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EmoRapTrap
Kritik: nothing,nowhere. - "Trauma Factory"
nothing,nowhere.. startete mit Trauma Factory am 19. Februar schon mit seinem fünften Studioalbum ins Jahr 2021. Der Solokünstler war vorher ...
VON
Morris Schuster
AM 25/02/2021
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nothing,nowhere.. startete mit Trauma Factory am 19. Februar schon mit seinem fünften Studioalbum ins Jahr 2021. Der Solokünstler war vorher schon bekannt für wilden und experimentellen Crossover von Pop-Punk bis Emo über Rap und Trap bis zu elektronischen und eher rockigen Elementen und setzt mit „Trauma Factory” sein Schaffen fort.
Das Album startet mit einem klassischen Albumintro, nur das Sounddesign der Gitarre mit viel Reverb und Delay, lässt uns dezent erahnen was, uns noch erwarten wird. Eine raue Erzählstimme schafft Atmosphäre, bevor es richtig los geht und erzählt uns etwas mehr als eine Minute lang über Optimismus, Veränderungen, Emotionen, Zeit, Entwicklung und schließt mit den Worten „… Human Life is a Trauma Factory” und fasst damit auch inhaltlich die Inspirationen im Songwriting zusammen, die uns auf „Trauma Factory” noch erwarten.
Mit „lights (4444)“ startet das Album dann auch richtig mit einem leichten, chilligen Trap-Beat und gedoppelten Gesang. Der Gesang ist eher poppig angehaucht im Refrain und gibt uns hier auch schon einen Ausblick auf den Gesang im restlichen Teil des Albums. Hier sticht er allerdings auch mit Autotune-Effekt heraus. Insgesamt hat der Song eine verträumte atmosphärische Hook mit Cloud-Rap-ähnlichen, gesungenen Strophen.
nothing,nowhere. wirft eine Vielzahl von Einflüssen in die Schale
Mit dem dritten Track „buck“ erwartet uns ein rockiger Schlagzeug-Rhythmus, der im Refrain weiter besteht und ab da auch über einem synthetischen Trap-Beat liegt. Es erwartet uns Pop-Punk-artiger Gesang, der sich im Refrain zum Rap hin ändert und kurz vor dem Einsetzen der Instrumente den einzigen Fokus auf die Stimme setzt. Es erwartet uns eine Bass-Betonung im Refrain, die den Effekt des einsetzenden Chorus verstärkt und gibt dabei ordentlich Power. Der (elektronische) Bass ist dabei aber alles andere als aufdringlich und hält sich im Hintergrund. Hier ergibt sich ein diffuses Gefühl von beruhigend bis aufbauschend, das klingt recht einzigartig und habe ich persönlich in diesem Umfang noch nie aktiv in einem anderen Song wahrgenommen. Bitte mehr davon.
Die nächsten beiden Tracks finden ihren Ursprung tatsächlich eher im Rap. „Love and chemistry“ bietet im Gegensatz zu „exile“ allerdings Einflüsse aus dem Rock (besonders am Schlagzeug). Wir finden wieder einen trappigen Beat vor. Der Song hebt sich ab und kommt deutlich schneller daher. Der eben benannte rockige Schlagzeugteil setzt nach dem Intro ein und geht nach vorne, die Gitarre steht im Instrumental diesmal eher im Vordergrund und der Gesang ist, wie in „lights (4444)“ poppig, spart allerdings hier an den Effekten in der Stimme und kommt gut damit aus. „exile“ ist im Gegenzug ein klassischer Trap/Rapsong, wie man ihn eher aus dem US-Charts-Bereich kennt. Passt zwar irgendwie zum gesamten Stil der Platte, ist aber weder innovativ noch besonders spannend. Besonders im MoreCore-Universum sage ich mal ganz mutig voraus, dass dieser Track hier eher wenig Abnehmer finden wird. „exile“ unterstreicht dennoch die Vielseitigkeit von nothing,nowhere..
nothing,nowhere. bringt die ganz großen Highlights
„upside down“ ist die letzte Single-Auskopplung von „Traum Factory” und, soviel nehme ich schon einmal vorweg, mein persönliches Highlight. Nach einem kurzen Intro mit richtig gefühlvollen Vocals startet „upside down“ in den Refrain. Viel Hall und Echo im Gesang geben der Stimme hier richtig viel Raum und Kraft, obwohl eher entspannt gesungen wird. Später kommt noch ein Part dazu, bei dem der Gesang nur durch den Bass unterstützt wird. Das verstärkt die Bedeutung und Emotionalität in der Stimme massiv. Die Gesangsmelodie ist mit Abstand die, mit dem größten Ohrwurmcharakter auf der Platte. Das Outro des Songs bedient sich dem (Vocal-)Part des Intros und beendet den Song schlüssig.
„pain place“ hat ein Feature mit Misogci, bekannt für Singer-Songwriter-Qualitäten. Das gibt dem Track die erwartbare Note. Der Song ist wenig aufregend, aber in der Mitte des Albums gut platziert, um etwas Tempo rauszunehmen und als Zuhörer mal inne zu halten. „Fake friends“ kennen wir hingegen schon als Single aus dem letzten Jahr. Er besticht mit Open Chords und klassischen Flajolet-Tönen an der Gitarre. Mit viel Reverb auf der Gitarre eröffnet das den Song richtig entspannend mit altbewährten Mitteln in neuem Gewand. Wieder sehr verträumt setzten dann im Refrain erstmals deutlich verzerrte Gitarren ein, und unterstreichen den Rap/Rock Stil und die vielen Einflüsse des Künstlers hier besonders.
„Death“ – Fällt augenscheinlich total aus dem Raster. Der Song ist am besten zu beschreiben mit dem inzwischen viel bekannten und etablierten Death-Trap Stil a la Ghostemane und Scarlxrd. Trotzdem ist er unglaublich stimmig. Der Stil passt gut zum Künstler und zum Album und geht ab! Hier wird Abwechslung geboten, die deutlich mehr aus dem Raster fällt, als der Rest der Tracks. Richtiger Banger! Tut euch einen Gefallen und hört rein, falls ihr es nicht sowieso schon getan habt.
„pretend“ hingegen funktioniert als richtiger neumoderner Pop-Punk-Song, verzerrte Gitarren und kraftvoller Gesang im Refrain erinnern an Machine Gun Kelly!
„Blood“ kennen wir auch bereits als Single-Auskopplung und ist deutlich elektronischer angehaucht, als die letzten Songs. Das könnte nicht zuletzt an den Features mit KennyHoopla und JUDGE liegen. Ersterer ist, wie nothing,nowhere. ein aufstrebender Künstler des Emo-Trap-Pop-Punk-Rock-Raps und harmoniert stimmlich wunderbar und ist für die Platte, wie die Kirsche auf der Torte, das gewisse Extra, welches das gesamte Werk noch einmal ein gutes Stück aufwertet. Wie bei „death“ kann und will ich auch gar nicht weiter ins Detail gehen. Der Song gehört einfach angehört.
„nightmare“ erinnert an den Stil von „pretend“ und gibt uns wieder eine punkigere Note. Der Song unterscheidet sich hier noch durch die Unterstützung eines frischen Synthesizers der sich über die Gitarre legt und auch wieder mit etwas dezentem Autotune auf der Stimme. Das Schlagzeug hat ein kräftigeres Soundprofil als im restlichen Teil des Albums, den wir bisher gewohnt waren.
Ein fulminantes Ende
Der folgende Track „crave“ hingegen wirkt, als eine kurze emotionale Emorap-Ballade, die den gesamten Stil des Albums in ein ruhigeres Gewässer lenkt und auch den nächsten noch ruhigeren, aber durchaus sogar noch emotionaleren Song „real“ einleitet.
Ich würde behaupten, der Stil der beiden Tracks ist nicht für jedermann, hat aber durchaus seine Daseinsberechtigung, da sie das Album authentisch ergänzen. Besonders Fans von gefühlvolleren Songs kommen hier auf ihre Kosten. Das Album „Trauma Factory” wird durch die beiden Tracks aber dennoch gut abgerundet.
Der letzte Song „barely bleeding“ behält den Emorap-Stil der letzten beiden Songs bei, geht aber, was Emotionen und Power angeht, noch einmal richtig in die Vollen. Eine Akustikgitarre und laut geschriener Gesang schließen das Album wie ein Feuerwerk mit einer Spannung die sich langsam aufgebaut hat und sich schlussendlich noch einmal kraftvoll entlädt und dann: Stille…
Bild: YouTube / „nothing,nowhere. – Upside Down (Official Video)“
Nothing,Nowhere News
Trauma Factory
Künstler: Nothing,Nowhere
Erscheinungsdatum: 19.02.2021
Genre: Alternative, Emo, Rap
Label: Warner Music
Medium: CD, Vinyl, etc
- Trauma Factory
- Lights (4444)
- Buck
- Love Or Chemistry
- Exile
- Upside Down
- Pain Place (feat. Misogi)
- Fake Friend
- Death
- Pretend
- Blood (feat. Kennyhoopla & Judge)
- Nightmare
- Crave
- Real
- Barely Bleeding
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