Kritk: Slash ft. Myles Kennedy & The Conspirators - "4"

Als Gitarristen-Ikone Slash und Sänger Myles Kennedy vor 12 Jahren eine Zusammenarbeit eingegangen sind, lag die Vorstellung von einem vierten Studioalbum noch weit in der Zukunft. Mit dem simplen Albumnamen „4“ ist die Kombo in das – von musikalischer Historie geprägt – RCA Studio A eingezogen, um mit dem Grammy-prämierten Produzenten Dave Cobb ihr erstes Live-Album aufzunehmen. Eingefangen wurden zehn Songs, die den Rock’n’Roll-Spirit repräsentieren.

Dave Cobb – ein Name, der in der Karriere von Slash, Myles Kennedy oder The Conspirators noch nie in Verbindung geriet. In einer Q&A-Veranstaltung, die kurz vor der Alben Veröffentlichung mit Slash stattfand, verriet er, dass er den Country-Produzenten zuvor gar nicht kannte. Erst aufgrund einer Weitermpfehlung scrollte er durch seine Diskographie, die spätestens mit den Rival Sons-Alben sein Interesse weckte. Ein paar Anrufe, und die Zusammenarbeit war geritzt.

So klingt das neue Album von Slash ft. Myles Kennedy & The Conspirators

Innerhalb einer Woche war es möglich 90% der Platte im Kasten zu haben, bis positive Corona-Tests den Prozess einschränkten. Zu dem Zeitpunkt war der Opener „The River Is Rising“ schon längst aufgenommen, doch Sänger Myles Kennedy war bereits krank: Layne Staley lässt grüßen. Zügige Tempowechsel und donnernde Drums erinnern in Verbindung mit dem Gesang an die wilden Grunge-Zeiten und bewahren die gleiche Unvollkommenheit wie damals.

Wer beim Intro aufgepasst hat, der mag vielleicht gegen Ende bemerkt haben, dass die Stimmen einzelner Mitglieder noch zu hören sind. Also spitzt eure Ohren und genießt diese kleinen Leckerbissen dieser Live-Aufnahme.

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Ein wenig langsamer, aber dafür grooviger geht es in „C’est La Vie“ zu. Hier werden Ohren besonders hellhörig, wenn zu Beginn die Talkbox ertönt. Künstlerische Spielereien sind natürlich ein Muss für die Kombo – davon gibt es nämlich viel zu wenige. Zwar tanzen geschmeidige Grooves durch den Song hinweg, doch es klingt schon eher nach einer Demo, als nach einem ausgearbeitet Song.

„Actions Speak Louder Than Works“ repräsentiert dagegen zu 100% den Rock’n’Roll-Spirit – und das macht nicht nur die Kuhglocke aus! Die epischen Tonarten- und Rhythmuswechsel kreieren gigantische Melodiebögen. Verzerrten Gitarren und ausdrucksstarke Gesangsharmonien verleihen dem Stück Leben und Energie.

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Weiter geht es mit einem sehr lautmalerischen und filmhaften Track. Während „Spirit Love“ sieht Myles eine Kobra vor einem Schlangenbeschwörer tanzen – und das bringt es so auch auf den Punkt. Eine Kombination aus Orient und Grunge führen zu einer paralysierenden Reise für das Ohr und die Vorstellungskraft.

Zu guter Letzt werden mit „Call Of The Dogs“ nochmal härtere Töne angeschlagen, die es so richtig in sich haben und die Stimmung anheizen. Doch mit dem Outro zerfällt diese energiegeladene Spannung in viele kleine Teile. Ein Epos von sechs eingängigen Minuten liegt auf dem Teller. Obendrauf wurde im Repertoire von Journey geblättert, um die nötigten Details zum Abrunden zu finden. Da waren die Erwartungen höher.

Foto: Austin Nelson / Offizielles Pressebild