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Kritik: Royal Republic - “LoveCop”

“Dance ‘til our boots come off”. Ganz getreu diesem Motto haben sich Royal Republic wohl an die Arbeiten zu ihrem ...

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“Dance ‘til our boots come off”. Ganz getreu diesem Motto haben sich Royal Republic wohl an die Arbeiten zu ihrem fünften Album “LoveCop” gesetzt. Dass man bereits in den ersten 25 Sekunden der Platte gehörig an der Nase herumgeführt wird, setzt den richtigen Tonus für das darauffolgende Feuerwerk an Genreclashs und Popmusik-Referenzen, die wahrscheinlich niemand auf der Bingokarte stehen hatte. Wenn gleich im Opener pompöser Hair Metal auf funkige Gitarren und Eurodance’esque Hip-Hop-Einlagen treffen, weiß man schon, dass jegliche Hemmungen im Mülleimer der vorletzten Raststätte entsorgt wurden. Und so rasen die Schweden auf ihrem bunten Highway weiter geradeaus, ohne dass irgendwelche irritierten Blicke sie jemals aus dem Konzept bringen könnten.

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Ganz unerwartet kommt diese Entwicklung nicht: Schon auf “Club Majesty” (2019) haben Royal Republic ihren eingängigen Alternative Rock mit diversen 80er-Elementen angereichert und noch ein Stück tanzbarer gemacht. Ihr klarer Fokus auf Unterhaltsamkeit verleiht ihnen schon ganz automatisch die Erlaubnis, das Ganze auf “LoveCop” nun über die Spitze hinauszutreiben und so viele Aspekte zu vernachlässigen, die man “eigentlich” auf einem gut ausbalancierten Langspieler “beachten müsste”. Das Quartett gibt uns vielmehr eine Sammlung an Songs, die eine gute Party-Playlist ergeben würden. Gepaart mit den platten, aber dennoch eingängigen Hooks, könnte die Band für den Rock fast schon das sein, was Electric Callboy für den Metal sind.

Royal Republic auf musikalischer Zeitreise

Eine gewagte These, die sich aber spätestens dann bestätigt, wenn bis zum obersten Rand vollgestopfte Songs wie “Wow! Wow! Wow!” dem Chat beitreten. Als würde der an Robbie Williams’ “Let Me Entertain You” erinnernde Chorus nicht schon den Vogel abschießen, feuert man mit der in melancholischer Beatles-Manier daher kommenden Bridge zur Sicherheit nochmal hinterher. Natürlich lässt sich an diesem Beispiel klar festhalten, dass zu viel manchmal auch wirklich zu viel ist. Dennoch macht es unfassbar großen Spaß, diese vielen Anspielungen in den zehn kurzweiligen Songs aufzudecken oder sich an deren Absurdität zu erfreuen. Auch die expressiven Gesangseinlagen von Sänger Adam Grahn wie die Country- oder die Schlafzimmerstimme sorgen für jede Menge Schmunzler.

Im Kontrast dazu stehen lustigerweise die Momente, mit denen Royal Republic dann doch nochmal ihre hohe Musikalität unter Beweis stellen: Ein so cleveres Zusammenspiel von Vocals und Drums wie in “Love Somebody” hört man eben nicht jeden Tag. Aber auch mit den geschmackvollen Soli und Lead-Gitarren lässt die Band auf dieser Ebene immer wieder aufhorchen. Das bedächtige “Lazerlove” nimmt zudem in der Mitte einmal kurz das Tempo raus und hilft damit, die ungezügelte Energie der Platte zumindest ein Stück weit auszubalancieren. So oder so muss man “LoveCop” aber auch nicht auf die Goldwaage legen und viel mehr für die spaßige Wundertüte nehmen, die es nun mal ist. Ihrer eigenen Genrebezeichnung des “Power-Disco” werden sie damit auf jeden Fall gerecht.

Foto: Jonatan Rennemark / Offizielles Pressebild

ALBUM
LoveCop
Künstler: Royal Republic

Erscheinungsdatum: 07.06.2024
Genre:
Label: Odyssey Music Network
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. My House
  2. LoveCop
  3. Wow! Wow! Wow!
  4. Freakshow
  5. Lazerlove
  6. Boots
  7. Love Somebody
  8. Ain’t Got Time
  9. Electra
  10. Sha-La-La-Lady
Royal Republic LoveCop
Royal Republic LoveCop
7
FAZIT
“Wir haben Def Leppard Zuhause” - könnte Mama meinen, wenn ein paar lustige Pillen ihren Weg ins Müsli der Hard Rock-Legenden gefunden hätten. Es wäre aber nicht fair, Royal Republic und ihre fünfte Platte “LoveCop” nur darauf zu reduzieren, wen sie direkt oder indirekt musikalisch zitieren. Ihr Crossover-Spektakel mag zwar auf Albumlänge ein wenig zuviel fürs Ohr sein, macht aber alleine durch ihre klare Ausrichtung als Band mehr als Sinn und muss daher am Ende nur Eines: Den Hörenden eine gute Zeit bieten und sie schon mal auf das nächste Festival-Wiedersehen einstimmen.