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Review

CrossoverRapRock

Kritik: The Butcher Sisters - "Das weiße Album"

Ballermann mit Breakdowns. Was löst das in dir aus? Schüttelt es dich? Oder das Gegenteil: Steigt in dir die Lust, ...

VON

Ballermann mit Breakdowns. Was löst das in dir aus? Schüttelt es dich? Oder das Gegenteil: Steigt in dir die Lust, mal wieder so richtig die Sau rauszulassen? Ich würde mich irgendwo in der Mitte einordnen. Zu einem gut gemachten Partykracher, der noch im dicken Kopf festsitzt, wenn man am nächsten Morgen um 16 Uhr aufwacht, sag ich nie nein. Wird es zu stumpf, zu einfallslos, zu billig, bin ich raus.

Die Frage, auf welcher Seite man steht, ist bei „Das weiße Album“ von The Butcher Sisters entscheidend. Während sich die einen schon nach der ersten Minute die Gehörgänge ausschaben wollen, wird die Platte für andere zum besten Bierkumpanen 2025 werden.

The Butcher Sisters mit Beatdown-Ballermann

(Selbst-)Ironie war von Anfang an Bestandteil des Beatdown-Hardcore-Deutschrap-Geballers der Truppe aus Mannheim. Vermutlich auch inspiriert von Soundverwandten wie Electric Callboy, die mit Dada-Bangern wie „Hypa Hypa“ mittlerweile die größten Bühnen der Welt stürmen, verabschiedeten sich TBS aber nach und nach von jeglicher Ernsthaftigkeit. Gleichzeitig öffneten sie sich immer weiter für EDM- und Techno-Sounds. Das Ergebnis dieser Entwicklung hören wir jetzt auf „Das weiße Album“.

Der Opener „Sonnenbrille“ setzt direkt die Marschrichtung für die Platte fest: Mit pochenden, clubtauglichen Beats und eingängiger Autotune-Hook walzen TBS in Richtung Ballermann. Im direkten Kontrast dazu stehen hart verzerrte Gitarren und donnernde Breakdowns – musikalische Dualität, die erst mal Bock auf mehr macht.

TBS rollen das Fass rein

Und TBS legen nach! Auf der ersten Hälfte von „Das weiße Album“ reiht sich Hit an Hit. Wer dem Nu-Metal-Anstrich seiner neuesten Platte „off“ etwas abgewinnen konnte, wird auch am Alligatoah-Feature „Freitag“ seinen Spaß haben. Danach schließt „Bierdurst“ nahtlos an den Opener an – auch hier wird das stampfende Fundament eines typischen EDM-Club-Hits mit sattem Schlagzeug, harten Metalcore-Gitarren und Growls gebrochen. Dazu gibt es dank Mehnersmoos-Feature etwas authentische Deutschrap-Energie und obendrauf noch eine Hook mit Mitgröl-Garantie – Deichkinds „Roll das Fass rein“ lässt hier lauthals grüßen. Zack, die nächste neue Live-Hymne ist geboren!

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„Bauchtasche“ bedient sich anschließend erneut derselben musikalischen Zutaten und kann darüber hinaus (leider als einer der wenigen Songs) sogar textlich überzeugen. Herrlich ironisch wird die Generation Bauchtausche aufs Korn genommen. Das songgewordene Ludolfs-Zitat „Der Nudelsong“ („Man kann Nudeln machen warm, man kann Nudeln machen kalt“) ist mit seinem „Buongiorno, Buongiorno, Prego al Forno, Bon Jovi, Bon Jovi, Grazie Tortelloni“ ein weiterer Ohrwurm – und der letzte überzeugende Track des Albums.

Das ABER

So viel Laune der Anfang gemacht hat, so groß ist das ABER, das jetzt leider noch kommen muss: Die zweite Hälfte von „Das weiße Album“ ist in ihren besten Momenten musikalisch eintönig, in ihren schlimmsten Momenten will man schlichtweg vor Fremdscham im Boden versinken. Punktet ein Song mal nicht mit einer starken Hook, wird hier ganz schnell deutlich, wie repetitiv die Partymucke-meets-Metal-Geballer-Formel des Albums doch ist. Zur Halbzeit ist die Luft raus. The Butcher Sisters‘ „Mein Stern“, „Zeig Mir Dein“ mit den 257ers und „Baggersee“ rauschen unauffällig ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus.

Ja, okay. Kaum ein Album kommt ohne Filler über die Runden. Aber zum großen Finale warten dann nochmal ein paar richtige Lowlights. Mit dem furchtbar monotonen Techno-Schlager-Vibe von „Aperol“ bewerben sich TBS außerdem endgültig um einen Spot zwischen Calvin Kleinen und Mickie Krause im Bierkönig. Den typischen „Döp, Döp, Döp“-Refrain liefern sie mit „TK Pizza“ nach.

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TBS x Equilibrium: Ein völlig vergurktes Experiment

Kommen wir zum absoluten Tiefpunkt, den das Musikjahr 2025 erst mal unterbieten muss: Gemeinsam mit den bayerischen Symphonic-Metallern Equilibrium besingen TBS den „Drachentöter“. Dabei lassen sie symphonische Synthesizer und weitere Power-Metal-Trademarks wie bombastische Gitarrenläufe, epische Chöre und flinke Doublebass auf Autotune-Rap und EDM treffen.

Ja: Musikalisch ist das der mit Abstand abwechslungsreichste und experimentellste Song. Aber: Die einzelnen Elemente greifen leider so gar nicht ineinander. Das Ganze wirkt schlicht aufgesetzt und überinszeniert. Endgültig zum Cringe-Fest wird der Closer dann durch ein lyrisches Battle zwischen Drachen mit angegrowlten Vocals und „humoristischen“ Rap-Parts („Kippe ein, zwei Dosen Bier in den Drachen-Rachen / Das Tier ist gezähmt, jetzt wird nur noch gechillt / Heute Nacht mach ich Liebe im Pool mit Kriemhild“).

Foto: Ceylan Fain / Offizielles Pressebild

ALBUM
Das weiße Album
Künstler: The Butcher Sisters

Erscheinungsdatum: 17.01.2025
Genre: , ,
Label: Arising Empire
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Sonnenbrille
  2. Freitag (feat. Alligatoah)
  3. Bierdurst (feat. Mehnersmoos)
  4. Barsch
  5. Bauchtasche
  6. Zu viel Nudelsalat
  7. Der Nudelsong (feat. King Nugget Gang)
  8. Gruss, die Oma
  9. Mein Stern
  10. Zeig mir dein (feat. 257ers)
  11. Baggersee
  12. TK-Pizza
  13. Aperol
  14. Drachentöter (feat. Equilibrium)
The Butcher Sisters Das weiße Album
The Butcher Sisters Das weiße Album
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FAZIT
Mit „Das weiße Album“ sind The Butcher Sisters endgültig im Bierkönig angekommen. Aber ist das jetzt was Schlechtes? Die erste Hälfte der Platte zündet: EDM, Metal, Rap verschmelzen hier zu einer mitreißenden Einheit, größter Trumpf sind aber die Hooks. Leider gibt es auch noch eine zweite Hälfte – die beginnt unspektakulär, wird dann ärgerlich und endet schließlich im Fremdscham.