Review
AlternativeRock
Kritik: The Warning - “Keep Me Fed”
Es sind in jedem Festivalsommer die gleichen Fragen: “Wo sind die Headliner von morgen? Wo sind die FLINTA*-Artists? Wo sind ...
VON
Malin Jerome Weber
AM 01/07/2024
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Es sind in jedem Festivalsommer die gleichen Fragen: “Wo sind die Headliner von morgen? Wo sind die FLINTA*-Artists? Wo sind die jungen Bands?”. Spätestens jetzt, wo The Warning aus Mexiko ihr neues Album “Keep Me Fed” veröffentlicht haben, darf nirgendwo auf der Welt noch ein planloses Schulterzucken als Antwort akzeptiert werden. Besagte Platte fängt auf beeindruckende Weise die Vertrautheit und das Selbstbewusstsein dieses Geschwistertrios ein, die sie sich über ihre mittlerweile bereits elfjährige Bandgeschichte aufgebaut haben. Ein kleiner Reminder vorab: Bei der immens hohen Qualität dieser zwölf Tracks sind jegliche Bewertungen unter der Berücksichtigung, dass wir es noch mit drei unfassbar jungen Frauen zu tun haben, absolut überflüssig (wenn nicht sowieso schon).
The Warning scheinen sich auf “Keep Me Fed” musikalisch wirklich gefunden zu haben. So streifen sie ihre Hard Rock-Wurzeln endgültig ab und pendeln sich bei Riff-betontem Alternative Rock ein, der aber auch von einer gewissen Tanzbarkeit geprägt ist und absolut modern klingt. Ihre Vorbilder wie Royal Blood, Queens of the Stone Age oder Muse sind dabei zwar klar erkennbar, werden aber zu keiner Sekunde übermäßig stark zitiert. So oder so wird man über die gesamte Lauflänge so sehr von den ausgefeilten Instrumentalperformances und der Catchigkeit der Songs auf Trab gehalten, dass man sich darüber sowieso keine Gedanken machen kann.
The Warning überzeugen auf jeder Ebene
Als wäre das nicht schon genug, glänzt “Keep Me Fed” noch mit einer druckvollen, aber transparenten Produktion, die trotz aller Poppigkeit noch ordentlich Kante besitzt. Hört man sich Live-Performances der Band an, offenbart sich gleich die Schwierigkeit, die außergewöhnliche Gruppendynamik von The Warning im Studio abzubilden. Dass es Produzent Anton Delost gelingt, dieses Kunststück zu vollbringen, macht das Hörerlebnis zu einem noch größeren Spaß als sowieso schon. Abgerundet wird das Ganze durch die vielen kleinen Momente, in denen Bassistin Alejandra und Drummerin Paulina vom Rest der Band etwas Luft zum Atmen bekommen und mit ihren geschmackvollen Fills glänzen können.
Über die gesamte Platte hinweg geben The Warning ihren Tracks verschiedene Fokuspunkte. So fallen manche Songs grooviger (“Burnout”, “MORE”), manche wiederum riff-betonter (“SICK”, “Six Feet Deep”) und andere wiederum hymnischer aus (“Hell You Call A Dream”). Auch wenn das Album von einer angenehmen Kohärenz geprägt ist, gibt es zahlreiche Ausnahmemomente, die immer wieder aufhorchen lassen. Seien es kurze Ausflüge in Nu Metal-Gefilde (“Sharks”), Solo-Einlagen a lá Tom Morello (“Satisfied”) oder breakdown-ähnliche Halftime-Parts (“Escapism”, “Automatic Sun”). Mit “Qué Más Quieres“ findet sich sogar ein Song in Spanisch auf dem Album, der schon alleine dadurch einen gänzlich anderen Charakter mitbringt.
Ein nahezu perfektes Album
Trotz aller starken Ideen, die The Warning auf LP Nummer 4 unterbringen, wirkt das Album nie überladen und unglaublich ausbalanciert. Vor allem die Tatsache, dass die Band es schafft, Härte und Poppigkeit gegeneinander aufzuwiegen, macht “Keep Me Fed” zu einer Platte, die sowohl im Mainstream als auch in der alternativen Musikszene gut ankommen könnte. Dann wirken zudem noch auf lyrischer Ebene die Texte trotz einer gewissen Jugendlichkeit nie zu platt. Es gibt wirklich nicht viel zu meckern, außer dass man sich höchstens im hinteren Drittel ein wenig satt gehört hat. Mit 1 – 2 Songs weniger hätten die Schwestern vielleicht die Punktlandung gestanden. So bleibt aber immer noch eine über alle Maße starke Platte, die auch größere Bands mit mehr Erfahrung nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln könnten.
Foto: The Warning / Offizielles Pressebild
The Warning News
Keep Me Fed
Künstler: The Warning
Erscheinungsdatum: 28.06.2024
Genre: Alternative, Rock
Label: Republic Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Six Feet Deep
- S!CK
- Apologize
- Qué Más Quieres
- MORE
- Escapism
- Satisfied
- Burnout
- Sharks
- Hell You Call A Dream
- Consume
- Automatic Sun
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