Review
HardcorePunkrock
Kritik: High Vis - Guided Tour
High Vis, so ist man sich in Fachkreisen sicher, ist derzeit eine der heißesten europäischen Hardcore-Bands. Nach ihrem Debüt-Album „No ...
VON
Maik Krause
AM 22/10/2024
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High Vis, so ist man sich in Fachkreisen sicher, ist derzeit eine der heißesten europäischen Hardcore-Bands. Nach ihrem Debüt-Album „No Sense No Feeling“ (2019) und dem starken Nachfolger „Blending“ (2022) folgt nun mit „Guided Tour“ (2024) der dritte Langspieler der Briten, die schon lange nicht mehr nach den Genre-Regeln spielen und ihr ganz eigenes Ding fahren.
High Vis: Zwischen den Extremen
Mit ihrem Mix aus Britpop, Post Punk und einer gewissen stimmlichen Aggressivität, die noch am ehesten an ihre Hardcore-Roots erinnern, lassen sich High Vis musikalisch jedes Türchen offen. So ist auch „Guided Tour“ eine Demonstration diverser Einflüsse, die mal an Oasis und The Cure, mal an Turnstile, Fontaines D.C. oder Ceremony erinnern. Vor allem ist es, ähnlich wie bei Bob Vylan oder Kid Kapichi ein Fenster in die britischen Seelen. Von denen, die sich stark abgehängt fühlen und die mehr als einen oder zwei Jobs stemmen müssen, um über die Runden zu kommen. Erfahrungen, die die Mitglieder von High Vis selbst machen mussten, bevor sie sich entschieden als Vollzeitband unterwegs zu sein und sich dafür nur das nötigste auszahlen. Ob das neue Album weiter dabei hilft, die eigene Situation zu verbessern?
Schon die beiden ersten Singles „Drop Me Out“ und „Mind’s A Lie“ zeigen gut auf, welche musikalischen Extreme bei High Vis möglich sind. Ist ersterer ein flotter Garage Punk-Song, entpuppt sich „Mind’s A Lie“ zu einer stimmigen Collage aus Trip Hop, Shoegaze, House und den bissigen Hardcore-Vocals von Fronter Graham Sayle. Ein Song, der in alle Richtungen ausbricht und so fast wie sein eigener Remix klingt, aber vor allem eines macht: verdammt süchtig. „Gone Forever“ und „Mob DLA“ sind die härteren Songs der Platte und gehen live vermutlich richtig nach vorne, doch gerade „Worth The Wait“, „Feeling Bless“ oder das Spoken-Word-artige „Untethered“ machen „Guided Tour“ in der Breite so richtig spannend, auch wenn nicht jeder Track ein Volltreffer ist.
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Authentizität statt Hochglanz
Mit ihrem dritten Album gehen High Vis ihren Weg konsequent weiter und sind clever genug instrumental das wettzumachen, wo Sänger Graham Sayle stimmlich limitiert ist. Denn auch, wenn sein Stil perfekt in das Soundgewand der Band passt, so lebt High Vis vor allem von der Kombination aller Elemente. Auf Seiten der Produktion verzichtete man bewusst auf Hochglanz und Perfektion, wie Bassist Edward Harper erklärte: „Wenn wir 60 sind, können wir uns vielleicht hinsetzen und ein Schlagzeug richtig klingen lassen, aber jetzt geht es erst einmal darum, die Dinge zu erledigen.“ Diese Einstellung, vor allem aber auch der Sound steht der Band aber ohnehin besser, könnte „Guided Tour“ auch aus den 80ern oder 90ern stammen, was den Charme nochmal erhöht, anstatt ein Störelement zu sein.
Foto: High Vis / Offizielles Pressebild
Guided Tour
Künstler: High Vis
Erscheinungsdatum: 18.10.2024
Genre: Alternative, Hardcore, Punkrock
Label: Dais Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Guided Tour
- Drop Me Out
- Worth The Wait
- Feeling Bless
- Fill The Gap
- Farringdon
- Mob Dla
- Untethered
- Deserve It
- Mind's A Lie
- Gone Forever
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