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Rock

Kritik: The Darkness - „Dreams On Toast“

Nicht mehr als unterer Durchschnitt.

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Es war einer dieser Momente, die nur das Internet hervorbringen kann: Pop-Queen Taylor Swift singt im Sommer 2024 in einer VIP-Loge der US Open inbrünstig „I Believe in a Thing Called Love“ mit und beschert The Darkness ein unerwartetes Chart-Comeback. Die virale Welle katapultierte den größten Hit der Briten ganze 21 Jahre nach seiner Veröffentlichung zurück in die Top 10 der iTunes-Rock-Charts.

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Bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit wird den aktuellen Veröffentlichungen von The Darkness zuteil. Nachdem die Truppe – auch aufgrund des längst abgelegten Faibles von Frontmann Justin Hawkins für Alkohol und Drogen – 2007 zunächst implodierte, veröffentlicht sie seit 2012 wieder in verlässlicher Regelmäßigkeit neue Musik. Mit den Trademarks, die auch schon die ersten beiden Alben ausmachten: High-Energy-Rock’n’Roll mit britisch-trockenem Humor und Hawkins‘ charakteristischem Falsett-Gesang. Nur halt ohne den durchschlagenden Erfolg.

Wie es virale Momente so wollen, war auch der Hype um The Darkness letztes Jahr nur von kurzer Dauer. Die große Frage: Können die Engländer mit ihrem achten Studioalbum „Dreams On Toast“ selbst mal wieder ein bisschen Hype entfachen?

Die kurze, klare Antwort: Nein. Nein, nein, nein. Obwohl sich die Briten um den charismatischen Frontmann ganz offensichtlich viel vorgenommen haben, alle Genres des Classic Rock durchspielen und damit ein weiteres Mal ihre Musikalität unter Beweis stellen, enttäuscht das Album auf ganzer Linie.

The Darkness: Nach dem Debüt ging’s bergab

The Darkness haben ein ganz großes Problem: Die Briten perfektionierten ihre Trademark-Sound bereits 2003 auf ihrem Debütalbum „Permission To Land“. Queen, AC/DC, T.Rex – alles wurde einmal in den Fleischwolf gepresst, mit Justin Hawkins‘ unverwechselbarem Falsett gewürzt und zu einer wohlschmeckenden Glam-Rock-Wurst geformt. Schon der Nachfolger „One Way Ticket to Hell … and Back“ (2005) zeigte erste Abnutzungserscheinungen, mit Hawkins’ fortschreitender Drogensucht begann der freie Fall.

Seit der Rückkehr mit „Hot Cakes“ (2012) pendelt die Gruppe zwischen mittelmäßigen und soliden, aber meist nachhaltigen wenig Eindruck hinterlassenden Alben – wobei das riesige Talent der Musiker immer wieder in Form von vielschichtigen, höchst eingängigen Rocknummern mit den typischen Darkness-Trademarks durchschimmert (z. B. „The Buccaneers of Hispaniola“, „Heart Explodes“, „Motorheart“).

Auf „Dreams On Toast“ übernimmt „I Hate Myself“ diese Rolle. Das treibende Glam Rock-Stück, das sich tief vor T.Rex und The Sweet verneigt, vermengt die typischen Darkness-Trademarks gekonnt. Ein treibendes, energiegeladenes Arrangement mit catchy Hook und völlig überdrehte, theatralische Vocals sorgen für das absolute Highlight der Platte.

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Briten im Wilden Westen

Bevor wir an diesen Punkt kommen, müssen wir aber erst durch „Rock and Roll Party Cowboy“ – ein Song, der nicht mal ansatzweise so interessant ist wie der alberne Titel. Ein lässiger Groove, ein paar nette Licks, fertig ist die ZZ-Top-Hommage mit Status-Quo-Anleihen. Überraschungsarm und ohne Höhepunkte trabt der ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus, macht so immerhin Platz für das starke „I Hate Myself“.

Leider geht es danach dann auch direkt wieder steil bergab. „Hot On My Tail“ ist ein gemächlicher Country-Rock-Song, der so gar nicht zünden will. Einmal gehört, sofort wieder vergessen. Dasselbe gilt für „Mortal Dread“, das erst mal mit einem AC/DC-Gedächtnisriff zum Niederknien beginnt – aber spätestens nach den ersten 30 Sekunden in generischem 70s-Hardrock versandet. „Don’t Need Sunshine“ setzt auf leichte Pop-Rock-Vibes, bleibt aber genauso unspektakulär.

„The Longest Kiss“: Ein weiterer Lichtblick auf „Dreams On Toast“

Bevor es mit „The Battle For Gadget Land“, das immerhin auf einem coolen Grundriff fußt, und der Folk-Rock-Ballade „Cold Hearted Woman“ wieder belanglos wird, lässt das als erste Single ausgekoppelte „The Longest Kiss“ nochmal kurz aufhorchen. Mit dem beschwingten 70s-Pop-Song verbeugen sich The Darkness vor Queen und Elton John. Der Song zeigt die Liebe der Band für Melodien und gefällt mit Darkness-typischen Lyrics. „I had the longest / The longest kiss / The longest kiss I’ve ever had in my life / I think I’ve found my wife”, singt Justin Hawkins mit Augenzwinkern, ohne dabei in Klamauk abzudriften.

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Im Finale verlieren sich The Darkness endgültig

„Walking Through Fire“ hat immerhin Power, wäre früher aber höchstens eine B-Seite der Band gewesen. Mit dem Finale „Weekend in Rome“ wollen die Engländer dann nochmal alles – und verlieren sich endgültig. Der Song setzt auf überdramatische, fast opernhafte Gesangspassagen und Spoken-Word-Elemente. Klar, das soll eine ironische Anspielung auf opulente Rock-Opern sein. Das funktioniert aber so gar nicht, der konfuse Abschluss sorgt für Stirnrunzeln statt für Begeisterungsstürme.

Foto: Simon Emmet / Offizielles Pressebild

The Darkness News

ALBUM
Dreams On Toast
Künstler: The Darkness

Erscheinungsdatum: 28.03.2025
Genre:
Label: Cooking Vinyl
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Rock And Roll Party Cowboy
  2. I Hate Myself
  3. Hot On My Tail
  4. Mortal Dread
  5. Don't Need Sunshine
  6. The Longest Kiss
  7. The Battle For Gadget Land
  8. Cold Hearted Woman
  9. Walking Through Fire
  10. Weekend In Rome
The Darkness Dreams On Toast
The Darkness Dreams On Toast
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FAZIT
The Darkness sind begnadete Musiker. Es ist beeindruckend, wie scheinbar mühelos sie sich durch verschiedenste Genres der Rockmusik musizieren. Auch das Talent für packendes Songwriting blitzt immer wieder durch – aber so, so selten! Abgesehen von den beiden gelungenen Tracks „I Hate Myself“ und „The Longest Kiss“ ist „Dreams On Toast“ einfach zu unspektakulär, zu brav, zu überraschungsarm. Wer nach dem kurzen Darkness-Hype 2024 auf ein neues „Permission To Land“ (oder zumindest etwas annähernd Energetisches) gehofft hat, wird ganz schwer enttäuscht.

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