Review
AlternativeGrunge
Kritik: Seether - "Si Vis Pacem, Para Bellum"
“Si Vis Pacem, Para Bellum” (“Wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor.”) klingt nicht nur nach einer Kampfansage. Vielmehr eignet ...
VON
Maik Krause
AM 28/08/2020
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“Si Vis Pacem, Para Bellum” (“Wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor.”) klingt nicht nur nach einer Kampfansage. Vielmehr eignet sich der Name des mittlerweilen achten Seether-Albums auch wunderbar als Titel für die aktuelle gesellschaftliche Stimmung.
“Es gibt so viel Wut da draußen. Ich äußere mich nicht öffentlich zu Politik oder Religion. Aber generell ist diese groteske Art und Weise der Gesellschaft sich über die unbedeutendsten Dinge übermäßig auszulassen sehr erschreckend, wenn auch irgendwie unterhaltsam”, erzählt Shaun Morgan.
Nach einer kräftezehrenden Tour für die Vorgängerplatte “Poison the Parish” dauerte es nicht lange, bis der Sänger und Gitarrist die ersten Texte geschrieben hatte. Anfang 2019 nahm er dann auch wieder die Gitarre zur Hand, um nach einigen Anlaufschwierigkeiten etwa 40 Demos geschrieben zu haben, die dann zu 21 fertigen Songs wurden. Letztendlich schafften es 13 Stück auf das Album und die Band scheint dabei die richtige Wahl getroffen zu haben.
Seether bleiben bei bewährtem, ohne sich zu wiederholen
Schon der Opener “Dead and Done” macht schnell klar, dass Seether kein Interesse darin haben, sich neu zu erfinden. Vielmehr bietet die Band mit südafrikanischen Wurzeln den gewohnten Post-Grunge Sound, für den sie von ihren Fans so geliebt werden. Bedrohlich geht es in den Strophen zu, bis sich das Gewitter im Chorus so richtig entlädt: “So fucking dead” keift Morgan erst, um dann mit einem leicht psychedelischen Unterton “Nobody hold me please” anzufügen.
“Wasteland” klingt erst leicht nach “Knife Party” von den Deftones, entwickelt sich dann aber zu einer starken Powerballade mit düsteren Aussichten. “Dangerous” und vor allem “Liar” überzeugen durch ein starkes Riffing, während das schleppende “Failure” einer der Geheimtipps sein dürfte.
Gerade im Refrain, wenn Morgan mit seiner kernigen Stimme singt: ““I live my life like a broken-hearted failure / I’m trying to shed some light on the scars left by the razors”, fällt es schwer, keine Gänsehaut zu bekommen.
Eigentlich ist es paradox bei einer Band, die seit Jahren ihrem Sound so treu bleibt, dies grundsätzlich nicht als Kritikpunkt zu nehmen. Und doch darf oder muss man Seether hier und da vorwerfen, dass ihr Songwriting alles andere als innovativ ist und auf Albumlänge vieles repetitiv passiert. Ruhigere Strophen, die sich mit wütenden Refrains abwechseln, sind in fast jedem Song zu finden.
So gut dies grundsätzlich funktioniert, so wenig sticht am Ende wirklich heraus. Damit laufen Seether Gefahr zwar ihre Fanbase zu verzücken, darüber hinaus aber keinen großen Eindruck zu hinterlassen.
Dennoch lässt einen “Si Vis Pacem, Para Bellum” nicht unberührt zurück, was vor allem daran liegt, dass es Seether schaffen, eine überwiegend bedrohliche und beunruhigende Stimmung zu erschaffen, die mit dem düsteren Finale “Written In Stone” einen runden Abschluss findet.
Foto: Marina Chavez / Offizielles Pressebild
Si Vis Pacem, Para Bellum
Künstler: Seether
Erscheinungsdatum: 28.08.2020
Genre: Alternative, Grunge, Nu Metal
Label: Fantasy Records
Medium: CD, Vinyl
- Dead And Gone
- Bruised And Bodied
- Wasteland
- Dangerous
- Liar
- Can't Go Wrong
- Buried In The Sand
- Let It Go
- Failure
- Beg
- Drift Away
- Pride Before The Fall
- Written In Stone