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IndustrialRock
Kritik: Hämatom - "Für Dich"
Für Hämatom sollte das Jahr 2024 eigentlich das ganz große Jubiläumsjahr werden. 20 Jahre Hämatom – wenn das kein Grund ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 25/01/2025
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Für Hämatom sollte das Jahr 2024 eigentlich das ganz große Jubiläumsjahr werden. 20 Jahre Hämatom – wenn das kein Grund zum Feiern ist. Doch dann kam alles anders. Im August 2023 starb Bassist Peter Haag alias „West“. Sein Tod änderte alles. Die Band musste sich – nachvollziehbar – erst einmal finden und überlegen, wie es weitergehen könnte. Die gute Nachricht: Man beschloss, weiterzumachen und „West“ mit einem neuen Album zu ehren. So ist „Für Dich“ eine ganz besondere Hommage an das verstorbene Gründungsmitglied.
20 Jahre Hämatom
Die Verarbeitung des Schicksalsschlags zieht sich dann auch wie ein roter Faden durch das Album. „Ein‘ auf den Tod – Zwei auf das Leben“ ist dabei viel mehr als nur ein gefälliger Opener zum Mitgrölen. Klar, der Song hat reichlich Ohrwurmpotential. Daneben schwingt aber auch ein schaurig-schöner Hauch von Melancholie mit. Nach 20 Jahren im Musikgeschäft kommt man eben zu dem Punkt, dass das Leben vergänglich ist. Und doch wird das Positive, bleibt die Zuversicht am Ende im Vordergrund. Übrigens hat die Band im Song alte Bassspuren von „West“ verarbeitet. So hat auch er noch posthum am Track mitgewirkt.
Stellenweise zu platt
Hämatom machen auf „Für Dich“ schnell deutlich, dass nicht alle Songs von Trauer oder Schmerz geprägt sind. Ganz im Gegenteil. „Pogo-Girl“ ist ein nettes Liebeslied, mit dem sich sicher all diejenigen identifizieren können, die ihre Partner:innen bei einem Konzert kennengelernt haben. Der Song macht Spaß, vor allem wenn man gnädig über die mitunter doch sehr platten Reime hinwegsieht. Spaß machen soll sicher auch ein Song wie „Diego Maradona“. Das Feature der 257er passt zum platten Sound und Text, aber Hämatom können eigentlich mehr. Vielleicht sollte man bei allem Sinn für Humor doch einmal öfter überlegen, ob man sich auf das Niveau des Feature-Gasts herunterziehen lassen will.
Feature-Gäste, die überzeugen
Da ist ein Song wie „Scheisse kommt – Scheisse geht“ schon wieder deutlich mehr das, was Hämatom in den letzten Jahren ausgemacht hat. Die Halbballade überzeugt dabei mehr durch den Refrain als durch die Strophen, die (erneut) etwas zu platt daherkommen. Wenn man das gnädig übersieht, kann aber auch dieser Song ohne Wenn und Aber gefallen. Übrigens sind die 257er nicht der einzige Feature-Gast auf „Für Dich“. Bei den anderen Acts, die mit Hämatom gemeinsame Sache machen, hat die Band aber deutlich bessere Ergebnisse erzielt. „Erzähl es meinem Mittelfinger“ wirkt gemeinsam mit Saltatio Mortis wie aus einem Guss und auch Swiss gibt dem sehr gelungenen und angenehm eindeutigen Song „Arschlochkind“ noch das gewisse Etwas.
Hämatom gelingt ein würdiges Finale
Mit „Gott muss ein Arschloch sein“ wird der Fokus des Albums am Ende noch einmal auf den Tod von „West“ gerückt. Während die Trauer um ihren Bassisten, dessen Position nicht mehr nachbesetzt wird, auf dem Album insgesamt nicht ständig im Vordergrund steht, wird hier noch einmal deutlich, wie schwer es der Band fällt, nach seinem Tod weiterzumachen. Als Schlussakt haben Hämatom noch einmal einen ganz besonderen Song, nämlich „Wir sind keine Band“ vom 2019er-Album „Maskenball“ neu aufgelegt. Die Neuauflage zum 20. Geburtstag geht vor allen langjährigen Fans sicher noch einmal ganz besonders nahe. Ein würdiger Abschluss dieses besonderen Albums, das steht fest.
Foto: Nico Scholl / Offizielles Pressebild
Hämatom News
Für Dich
Künstler: Hämatom
Erscheinungsdatum: 24.01.2025
Genre: Groove Metal, Thrash Metal
Label: Anti Alles (Rough Trade)
Medium: CD, Vinyl, etc
- Ein' auf den Tod – Zwei auf das Leben
- Pogo-Girl
- Alles wegen Bier
- Diego Maradona (feat. 257ers)
- Scheisse kommt – Scheisse geht (feat. Alligatoah)
- Schmutzig Liebe machen
- Erzähl es meinem Mittelfinger (feat. Saltatio Mortis)
- Erzähl es meinem Mittelfinger – Reprise
- Arschlochkind (feat. Swiss)
- Für Dich
- Barbie & Ken
- Lachend in den Untergang (feat. The Dark Tenor)
- Gott muss ein Arschloch sein
- Wir sind keine Band (20 Jahre Version feat. Der größte Familienchor der Welt)
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