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Kritik: Motionless In White - "Scoring The End Of The World"
Motionless In White – das Aushängeschild für schaurig-schönen Metalcore – präsentieren uns am 10. Juni 2022 ihr fünftes Studioalbum „Scoring ...
VON
Lisa Kaiser
AM 07/06/2022
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Motionless In White – das Aushängeschild für schaurig-schönen Metalcore – präsentieren uns am 10. Juni 2022 ihr fünftes Studioalbum „Scoring The End Of The World“. Nachdem der reine „Horrorcore“ aus ihren Anfängen, im weiteren Verlauf ihrer musikalischen Karriere mit Synthesizern und Nu-Metal Elementen erweitert wurde und mit ihrem letzten Album „Disguise“ aus dem Jahr 2019 seinen Höhepunkt fand, ist die Erwartung und Neugierde der Fans hoch. Haben sich die drei Jahre Warten auf neue Töne gelohnt? Wir haben für euch in das sechste Album von Motionless In White reingehört und geben einen ersten Ausblick!
Starten wir mit dem offensichtlichen: Titel „Das Ende der Welt im Visier“ und Artwork sprechen für sich. So hält eine Roboterhand die brennende Erde, gefangen in einer Glaskugel, ins Feuer. Viel Spielraum für Interpretation herrscht hier nicht. Aber die Kombo um Frontmann Chris „Motionless“ Cerulli ist ja bekannt für gesellschaftskritische und kontroverse Textzeilen und sichert sich so, abseits der Musik, ein Platz im Herzen der Fans. Laut Chris kann das Album aus zwei Sichtweisen betrachtet werden – auf der einen Seite thematisieren die 13 Songs das Ende der persönlichen „mentalen Welt“ des Sängers, welcher mit den Umständen der Pandemie sehr zu kämpfen hatte. Auf der anderen Seite repräsentiert das Album das „tatsächliche Ende der Welt“: die aktuellen globalen Krisen und nicht endenden, negativen Schlagzeilen.
Motionless in White in ihrer Königsdisziplin: Kraftvolle Balladen
Wie von den Herren bereits angeteasert finden sich auch auf dieser Scheibe emotionale, kraftvolle Balladen – wie von Motionless In White zu erwarten. Sowohl „Masterpiece“ als auch „Porcelain“ liefern sich ein Kopf-an-Kopf rennen in den Kategorien „Glasklare Vocals“, „Rührende Lyrics“ und „Theatralische Steigerung von Emotionen“. Etwas Neues oder Besonderes bekommen wir hier nicht serviert, doch missen wollen wir diese herzzerreißenden Stücke auch nicht.
Die neue Ära der Band beginnt mit einer Apocalypse
Ihr wollt es härter? Bitte schön. Mit „Slaughterhouse“ haben Motionless In White einen ihrer aggressivsten Tracks bisher veröffentlicht. Gekonnt in der Mitte des Albums platziert, sorgt er nicht nur für einen Überraschungseffekt, sondern steht auch noch im erstklassigen Kontrast zu den beiden Balladen der Platte. Nicht ohne Grund wurde dieser Banger vorher als Single ausgekoppelt: „Slaughterhouse“ startet von Null auf Hundert. Er liefert harte Screams, schnelle Drums und ganz viel Wut. Wer nach dem Breakdown gegen Ende noch nicht aus der Puste ist, darf sich direkt im Anschluss bei genau diesem – nur eine Frequenz langsamer und schwerer – den Nacken verrenken. Dass Knocked Loose Frontman Bryan Garris auf der Single gastiert, ist kaum zu überhören. Deutlicher kann man keine Spuren hinterlassen.
Aber auch der einleitende Track von „Scoring The End Of The World“ kann sich zu den härteren Tönen des Albums gesellen. Mit dissonanten Synthesizern und punktuell gesetzter, weiblicher Roboterstimme versehen, repräsentiert „Meltdown“ vor allem die Mischung aus dem neuen Industrial-Style der Band und dem altbekannten Metalcore. Die Atmosphäre der Apokalypse wird hier perfekt aufgegriffen und in dem gegen Ende erklingenden „Cyberhex“ weitergeführt. Hierbei handelt es sich um die erste Auskopplung des Longplayers. Sie soll die neue Ära der Band repräsentieren, gleichzeitig ist sie das Aushängeschild des Albums. Mit einem dreckigen „Bläh“ und den Worten „Geh mit mir, bis zum Ende“ ruft Chris die Hörer zu einer Revolution auf. Die Single richtet sich an die Menschen, die die Welt zu einem besseren gestalten wollen. Die rührende Message, stellt die eintönige Melodie wenigstens etwas in den Schatten.
Motionless In White präsentieren ihre Horror-Show
Ja, die Herren aus Pennsylvania bleiben sich treu und liefern wieder eine Handvoll gruseliger Lieder, die sich perfekt für jede Halloween-Party eignen.
Wolfsheulen. Ein dunkler E-Bass erklingt in der Stille. Bedrohlich ruhig flüstert Chris die erste Strophe von „Werewolf“ und wird dabei vereinzelt von einem hohen Keyboard unterstützt. Mit der Frage: „Wird der Mensch zum Monster oder das Monster zum Menschen?“ wird der überraschend melodische Refrain eingeleitet, welcher sich Musical-artig durch den ansonsten stark Synthwave-geprägten Track zieht. Dass sich Motionless in White auf diesem Album an Film- und Videospielmusik inspiriert haben, wird hier besonders deutlich – ob die Herren beim letzten Filmabend Ryan Goslings „Drive“ geschaut haben?
Der nächste Track, der auf unserer apokalyptischen Halloween-Party gespielt wird, ist „We Become The Night“. Dieser kommt genauso schaurig und melodisch daher, ist allerdings mit weniger 80s Synth-Elementen ausgestattet. Besonders Fans von Gothic-Rockmusik mit tiefem, verruchtem Gesang finden hieran Freude. Und damit ist noch nicht Schluss: Das Horror-Motto zieht sich durch das komplette Album. Auch gegen Ende stoßen wir auf einen ähnlichen Track – „B.F.B.T.G. Corpse Nation“. Ein weiterer Song aus der „Broadcasting From Beyond The Grave“-Reihe. Auch hier lädt der Refrain zum Mitsingen ein, allerdings ziehen Motionless In White auf diesem Song deutlich das Tempo an. Die vermeintlich sanfte Spieluhr, welche von Chris klarem Gesang begleitet wird, wird direkt in der ersten Strophe von Double-Bass und Schreigesang abgelöst.
Freude für Fans der altbekannten Sounds
Ein persönliches Highlight der Platte stellt „Burned At Both Ends II“ dar. Als Nachfolger des gleichnamigen Tracks aus dem 2012 erschienen zweiten Album „Infamous“ punktet dieser mit einem nostalgischen Sound. Der Mix aus Scream- und Clean-Gesang umhüllt von einer E-Gitarre, die einen Moll-Chord nach dem anderen brettert. Wirklich sehr Oldschool. Eine ähnliche Stimmung bringt auch der Titeltrack von „Scoring The End Of The World“ mit – auch wenn dieser deutlich melodischer daherkommt und mit ausreichend Synthesizer ausgestattet ist. Dreckiger Sprechgesang, dramatischer Oktavenwechsel und vereinzelte Nintendo-Soundgeräusche machen diesen Track zu einem angenehmen Abschluss.
Während „Sign Of Life“ und „Cause Of Death“ durchaus ihre Daseinsberechtigung haben, gehen sie im Gesamten der Platte doch etwas unter. Ebenso geprägt von melodischen Refrains, harten Strophen und Synthesizer fehlt in der Masse doch der Wiedererkennungswert. Einen kompletten Ausrutscher führen uns Motionless In White auf dem Song „Red, White & Boom“ mit Caleb Shomo (Bearthooth) vor. Mit einem catchy Rhythmus liefern uns die Herren hier einen rockigen Party-Track, der vermutlich die Meinung der Fans spalten wird.
Foto: Rockcandyphoto / Offizielles Pressebild
Scoring The End Of The World
Künstler: Motionless In White
Erscheinungsdatum: 10.06.2022
Genre: Alternative, Metalcore, Nu Metal
Label: Roadrunner Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Meltdown
- Sign Of Life
- Werewolf
- Porcelain
- Slaughterhouse (feat: Bryan Garris)
- Masterpiece
- Cause Of Death
- We Become The Night
- Burned At Both Ends 2
- Broadcasting From Beyond The Grave: Corpse Nation
- Cyberhex
- Red, White & Boom (feat: Caleb Shomo)
- Scoring The End Of The World (feat: Mick Gordon)
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