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Kritik: Motionless In White - „Disguise“
Die Herren von Motionless In White sind fleißige Bienchen. Gefühlt sind sie ständig auf Tour und dann beehren sie uns ...
VON
Julia Lotz
AM 13/06/2019
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Die Herren von Motionless In White sind fleißige Bienchen. Gefühlt sind sie ständig auf Tour und dann beehren sie uns gerade mal zwei Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Graveyard Shift“ (2017) schon wieder mit einer neuen Platte. „Disguise“ nennt sich das frische Werk und ist der nunmehr fünfte Longplayer der Band um Chris „Motionless“ Cerulli.
Die Musik der fünfköpfigen Kombo wird gerne als „Horror-Metal“ beschrieben. Das ist nicht zuletzt der Tatsache zu schulden, dass sie gerne mit dem Image des Goth-Rocks spielen. Insbesondere das Auftreten der Bandmitglieder sowie auch die Gestaltung der Albumcover bedienen dieses Klischee. Der Begriff „Horror-Metal“ hat jedoch irgendwie einen blöden Beigeschmack, als sei die Musik „der Horror“. Das ist sie jedoch keinesfalls.
„Disguise“ startet mit der gleichnamigen Lead-Single, die Motionless In White als erste Auskopplung aus ihrem neuen Album veröffentlichten. Der Track ist ausnahmslos das, was man von der Band erwartet hat. Ein solider, eingängiger Metalcore-Track in astreiner MIW-Manier, in dem auch die altbekannten „Horror-Elemente“ früherer Tracks zu finden sind: Ein bisschen Synthesizer hier, scratchende Gitarren und ein passendes Musik-Video verleihen dem Song das Motionless-Flair.
Die weiteren Songs des Albums sind dann eine wilde Mischung aus bereits Bekanntem der früheren LPs und einigen Ausflügen in neue musikalische Stile. Der Song „Undead Ahead 2: The Tale Of The Midnight Ride 2“ ist die Fortsetzung von „Undead Ahead“ aus dem Debütalbum „Creatures“ (2010) und knüpft thematisch daran an. Auch musikalisch könnte der Track glatt dem Erstlingswerk der Band entspringen.
In manchen Songs sind Nu Metal-Vibes zu spüren, so zum Beispiel in „Thoughts & Prayers“ oder „Headache“. Insbesondere die Strophen sind von Einflüssen des Nu Metal der späten 1990er geprägt. Man erwartet kurzzeitig, dass Corey Taylor oder Jonathan Davis das Mikrofon an sich reißen. Und natürlich sind auch die Synthesizer-Parts wieder am Start. Ein bisschen „Horror“ muss ja sein.
Darüber hinaus wechseln sich eingängige Tracks mit plötzlichen Gefühlsausbrüchen von Chris Motionless ab. „Brand New Numb“ ist beispielsweise ein ungewöhnlich tanzbarer Song, der Potential hat, auf Rockradiosendern Gehör zu finden. „Broadcasting From Beyond The Grave: Death Inc“ bricht einen kleinen Sturm los, der mit Stimmverzerrer und marschierendem Gitarrenriff ganz ordentlich vorwärts geht. Was aber selbstverständlich auch hier nicht fehlt: Die Synthesizer.
„Another Life“ ist ein ruhigerer Song, in dem Chris Motionless seine gesangliche Qualität zeigt. Der Track bringt die Stimmfarbe des Sängers gut zur Geltung und eröffnet ihm neue Spielräume. Ebenfalls etwas ruhiger kommt „Holding On To Smoke“ daher. Die Songs bedienen sich Strukturen aus dem Alternative Rock und könnten glatt auch neueren Werken von Three Days Grace oder Breaking Benjamin entstammen.
„Disguise“ scheint alle bisherigen Werke von Motionless In White in sich zu vereinen. An dieser Stelle sei wieder auf eine altbewährte, wenn leider auch etwas abgedroschene Phrase zurückzugreifen: Auf dieser Platte ist wirklich für jeden etwas dabei. So salopp daher gesagt stimmt es aber, denn die musikalischen Stile wechseln sich munter ab.
Ein etwas klarerer roter Faden wäre schön. Zum Teil kommt man von Song zu Song nicht ganz hinterher. Wenngleich sich Motionless In White treu bleiben, wirkt die Setlist etwas zusammengewürfelt. Beinahe alle Songs könnten stilistisch auf einem der Vorgängerwerke zu finden sein; in Summe auf ein und derselben Platte wirken sie leider zum Teil etwas derangiert.
Disguise
Künstler: Motionless In White
Erscheinungsdatum: 07.06.2019
Genre: Metalcore
Label: Roadrunner Records
Medium: CD, Vinyl
- Disguise
- Headache
- /c0de
- Thoughts & Prayers
- Legacy
- Undead Ahead 2: The Tale Of The Midnight Ride
- Holding On To Smoke
- Another Life
- Broadcasting From Beyond The Grave: Death Inc.
- Brand New Numb
- Catharsis
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