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Review

Death MetalMetalcore

Kritik: Neaera - "All Is Dust"

20 Jahre Neaera – wie schnell die Zeit vergeht. Frontman Benny Hilleke ist trotz der vielen Jahre, die ins Land ...

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20 Jahre Neaera – wie schnell die Zeit vergeht. Frontman Benny Hilleke ist trotz der vielen Jahre, die ins Land gezogen sind, trotz unzähliger Shows und Erlebnisse immer noch noch sehr fit, was die Bandgeschichte angeht. So kann er ohne Probleme aufzählen, welche Tour die Band aus Münster in welchem Jahr mit welcher Band gespielt hat. Benny Hilleke lebt und liebt Neaera. Daher verwundert es nicht, dass ihm das vermeintliche Aus der Band Ende 2015 schwer traf. Ein Comeback war erst einmal nicht in Sicht. „Es wurde für uns zu der Zeit immer schwieriger, der Band den notwendigen Stellenwert einzuräumen. Wir wollten Neaera aber nicht auf Sparflamme halten. Daher hat es sich damals richtig angefühlt, aufzuhören.“, erklärt Hilleke die Beweggründe der Band.

Das zweite Album nach dem Comeback

Es war also keineswegs so, dass sich die Band auseinandergelebt hatte oder musikalische Differenzen im Vordergrund standen. Und so musste man auch nicht lange überlegen, als sich im April 2018 die Möglichkeit ergab, bei den Impericon Festivals zu spielen. Aus dem einmaligen Live-Comeback wurde schnell mehr. Anfang 2020 wurde mit „Neaera“ das erste Studioalbum seit sieben Jahren veröffentlicht. Im Nachhinein ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn wenige Wochen nach dem Release traf die Corona-Pandemie auch die Musikszene mit voller Wucht. Als es wieder möglich war, spielten Neaera dann auch einige Shows – zum Beispiel beim Wacken Open Air oder beim Vainstream Rockfest. Benny Hilleke macht im Übrigen keinen Hehl daraus, dass er gerne noch mehr unterwegs wäre. Gleichwohl bleibt er realistisch: „Viel mehr als das, was wir jetzt machen, wäre kaum umsetzbar. Wir haben alle volle Terminkalender und müssen immer schauen, dass noch Zeit für die Band bleibt.“

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Langwieriges Songwriting

So verwundert es auch nicht, dass sich das Songwriting für die neue Platte „All Is Dust“ lange hingezogen hat. Zwar hatte die Band schon im September 2021 mit dem Schreiben neuer Songs begonnen. Die ersten Tracks wurden aber nicht als gut genug empfunden. Umso gespannter darf man auf „All Is Dust“ sein. Und schon die ersten Tracks bestätigen die Vorfreude. „Antidote to Faith“ braucht kaum Vorlaufzeit. Neaera-typisch geht es sofort zur Sache. Neaera-typisch ist auch der Sound des Songs. Das gilt für die Stimme von Benny Hilleke, aber auch für die Saiteninstrumente und die Drums. Ein wesentlicher Erfolg der Band war immer schon, dass sie sich musikalisch zwar klar im Melodic Death Metal befindet, aber eben doch in jedem Bereich individuelle Elemente hinzutreten. Wer die ersten Songs hört, begibt sich unweigerlich auf eine Zeitreise durch die letzten 20 Jahre.

Gewohnte Strukturen, die immer noch funktionieren

Der Titeltrack „All is Dust“ geht sofort ins Ohr. Hier wird klar, dass die beiden Gitarristen Tobias Buck und Stefan Keller nach wie vor das sind, was man gemeinhin als kongeniales Duo bezeichnet. Zusammen mit Drummer Sebastian Heldt entstehen die Songs wie früher vor allem im Proberaum. Das hört man – die Songs auf „All Is Dust“ sind nicht künstlich zusammengefügt, sie sind nach und nach natürlich gewachsen. Generell verfestigt sich beim Hören von „All Is Dust“ sehr schnell der Eindruck, dass Neaera zum einen nicht im Ansatz verlernt haben, wie man richtig gute Songs schreibt.

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Zum anderen haben sie es geschafft, den ureigenen Stil auf eine Art und Weise weiterzuentwickeln, die beeindruckend ist. Denn Songs wie „Swords Unsheathed“ oder „Per Aspera“ hätten zumindest in ihrer Grundstruktur auch schon auf einem der Alben aus der Anfangszeit der Band sein können. Doch Neaera schaffen es, den Songs und auch dem Sound ein frisches Gewand überzustreifen. Gar nicht mal so einfach, den Spirit der 00er-Jahre ins Jahr 2024 zu übertragen. Doch genau das ist die große Stärke des Albums. Das, was vor 20 oder 15 Jahren schon gut funktioniert hat, funktioniert auch jetzt noch bei Neaera. Die Songs haben in Sachen Songwriting, Produktion und Sound ein moderates Update erhalten.

Lyrisch eher persönlich als politisch

Dass Neaera diesen Spagat so gut hinbekommen haben, liegt sicher daran, dass die Band kaum anders arbeitet als vor 10 oder 20 Jahren. „Wir haben für „All Is Dust“ nichts anders gemacht als bei früheren Alben. Wir schreiben die Songs zusammen und sind froh, dass es immer noch so funktioniert.“, so Benny Hilleke. Der Band kommt sicher auch entgegen, dass das alte Line-Up nach wie vor zusammen ist, die Rollen also klar verteilt sind. Auch in Sachen Lyrics bewegen sich Neaera nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Man muss dem Ruf Münsters als Hauptstadt der Intellektuellen bekanntlich gerecht werden. Gleichwohl rückt das Politische auf „All Is Dust“ ein wenig in den Hintergrund. Das Individuum und seine Herausforderungen in anstrengenden Zeiten steht im Mittelpunkt des Albums. Sicher eine Folge der Pandemie, aber auch fast schon typisch, wenn Bands und ihre Mitglieder älter werden. Die Mischung als Musik und Texten passt jedenfalls perfekt.

Auch Neaera-typisch ist der düstere Rausschmeißer namens „Into the Hollow“. Genau so muss ein Album des Quintetts enden. Das war früher so, das ist immer noch der Fall. Hätten Neaera auf „All Is Dust“ etwas anders, vielleicht sogar besser machen sollen? Vielleicht wünscht man sich bei dem ein oder anderen Song etwas mehr Dynamik, etwas mehr Differenzierung zwischen Strophen und Refrain. Schließlich haben gerade die auch lyrisch sehr eingängigen Refrains Songs wie „Armamentarium“ oder „Let The Tempest Come“ erst zu Überhits gemacht. Aber: Songs können immer noch mit den Jahren wachsen. Auf „All Is Dust“ ist dafür ganz sicher Potential vorhanden. Mehr als das sogar.

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piano.peach)

ALBUM
All Is Dust
Künstler: Neaera

Erscheinungsdatum: 28.06.2024
Genre: ,
Label: Metal Blade Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Antidote to Faith
  2. Pacifier
  3. All Is Dust
  4. Swords Unsheathed
  5. Per Aspera
  6. Edifier
  7. In Vain
  8. Render Fear Powerless
  9. Dividers
  10. Into the Hollow
Neaera All Is Dust
Neaera All Is Dust
8.5
FAZIT
"All Is Dust" ist einfach 100 % Neaera. Die Münsteraner haben ihren Stil nach 20 Jahren als Band nicht nur perfektioniert, sie bringen ihn auch auf ein neues und modernes Level. Diese Band hat nicht nur eine beeindruckende Vergangenheit, sondern vor allem auch eine rosige Zukunft.