Kritik: Koyo - "Would You Miss It?"

Long Island ist eine gottverdammte Verpflichtung! From Autumn To Ashes wussten das, The Movielife wussten das und Taking Back Sunday wussten das damals schließlich auch. Und auch als sich Koyo vor ziemlich genau dreieinhalb Jahren aus den Bands SeeYouSpaceCowboy, Rain Of Salvation und Hangman zusammenfanden, schien man sich von Beginn an seines musikalischen Erbes bewusst zu sein. Und das nicht nur hinsichtlich des Arbeitsethos, sondern auch bezogen auf die musikalische Herangehensweise, mit der man Bands wie The Movielife, Taking Back Sunday und The Story So Far nicht lediglich ehrt, sondern deren Machwerk auch zum erneuten Male hochleben lässt.

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Koyo sind schon längst kein Geheimtipp mehr

A propos: Das Pure Noise Langspiel-Labeldebüt „Would You Miss It?“ klingt dabei in Hinsicht auf seine Produktion schon weitaus professioneller als noch die 2021er „Drives Out East“-EP, wenn auch auf breiter Front vergleichsweise glattgebügelt und internationalen Standards angepasst. Man merkt, dass das neue Label hier nichts dem Zufall hat überlassen wollen. Das Schöne ist allerdings, dass Produzent Markson (Drug Church, Taking Meds, One Step Closer) noch reichlich Härte hat stehen lassen, sodass die elf neuen Songs noch genügend Seele besitzen und nicht zuletzt dadurch mit reichlich Gainesville-Charme um sich schlagen.

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Mit „You’re On The List (Minus One)“ schossen Koyo vom Newcomer-Status in Richtung internationaler Bildfläche und haben auch live hier zu Lande längst unter Beweis gestellt, dass sie nicht mehr lediglich in Clubs gehören, in denen bereits nach fünf Minuten das Schwitzwasser von der Decke tropft.

KOYO SINGEN MITTEN AUS DEM LEBEN

Im Fall von Sänger Joey Chiaramonte muss man in Situationen wie diesen ohnehin aufpassen, denn der hat sich seines Shirts entledigt, ehe Schlagzeuger Sal Argento zum dritten Refrain eingedroschen hat. Dieser Typ pulsiert einfach und ist scheinbar kaum zu bändigen. „Would You Miss It?“ lebt durch eben seine Erfahrungen und die daraus gezogenen Lehren. Seine Erfahrungen entstammen den Situationen zwischen dem letzten Whiskeyglas und der sich anbahnenden, unausweichlichen wie absoluten Katastrophe. Hier greift das blanke Leben in all seinen Facetten, und Chiaramonte schöpft dabei lyrisch nicht gerade die hellsten Momente des Lebens ab.

 

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EIGENSTÄNDIG TROTZ MUSIKALISCHER ZITATE

Das Entscheidende im Fall von „Would You Miss It?“ sind jedoch nicht die Noten oder Akkorde an und für sich; es ist das, was sich eben zwischen ihnen abspielt. Genau an den richtigen Stellen lassen Koyo die Gitarren senkrecht im Raum stehen und Chiaramontes Gesang lediglich von der Bassline tragen. Und auch die Gitarrenachse Rotolico und Griffin scheint sich blind zu verstehen und schielt in Sachen Zusammenspiel ganz in Richtung der verblichenen Set Your Goals oder aber den Labelkollegen von The Story So Far.

Bei einem „Anthem“, das alles ehrt, was Long Island jemals lieb und teuer gemacht hat, wächst einem fast schon eine auf Hochglanz polierte SG aus dem Arm. Und auch „Message Like A Bomb“ und „Postcards“ sind aufrechte, authentische Kompositionen mit reichlich Tiefgang und jeder Menge Rückenwind.

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Und mit Songs wie der zuletzt veröffentlichten Single „Life’s A Pill“ schießen Koyo den Vogel dann ohnehin vollends ab. Mehr Emo geht einfach nicht, wenn Chiaramonte mit seinen durch und durch persönlichen Zeilen über den Verlust eines Familienmitgliedes in’s Mikro schreit: „Yeah, we’re losing it all and I can’t feel a thing / Watch the highway lights directing every scene / And I wanna walk away.“

Foto: Rebecca Lader / Offizielles Pressebild