ihr Ziel gar nicht verfehlen, während die mit Samples angedickten Drums gnadenlos durch den Mix peitschen. Generell schaffen es die Husumer immer wieder mithilfe von Effekten und Foleys, Sänger Jan Windmeiers Storytelling passend zu untermalen.

Turbostaat wandern auf dunklen Pfaden

Den gröbsten Schlag in die Magengrube bildet allerdings der fünfminütige Slow Burner “Isolationen”, der sich in seiner nahezu trostlosen Stimmung suhlt und im hinteren Drittel auf den emotionalen Höhepunkt getrieben wird. Auch der Closer “Jedermannsend” besticht durch einen guten Spannungsaufbau und schafft es mit gut eingesetzten Sprachsamples einen Sog zu erzeugen, dem man sich kaum noch entziehen kann. Abgerundet wird “Alter Zorn” durch die ruppige und polternde Produktion, die mit all ihren Unperfektheiten und dem bewusst betonten unteren Frequenzbereich die schweren Themen der Platte passend unterstreicht.

Beitragsbild: Andreas Hornoff / Offizielles Pressefoto

ALBUM
Alter Zorn
Künstler: Turbostaat

Erscheinungsdatum: 17.01.2025
Genre:
Label: PIAS
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Affenstraße
  2. Subraum
  3. Scheißauge
  4. Alter Zorn
  5. Nachtschimmel
  6. Isolationen
  7. Winograd
  8. 33 Tage
  9. Otto muss fallen!
  10. Den Annern sin Uhl
  11. Mutlu
  12. Jedermannsend
Turbostaat Alter Zorn
Turbostaat Alter Zorn
8
FAZIT
Auf ihrem achten Album erzählen Turbostaat von Abgründen zwischen Lärm und Beton und geben sich darauf mehr denn je dem Post-Punk hin. Trotz aller Düsternis liegt vielen Momente eine gewisse Ambivalenz inne, die “Alter Zorn” zu einem herausfordernden, aber auch unglaublich spannenden Hörerlebnis macht. Besonders glänzen die Husumer dabei allerdings in den außergewöhnlichen Momenten, in denen sie mit ihrem Grundsound brechen. Mit ein bis zwei Songs weniger hätte die Band definitiv ein klareres Statement gesetzt und einen Langspieler geschaffen, der sich noch entschlossener von ihrer restlichen Diskografie abhebt.