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Kritik: Papa Roach - "Ego Trip"
Papa Roach ließen uns schon zu Beginn der Pandemie (und ja, es fühlt sich so an, als sei das schon ...
VON
Julia Lotz
AM 06/04/2022
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Papa Roach ließen uns schon zu Beginn der Pandemie (und ja, es fühlt sich so an, als sei das schon Jahrzehnte her…) wissen, dass sie die Live-Downtime nutzen, um an einem neuen Album zu arbeiten. Das Besondere daran: Besagte neue Scheibe wird erstmals über das bandeigene Label erscheinen, denn der Deal mit dem Vorgänger-Label Better Noise Music lief mit der Veröffentlichung des Best Of-Albums „Greatest Hits Vol. 2 – The Better Noise Years“ Anfang 2021 aus.
Nun ist es soweit und nach rund zwei Jahren Feilerei erblickt die nunmehr elfte Full-Length-Scheibe der Kalifornier das Licht der Welt. „Ego Trip“ heißt das gute Stück, das mit 14 neuen Stücken um die Ecke kommt. Und den Namen der Platte hätte das Quartett kaum besser wählen können.
Papa Roach nehmen uns mit auf ihren „Ego Trip“
Auf dem Longplayer fahren Jacoby Shaddix und Co. nämlich einen musikalischen Ego-Trip, den sich manch andere gestandene Band sicherlich nicht trauen würde. Während Acts, die schon eine Weile im Business sind (und das trifft auf Papa Roach, die seit anno 1993 die Szene unsicher machen, auf jeden Fall zu) dazu neigen, sich auf einem altbewährten Sound auszuruhen, hat das Vierergespann schon auf den vorigen Alben bewiesen, dass sie ihre Nase mal in diese und jede neue Musikrichtung stecken – oder gerne stecken WÜRDEN.
Der Crossover-Sound der frühen Werke (allen vorangestellt ist hier mal „Infest“, eine DER Nu Metal-Platten der späten 1990er/frühen 2000er) war auf den beiden direkten Vorgängern „Crooked Teeth“ (2017) und „Who Do You Trust?“ (2019) schon wieder etwas stärker vertreten als auf den „mittleren“ Scheiben, doch hatte man hier eher das Gefühl, man traut sich nicht so ganz, den Schritt nach vorn zu wagen. Das ändert sich nun allerdings und es wird (wieder) rauer und vor allem auch erwachsener.
So führen die Mannen auf Songs wie beispielsweise „Stand Up“, „Cut The Line“ oder „Killing Time“ ebenjenen Sound weiter fort. Jacoby Shaddix stehen die stimmgewaltigen Passagen und Rap-Parts außerordentlich gut und auch besser als ruhige Stücke. So geht der Gesang beispielsweise in der Ballade „Leave A Light On“ stellenweise unter und auch auf „Swerve“ singen Jason Butler (Fever 333) und Sueco den PR-Fronter in Sachen Sprechgesang ein bisschen gegen die Wand.
Aber da der 45-Jährige schon selbst weiß, was er am besten kann, holt er 80% der Zeit alles aus seiner Stimme raus. „Stand Up“ oder „Kill The Noise“ sind hier die besten Beispiele dafür, dass die Kombo auch nach all den Jahren noch immer ihre Daseinsberechtigung in der Szene hat. Und obendrein bestens vorbereitet ist für das post-pandemische Live-Leben.
Zwischen Altbewährtem und Experimenten
Mit „Ego Trip“ wagen Papa Roach nun einen Spagat zwischen Altbewährtem und Modernem. Ein paar Ausreißer gibt es auf der Platte allerdings auch – und das lasse ich nun mal unbewertet so stehen. So sind Tracks wie „Bloodline“, „Liar“ oder auch das titelgebende „Ego Trip“ für Fans der frühen Jahre vermutlich eher ein papa-roachiger Reinfall. „Neuankömmlinge“ im vor allem pop-getriebenen Crossover könnten hieran allerdings Gefallen finden. Und die genannten Stücke sicherlich auch ihren Weg ins Radio.
Papa Roach gehen mit ihrem neuen Album und dem ersten Longplayer, der in Eigenregie das Licht der Welt erblickt, einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. Durch die wirklich diversen Sounds der Stücke fehlt mitunter ein bisschen der rote Faden und wieder fragt man sich: Was will man denn nun? Das, was man immer bekommen hat oder doch ein bisschen Mut zu Veränderung?
Um den Anschluss in der diversen Musiklandschaft nicht zu verlieren, haben Papa Roach auf „Ego Trip“ jedenfalls sicher so einiges richtig gemacht. Dennoch sind es die Songs mit viel Gitarre und Jacoby Shaddix‚ unverkennbarem Gesang dann auch die Stücke, die am besten funktionieren.
Foto: Darren Craig / Offizielles Pressebild
Ego Trip
Künstler: Papa Roach
Erscheinungsdatum: 08.04.2022
Genre: Crossover, Nu Metal, Rock
Label: New Noize Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Kill The Noise
- Stand Up
- Swerve (feat. Jason Butler & Sueco)
- Bloodline
- Liar
- Ego Trip
- Unglued
- Dying To Believe
- Killing Time
- Leave A Light On
- Always Wandering
- No Apologies
- Cut The Line
- I Surrender
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