Review
Metalcore
Kritik: Maelføy - "Failures, Fears and Forgiveness"
Nicht viele Bands schaffen es, in zwei Jahren zwei Alben vorzulegen. Maelføy aus Ganderkesee gehören jedoch in diesen Kreis und ...
VON
Rodney Fuchs
AM 25/11/2023
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Nicht viele Bands schaffen es, in zwei Jahren zwei Alben vorzulegen. Maelføy aus Ganderkesee gehören jedoch in diesen Kreis und machen mit ihrem neuen Album klar, dass sie es ernst meinen. Wie „Failures, Fears and Forgiveness“ klingt, erfahrt ihr hier.
Maelføy liefern explosiven Metalcore
Nach einem kurzen Intro, das mit dezentem Trap-Beat eine bedrückende Atmosphäre erzeugt, beginnt „Fear“ auf ähnlich düstere Weise. Maelføy beginnen mit einem harten Breakdown, um im Verse des ersten Songs in einer Rap-Einlage zu starten. On top gibt’s den ersten Refrain des Albums, der kurzzeitig an Being As An Ocean erinnert. Insgesamt startet „Fear“ mit ordentlicher Portion Härte, die dem Sound der Niedersachsen bestens steht.
Im Flow des ersten Tracks folgt mit „Finding Forgiveness“ ein weiterer Song mit Bezug auf den Albumtitel. Insgesamt ist Track 3 des Albums etwas ruhiger und baut auf Eingängigkeit. Ein Highlight: das Vocal-Feature von Wake Up Hate-Sänger Jake Adkins. Mit treibendem Groove hebt sich „Heroes“ etwas vom Sound der bisherigen Tracks ab, fällt dabei aber weder positiv noch negativ ins Gewicht – wenn auch der Breakdown am Ende des Tracks mit Emotionalität von sich überzeugen kann.
Das Besondere im Sound der Band
Den ersten Hit, der sich in über 500.000 Spotify-Streams selbst bestätigt, liefern Maelføy mit „away“. Die Single überzeugt auf dem Album auch, weil sie perfekt für sich selbst stehen kann, im Kontext aber für einen frischen Wind sorgt. So ist es das eingängige Synthie-Pattern, das mit den aggressiven Riffs und dem perfekt abgestimmten Refrain ein durchweg rundes Gesamtbild abgibt. Wie so oft ist es der Gesang von Sänger Marne, der die Band auf ein höheres Level hievt.
Ein Track wie „Monster In The Mirror“ feat. About Monster lässt sich perfekt als musikalische Mitte des Albums feststellen. Mit einem Vocal-Feature kann es sich vom Rest abheben, bleibt instrumental gesehen aber durchweg erwartbar. Das schmälert die Hörfreude nur wenig, denn Maelføy wissen, was sie machen. Wirklich hervorstechen kann „Monster In The Mirror“ jedoch nur durch das Feature, ohne das der Song etwas unspektakulär wäre.
Die wahren Stärken der Band
Ein weiteres Feature findet sich mit einem Beitrag von Chaosbay-Sänger Jan Listing. „Facing Failures“ baut dabei erneut auf Trap-Beats, die eine gewisse Modernität mit sich bringen. Wie aber auch „Monster In The Mirror“ fehlt dem Track das gewisse Etwas, das zwar mit dem Feature dazu kommt, hier aber noch weniger prägnant scheint, da sich Listing fast schon zu sehr in den Sound der Band fügt.
Etwas, das „Facing Failures“ jedoch mit frischem Wind beflügelt, ist der Breakdown am Ende, der mit einer Trompete etwas Unerwartbares mit sich bringt. „Owe You Nothing“ hingegen, ist grundsolide, sticht aber kaum aus dem Album heraus.
„Darkness Dwells“ hingegen, beginnt mit Streichern und einem Break, der kurzzeitig an Dimmu Borgir erinnert. Statt in Blast Beast zu münden, ist es aber ein Breakdown, der den Track, der nicht nur auf semantischer Ebene düster ist, eröffnet. Tatsächlich ist „Darkness Dwells“ ein Song, der die experimentelle Seite im Sound von Maelføy etwas mehr nuanciert, was der Band bestens steht.
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Überraschungen
Nicht alles auf „Failures, Fears and Forgiveness“ entspringt dem typischen Metalcore-Sound der Band. So etwa „Borrowed“ eine Akustik-Nummer, die mit dem harten Sound der Band bricht. Wirklich abholen kann der Track inmitten des Albums nur bedingt. Mit Lagerfeuer-Ästhetik und rohem Sound hätte man diesen Song auch als Bonus-Track ans Ende des Albums packen können, was dem Album-Flow weniger Abbruch getan hätte.
Aber auch „Eiskaltes Blut“ sorgt mit einem Deutsch Rap-Part für einen innovativen Ansatz, der hervorsticht. Ob das Experiment Deutsch Rap x Metalcore funktioniert, hängt sicher von der eigenen musikalischen Ästhetik ab. Für den Mut, dieses Experiment zu wagen, gibt es dennoch Respekt, denn auch wenn dieser Genrebruch manche etwas aus dem Konzept bringen könnte, gelingt es Maelføy, beide Welten mit großer Emotionalität zu verknüpfen.
Am Ende ist der Deutsch Rap-Teil stärker und emotionaler als der englische, was zumindest mit Blick auf die Zukunft ein starkes Learning sein könnte. Und weil das alles nicht genug ist, endet „Eiskaltes Blut“ und damit das ganze Album in einem Breakdown, der mit Deathcore-Härte alles zerschlägt, was bisher noch stand.
Alles richtig gemacht
Wären alle Songs so stark wie „away“, hätten Maelføy das deutsche Metalcore-Game neu definiert. Die Momente, in denen Maelføy glänzen, sind oft die, in denen etwas Unerwartetes passiert. Mit Blick auf die Diversität im Sound der Band lässt „Failures, Fears and Forgiveness“ noch viel Raum für weitere Experimente, die in Nuancen bereits angedeutet sind. Mit diesem Album als Grundlage wird es spannend sein zu sehen, in welche Richtung ein drittes Album die Band treiben könnte.
Fans von Bands wie Being As An Ocean werden insbesondere dank der eingängigen Refrains schnell Gefallen an Maelføy finden. Nicht zuletzt, weil diese wie eine warme Umarmung wirken, die durch die düsteren Wolken der Instrumentals hindurchscheinen. Mit einer lupenreinen Production liefert „Failures, Fears and Forgiveness“ ein grundsolides Album, das 2023 in keiner Metalcoresammlung überschaut werden sollte.
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Foto: Isabel Gerstle / Offizielles Pressebild
Failures, Fears and Forgiveness
Künstler: Maelføy
Erscheinungsdatum: 24.11.2023
Genre: Alternative, Metalcore, Post-Hardcore
Label: Blood Blast Distribution
Medium: CD, Vinyl, etc
- Intro
- Fear
- Finding Forgiveness (with Wake Up Hate)
- Heroes
- away
- Monster In The Mirror (with About Monsters)
- Darkness Dwells
- Borrowed (Acoustic)
- Facing Failures (with Chaosbay)
- Owe You Nothing
- Eiskaltes Blut
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