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Review

Heavy MetalRock

Kritik: Lordi - "Limited Deadition"

Monströse Hülle, aber im Kern schrecklich blutleer.

VON

Wollt ihr euch kurz alt fühlen? Nächstes Jahr ist es 20 (!) Jahre her, dass Lordi beim Eurovision Song Contest triumphierten und die heile Pop-Welt mit Heavy Metal und Monsterkostümen schockten. Wer damals dachte, die finnische Truppe um Frontmann Mr. Lordi würde nach dem Sieg schnell im Staub der Musikgeschichte versinken, hat sich geschnitten. Immer wieder gruben sich Lordi seitdem aus der Gruft, nähten ihre Einzelteile auf spannende Weise neu zusammen.

Lordi waren nie nur eine Band, sie waren immer ein Gesamtpaket aus Horror, Kitsch und Theatralik, das sich irgendwo zwischen Kiss, Alice Cooper und trashigem 80er-B-Horror bewegte.

Das gipfelte 2021 in einem der spannendsten Projekte der letzten Jahre: „Lordiversity“. Insgesamt sieben Alben raunzte Mr. Lordi mit seinen Gummikostüm-Kumpanen ein – beackerte dabei jeweils eine Ära der Rock- und Metal-Geschichte. Von „Skelectric Dinosaur“ im 70s-Hard-Rock-Stil mit Anleihen an Deep Purple & Co. bis zur von Rob Zombie und Marilyn Manson inspirierten Industrial-Metal-Platte „Spooky Sextravaganza Spectacular“.

Mit „Limited Deadition“ zelebrieren Lordi jetzt ein weiteres Mal ihre Liebe zu Retro-Ästhetik – dieses Mal ist es eine Liebeserklärung an die Popkultur der 80er. Insbesondere an die Spielzeuge dieses Jahrzehnts, wobei Mr. Lordi sich von seiner eigenen Sammelleidenschaft inspirieren ließ. Doch im Gegensatz zu den frühen Platten der Band und ambitionierten Projekten wie „Lordiversity“ wird „Limited Deadition“ schnell eintönig. Die gute Idee ist da, die Verpackung ist monströs kreativ, aber das Songwriting kann nie Schritt halten.

Lordi zwischen VHS-Charme und musikalischer Monotonie

Los geht’s mit „SCG XIX: The Hexecutioners“ – einem der Lordi-typischen Spoken-Word/Hörspiel-Parts, die sich auf allen neueren Alben der Finnen finden lassen. Der Opener ist eine launige Einleitung ins Album und das Konzept der folgenden Dreiviertelstunde. Der erste richtige Song, „Legends Are Made of Clichés“, setzt dann in gewohnter Manier auf griffige Riffs und Mr. Lordis heiseres Grollen. Der Song bemüht sich offensichtlich um Eingängigkeit, dümpelt aber viel zu überraschungsarm vor sich hin.

Mit der Single „Syntax Terror“ zeigen sich Lordi deutlich besser aufgelegt. Hier wird klar, dass sie ihr Konzept des nostalgischen 80er-Sounds durchaus verstanden haben: Der Song fühlt sich stellenweise an wie der Soundtrack eines B-Actionstreifens mit Karate oder Ninja im Titel. Die Synthies schwirren durch den Raum, das Gitarrensolo brennt sich genauso wie der catchy Refrain in die Gehörgänge – auch wenn zum unverwüstlichen Dauerbrenner das letzte Quäntchen Durchschlagskraft fehlt.

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So richtig tief im 80er-Synth-Pop versinkt „Limited Deadition“ mit „Skelephant in the Room“ – und das ist durchaus positiv gemeint. Die Hook besitzt einen gewissen Ohrwurmfaktor, das Albumkonzept sorgt hier mal dafür, dass sich der Sound wirklich vom 08/15-Lordi-Klang abhebt und etwas Neues bietet. Abgesehen vom unverwechselbaren Fauchen des Frontmonsters natürlich.

Die Highlights auf „Limited Deadition“ muss man mit der Lupe suchen

„Syntax Terror“ und „Skelephant in the Room“ sind die bisherigen Highlights der Platte – und können trotzdem nicht zu 100 Prozent mitreißen. Spoiler: Besser wird’s auch nicht mehr.

Mit „Collectable“ folgt ein absoluter Horror-Song: Er beginnt mit leicht-jazzigem Piano, bevor er in eine kitschige Schunkelhymne irgendwo zwischen Power-Ballade und Metal-Comedy umschlägt. Mr. Lordi versucht sich an sanfteren Tönen, die Plastik-Synthies werden nochmal richtig aufgedreht und der Refrain riecht fies nach Schlager. Entweder funktioniert „Collectable“ als Guilty Pleasure – oder halt überhaupt nicht. Und das Schlimmste: Er will einfach nicht enden, zieht sich wie Guuuuuuuuuummi!

Natürlich warten zwischen den Tracks noch ein paar weitere Hörspiel-Interludes. Es geht um Lordi-Actionfiguren und Energy Drinks. Das kann man alles lustig finden – aber Humor ist nun mal sehr subjektiv. Treffen Lordi damit nicht ins Humorzentrum, stören die Interludes einfach nur den Fluss der Musik.

Die Monster brüllen nur noch müde

An „Retropolis“ lässt sich das Problem von „Limited Deadition“ am besten durchexerzieren. Die Synthesizer-Teppiche machen Laune, die Atmosphäre stimmt (wenn man der skandinavischen Truppe an sich etwas abgewinnen kann) – aber das Songwriting ist einfach zu gleichförmig, zu unspektakulär. Wie beinahe das gesamte Album plätschert „Retropolis“ innerhalb des schicken Retro-Rahmens vor sich hin, hinterlässt nie Eindruck, ist sofort wieder raus aus dem Kopf.

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Auch der Titeltrack „Limited Deadition“ kann das Ruder nicht mehr herumreißen. Wieder sind die 80er-Anleihen omnipräsent, wieder gibt es ein nettes Gitarrensolo, wieder röchelt Mr. Lordi augenzwinkernde Wortspiele ins Mikro. Der Song bleibt solide, aber absolut unspektakulär – und fügt sich damit nahtlos in das Album ein.

Foto: Lordi / Offizielles Pressebild

ALBUM
Limited Deadition
Künstler: Lordi

Erscheinungsdatum: 21.03.2025
Genre: ,
Label: Reigning Phoenix Music
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. SCG XIX The Hexecutioners Hellizabeth
  2. Legends Are Made Of Clichés
  3. Syntax Terror
  4. Skelephant In The Room
  5. SCGTV Saturday Night Main Event
  6. Killharmonic Orchestra
  7. Collectable
  8. SCGTV Monstersquad Action Figures
  9. Fangoria
  10. Hellizabeth
  11. SCGTV The Hexecutioners Seasion
  12. Retropolis
  13. Frighteousness
  14. CGTV Crazee Ralph Promo
  15. Limited Deadition
  16. You Might Be Deceased
Lordi Limited Deadition
Lordi Limited Deadition
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FAZIT
„Limited Deadition“ ist eine Liebeserklärung an die Musik und Popkultur der 1980er – mit allen typischen Lordi-Trademarks in Musik gegossen. Der synthielastige 80er-Vibe macht auch stellenweise echt Bock, wenn die Songs nicht so repetitiv wären. Wo sind die catchy Lordi-Melodien, die man nicht mehr aus dem Ohr bekommt? Es muss ja kein zweites „Hard Rock Hallelujah“ sein – aber zumindest ein, zwei Hits wie „Like A Bee To The Honey“ oder „Would You Love A Monsterman?“ hätte „Limited Deadition“ dann doch gebraucht, um irgendwie nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.