Review
Metalcore
Kritik: Heriot - "Devoured By The Mouth Of Hell"
Heriot aus England sind längst kein Geheimtipp mehr. Nach ihrer EP „Profound Morality“ signten sie bei Century Media Records über ...
VON
Rodney Fuchs
AM 22/09/2024
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Heriot aus England sind längst kein Geheimtipp mehr. Nach ihrer EP „Profound Morality“ signten sie bei Century Media Records über die nun das Debütalbum„Devoured By The Mouth Of Hell” erscheinen wird. Dass es sich dabei um eine Platte handeln wird, die heftig einschlägt, mögen Fans der Band bereits erahnen.
Nu-Metalcore?
„Foul Void“ beginnt das Album mit bedrückenden Klängen in einer Ästhetik, die von Düsternis geprägt ist und durch Debby Goughs Screams und den ersten Breakdown des Albums einschlagen wie eine Bombe. Die wunderbare Creepiness, die sich in den ersten vier Minuten zwischen Hardcore-Parts und Metal-Riffs die klinke gibt, bricht spätestens mit einem atmosphärischen Nu-Metal Part mit jeglicher Genrediskussion.
Stellenweise klingt es so, als würden Heriot die Klangwelten der frühen Korn und Slipknot einfangen und mit ihrem abrasiven Metalcore-Sound erweitern. Ein Sound, der Heriot bestens steht und mit den tiefen Growls von Bassist Jake Packer noch mehr an Härte gewinnt.
Mit Riffs, die auf jedem Beatdown Album platziert werden könnten, Blast Beats und einem Hardcore-Drive schlägt „Harm Sequence“ einen anderen Vibe an. Auch auf dem zweiten Track gelingt die Symbiose zwischen Metal und Hardcore bestens, während ein Gitarrensolo in bester Thrash Metal-Manier für Überraschung sorgt.
Ruhige Klänge
„Opaline“ wirft mit ruhigen Cleangitarren und Gesang einen Kontrast auf, der an The Dillinger Escape Plans „One Of Us Is The Killer“ und die Klangwelten von Deftones erinnert. Mit sanftem Tempo und klarer Struktur haut „Opaline“ dennoch mit einem Industrial-geschwängerten Break und Growls auf die 12, was sich im folgenden „Siege Lord“ fortführt.
Es sind die explosiven Riffs, die mitsamt grooviger Basslines und bedrückender Atmosphäre an der Qualität des Debütalbums schrauben. Dennoch ebbt die Wucht, mit der „Devoured by the Mouth of Hell” beginnt zur Mitte des Albums etwas ab.
„Sentenced to the Blade“ greift mit einem thrashigen Solo viele der Elemente auf, die bisher zu hören waren, wirkt allerdings aufgrund der Absenz eines „gewissen Extras“ ein wenig wie der erste Filler auf dem 10-Track starken Album. Das heißt nicht, dass der fünfte Track schlecht geschrieben ist, ihm fehlt es nur an dem Besonderen, was die vorherigen Tracks durchaus auf den Tisch bringen konnten.
Der besondere Vibe
„Solvent Gaze“ hat ihn wieder, diesen Vibe, der Heriot besonders macht. Es sind die ruhigen Parts, die mit atmosphärischen Cleangitarren primär vom Bass und Schlagzeug getragen und mit Vocals ergänzt werden. „Solvent Gaze“ knüpft an das Unbehagen von „Opaline“ an wird damit zu einem weiteren Highlight des Albums, lässt gegen Ende des Tracks aber an Substanz vermissen.
Mit dem Intro von „Lashed“ gehen Heriot volle Kanne auf den Industrial-Vibe in ihrer Musik und ergänzen diesen mit einer poppigen Vocalline. Im Vergleich zu allem, was man auf dem Album bisher zu hören bekam, bricht „Lashed“ somit für dreieinhalb Minuten gänzlich aus dem Metalkosmos der Band und baut auf Dark Wave Synthesizer, EDM Beats, Growls und eine Ästhetik, die an Acts wie Hocico erinnert.
„At the Fortress Gate“ bringt den Hardcore zurück auf das Album. Leidet aber darunter, dass „Lashed“ die Dynamik des Albums beeinflusst hat weshalb der Folgetrack etwas weniger einschlägt, als erwartet. Dabei wirken manche Riffs von „At the Fortress Gate“ teils schwermütig und bauen eher auf einen Sludge-Vibe, was der Explosivität nur bedingt zuträglich ist. Stattdessen zieht sich das Ende des Tracks wie ein Kaugummi, der längst keinen Geschmack mehr hat.
Post-Metal-Einflüsse als Stärke
Mit „Visage“ und „Mourn“ findet das Debütalbum von Heriot schließlich sein Ende. „Visage“ zeigt sich im Intro mehr als waberndes Sounddesign als ein Track, der sich erst langsam aus dem Stück herauskristallisiert, dann aber eingängig wirkt. In einem Post-Metal Gewand gehült, bauen Heriot ihr Momentum auf, das mit großer Klangfläche deutlich überzeugender klingt, als auf dem Track zuvor.
Auch „Mourn“ greift diesen Vibe stellenweise auf, wirkt jedoch viel mehr wie ein Potpourri dessen, was wir zuvor zu hören bekamen. Am Ende ist „Devoured By The Mouth Of Hell” ein Album, das enorm kurzweilig beginnt, auf voller Spielzeit aber einzelne Schwächen aufweist. Vielleicht weil Heriot ihren musikalischen Mix noch finden müssen, vielleicht aber auch, weil ihre Musik auf der „Profound Morality EP“ durch die 20-minütige Prägnanz an Wucht gewann.
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Foto: Harry Steel / Offizielles Pressebild
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