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MetalcoreModern Metal

Kritik: Sable Hills - "Odyssey"

Vom Bandcontest nach überallhin. Sable Hills, die japanische Modern Metal-Formation, die vor zwei Jahren die Jury des Wacken-Bandcontests von sich ...

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Vom Bandcontest nach überallhin. Sable Hills, die japanische Modern Metal-Formation, die vor zwei Jahren die Jury des Wacken-Bandcontests von sich überzeugen konnte, will mit Album Nummer drei die ganze Welt erobern. Ob sie das mit „Odyssey“ schaffen können und auf welchen musikalischen Genre-Wellen die Band diesmal surft, lest ihr hier.

Was der Bauer nicht kennt

Sind wir mal ehrlich. Nicht immer schauen wir über den so oft betexteten Tellerrand hinaus. Oft bewegen wir uns zu sehr in unserem eigenen Dunstkreis aus bekannten Bands und Releases und verchecken es, den Fokus auch auf neue, internationale Bands zu legen. So erging es uns auch 2022 auf dem Wacken Open Air, als wir das erste Mal mit Sable Hills konfrontiert wurden.

Die japanischen Jungs gewannen in diesem Jahr den internationalen Wacken-Bandcontest, das Metal-Battle. Bei diesem treten Gruppen aus verschiedenen Ländern schon Monate im Voraus gegeneinander an und messen sich dann final auf dem Holy Ground. Als Gewinn durften Sable Hills dann im Folgejahr in der regulären Festival-Running Order auftreten. Dies öffnete ihnen schon mal die Tür auf dem internationalen Markt etwas bekannter zu werden.

Seitdem ist nun einiges passiert: Noch im selben Jahr kam das zweite Album „Duality“, es folgten einige größere Auftritte in Japan, unter anderem auf dem Knotfest von Slipknot, aber auch Support-Tourneen im Vorprogramm von Crystal Lake, After The Burial oder Fit For A King. Nun soll Album Nummer drei nochmal für ordentlich Trubel sorgen und wir sind gespannt wie Flitzebögen was uns darauf erwartet.

Sable Hills: Die dritte oder „A New Chapter“

Elf (bzw. zehn) beinharte Tracks sind es geworden, die Sable Hills auf „Odyssey“ hervorgebracht haben. Die Platte, die schon alleine durch ihr wunderschönes, sphärisches Artwork besticht, öffnet direkt mit einem einstimmenden Intro, dass sich „Eve“ nennt. Darin wird die „Odyssey“ heraufbeschworen, die dann an den Titeltrack übergibt, der mit donnernden Blastbeats und melodischen, fast schon oldschooligen Riffs einsteigt.

Tatsächlich erinnert die Wucht in Takuya Mishimas Stimme in Kombination mit den hüpfenden Akkorden an Winston McCall und ältere Parkway Drive-Momente. Dieser Gedanke vergeht aber schnell, wenn die zarten Passagen einsetzen, in denen Mishima Unterstützung von Gitarrist Wataru Yuasa erhält. Bereits jetzt wird klar: Hier wurde produktionstechnisch ordentlich an der Stellschraube gedreht, denn stimmlich ist das Duo kaum wieder zu erkennen.

Romantisches Geklöppel

Obwohl sich Sable Hills durch ihre Orientierung an klassischen Metal-Tunes klar vom aktuellen Core-Geschehen abheben, missen wir auf dieser Platte natürlich keine Breakdowns, welche sie bewusst setzen und so keine allzu lange Ruhe aufkommen lassen. Der Ausdruck „Verschnaufpause“ scheint eh nicht im japanischen Wortschatz zu existieren. Denn gerade am Banger „Misfortune“ lässt sich gut die gesteigerte Härte der Band feststellen. Antreibend ist gar kein Wort dafür. „Battle Cry“ ruft daraufhin zum Kampf – lyrisch, wie musikalisch unglaublich antreibend und motivierend, bis zu dem Moment, in dem scheinbar Ruhe einkehrt, und dann ein „Blegh“ das typisch tiefwühlende und Tempo-gedrosselte Eskalationsgeschehen eröffnet.

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Sagen wir es wie es ist. Ich persönlich bräuchte die verträumten, lieblichen Refrains und Bridges, wie in bspw. „A New Chapter“ und „Anthem“, neben dem Gemetzel nicht – sicher können sich Sable Hills dadurch aber noch einem breiteren Publikum präsentieren, dass nicht nur auf die Mütze bekommen will. Nebenbei schafft die Band mit „Anthem“ noch etwas anderes: Über den Song hinweg, baut sich eine Art musikalischer Raum auf, den die Gruppe schafft mit einer Atmosphäre zu füllen, die sich am Ende wunderbar aufgeblasen und hymnisch anfühlt. Also eben doch ein „Anthem“.

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Mit „Carry The Torch“ ziehen wir das Tempo wieder etwas weiter an – und fühlen uns weiterhin erinnert an Metalcore-Vorreiter wie Killswitch Engage. „No Turning Back“ holt zunächst wieder den stimmlichen Weichzeichner raus, fühlt sich aber durch seine durchgängig-klopfenden Blastbeat-Untermalung, kaum wirklich sanft an – und wird dann mit dem härtesten Breakdown des Albums gekürt.

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Starker Anfang, überraschendes Ende

Zum Albumende hin geht Sable Hills dann etwas die Luft aus – „Bad King“ dümpelt etwas vor sich her und bietet keine wirklichen Neuerungen. Dafür überrascht das japanisch-angehaucht-klingende, elektronische Interlude „Forever“ maßgeblich, dass wie die Kaffeebohne beim Parfümaussuchen nochmal dafür sorgt, dass die Gehörgänge neutralisiert werden, bevor uns mit „Tokyo“ das powermetallig-groovende Finale geliefert wird.

Foto: Jesse Kojima / Offizielles Pressebild

ALBUM
Odyssey
Künstler: Sable Hills

Erscheinungsdatum: 19.07.2024
Genre:
Label: Arising Empire
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. The Eve
  2. Odyssey
  3. Misfortune
  4. Battle Cry (feat. Kenta Koie)
  5. A New Chapter
  6. Anthem
  7. Carry The Torch
  8. No Turning Back (feat. Trevor Phipps)
  9. Bad King
  10. Forever
  11. Tokyo
Sable Hills Odyssey
Sable Hills Odyssey
8
FAZIT
Sable Hills haben sich mit „Odyssey“ im direkten Vergleich zum Vorgänger „Duality“ maßgeblich gesteigert: Sei es der viel bessere und vollere Klang der Vocals, der üppige Einsatz von Blastbeats oder die neue Brutalität, die die Japaner in jeden einzelnen Song gepflanzt haben. Dennoch bleiben sie ihrer typisch-riffig-melodischen Klangwelt treu; sind wiederzuerkennen. Wir können es kaum erwarten, die Jungs auf dem nächsten deutschen Konzert empfangen zu dürfen!