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Review

Death MetalDoom MetalHardcore

Kritik: The Acacia Strain - "Slow Decay"

Wenn Corona einen Soundtrack hätte, wäre er hiermit serviert! Nihilistisch, dunkel und surreal präsentiert sich die Musik von The Acacia ...

VON

Wenn Corona einen Soundtrack hätte, wäre er hiermit serviert! Nihilistisch, dunkel und surreal präsentiert sich die Musik von The Acacia Strain auf dem neuen Album „Slow Decay“ und bläst mir jeglichen Rest von Frohmut aus den Synapsen.

Eines muss man den fünf Herren aus Springfield, Massachusetts lassen: Die Band prägt seit bald 20 Jahren immer wieder und weiter die Landschaft des Hard- und Metalcores; Doom und Death Metal sind dabei nicht nur Einflüsse, sondern der Rahmen, in dem die Musik ihre besondere Note bekommt.

Gute Laune war dabei nie ihr Ding. Da „Slow Decay“ nun in Stücken seit Ende Februar veröffentlicht worden ist, dürften euch hoffentlich die Songs längst nicht mehr unbekannt sein. Meinen Eindruck zu dem Ganzen wollte ich euch dennoch nicht vorenthalten.

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The Acacia Strain kennen auf „Slow Decay“ keine Gnade

2020 war bisher nicht gnädig mit uns: Eine nahende Golfkrise und die Hong Kong-Proteste im Januar, Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar und der erste Massen-Lockdown im März in Italien. „It feels like hell“, die ersten Worte von Vincent, Fronter von The Acacia Strain, bohren sich direkt in mein Ohr. Hier wird nicht um den heißen Brei geredet, ein einfaches Ticken und Fade-In als Intro müssen reichen, die Doom-Elemente haben hier absolut Vorrang. „Feed A Pigeon, Breed A Rat“ hat trotz der schnellen Gitarren- und Drumeinlagen einen unfassbaren schweren, langsamen Vibe, der sich gefühlsmäßig durch das ganze Album zieht.

„Crippling Poison“ sowie „Seeing God“, welcher ein Feature mit Aaron Heard von Jesus Piece beinhaltet, haben dabei wieder deutlich erkennbare Hardcore-Elemente.

Hat da jemand Kublai Khan geschrien? Damit liegt ihr genau richtig! „Slow Decay“ hatte den gleichen Produzenten, Randy Leboeuf, und erinnert vom Druck und Feeling sehr positiv an die letzten beiden Scheiben der Texaner. Macht, soweit Hass Spaß machen kann, Spaß!

Ein Bruch in der Realität

Spätestens mit „Solace and Serenity“ ist dann aber wirklich Schluss mit lustig. Vincent dazu:

„Wir waren dazu in der Lage, emotionale Doom-Songs zu schreiben. […] Das ganze Konzept [des Albums, Anm. der Red.] ist die Realität, wie sie um uns herum zerbricht. Wir haben unsere Zeit auf der Erde abgesessen, sind durch die Grenzen der Realität gebrochen und sind nun Zeugen unseres gemeinsamen Abstiegs in den Wahnsinn. […]“

Als ich die Platte im Ganzen bis hierher gehört hatte, habe ich meinen MoreCore-Kollegen Sascha, ein großer Fan der Band, angeschrieben und meinte: „Puh, das ist purer Hass und Verzweiflung!“. Als Antwort kam nur: „Was hast du denn erwartet? Baggersee und Pool-Musik?“

Wie ich überhaupt auf diese Einschätzung komme? Wenn ihr reinhört, hat „Solace and Serenity“ einen sehr atmosphärischen „Hintergrund“. Im Refrain werden teils nur einmal die Gitarrensaiten pro Takt angeschlagen, im Hintergrund liegt ein Synthesizer, der dissonant vor sich her wabert.

Der Breakdown ist in zwei Teile gesplittet und verlangsamt sich zunehmend, die Gitarren werden immer tiefer und tiefer, wodurch der Song eine absolut bösartige Stimmung bekommt. Auch das Drumming geht auf Half-Time, auch wenn ein Teil von einem hämmernden Bassdrum-Pattern begleitet wird.

The Acacia Strain holen sich hochkarätige Unterstützung

Im weiteren Verlauf des Albums haben sich die Herren neben Zach Hatfield von Left Behind auch Jess Nyx von Mortality Rate sowie – aufgepasst – Courtney LaPlante von Spiritbox auf die Platte geholt. Gerade bei ihrem Feature muss ich nochmal Vince zitieren: „Courtney hat eine wundervolle Stimme, was sie [aus dem Song, Anm. der Redaktion] gemacht hat, hat uns wortwörtlich weggepustet und dem Song eine ganz andere Dimension gegeben.“

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Mein Highlight des Songs ist aber ein Stilmittel, was die Band durch das ganze Album hindurch nutzt: Sie behalten manche Themen auf z.B. den Gitarren bei, nutzen aber einen ganz anderen Drum-Groove, was gerade ab 1:26 mich wirklich aus den Socken haut.

Generell ist der Sound des Albums sehr definiert und klar: Das Schlagzeug drückt sich tief in die Gehörgänge und wirkt durch die schneidenden und offenen Becken nicht übermäßig „compressed“, die verschiedenen Sänger kommen sehr gut zur Geltung. Gerade ab 2:34 wird für mich die absolute tonale Breite des Albums nochmal sehr schön dargestellt. Tut euch also den Gefallen, hört hier mal rein!

Foto: The Acacia Strain / Offizielles Pressebild

ALBUM
Slow Decay
Künstler: The Acacia Strain

Erscheinungsdatum: 24.07.2020
Genre: ,
Label: Rise Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Feed A Pigeon Breed A Rat
  2. Crippling Poison
  3. Seeing God (feat. Aaron Heard)
  4. Solace And Serenity
  5. The Lucid Dream (feat. Jess Nyx)
  6. I breathed in the smoke deeply it tasted like death and I smiled (feat. Zach Hatfield)
  7. Crossgates
  8. Inverted Persona
  9. Chhinnamasta
  10. One Thousand Painful Stings (feat. Courtney LaPlante)
  11. Birds of Paradise, Birds of Prey
  12. EARTH WILL BECOME DEATH
The Acacia Strain Slow Decay
The Acacia Strain Slow Decay
8.5
FAZIT
The Acacia Strain haben mit "Slow Decay" die besten Teile ihrer vorangegangenen Alben genommen und zu einem nihilistischen Epos zusammengebaut. Druckvoller Sound und dunkle Texte lassen mich in einer Art Katharsis zurück, wie es damals nur Bands wie Chimaira mit ihrem Meisterwerk "Resurrection" geschafft haben.

Alte wie neue Fans von Hardcore, Doom sowie Death-und dem alten Groove Metal haben an dem Album ihren Spaß und ich ermutige jeden, der Fan eines gepflegten Abstiegs in den Wahnsinn ist, 40 Minuten zu investieren.