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Kritik: Giver - “The Future Holds Nothing But Confrontation”
“Die Zukunft wird uns nicht geschenkt.” Ein Gedanke, mit dem wir uns in 2024 langsam aber sicher endgültig anfreunden müssen, ...
VON
Malin Jerome Weber
AM 20/09/2024
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“Die Zukunft wird uns nicht geschenkt.” Ein Gedanke, mit dem wir uns in 2024 langsam aber sicher endgültig anfreunden müssen, wenn wir tagtäglich von weltpolitischen Konflikten und der sich stetig nähernden Klimakatastrophe in der Zwinge gehalten werden. Es wäre fatal zu glauben, dass lediglich Ereignisse wie die Coronapandemie uns als privilegierten Einzelindividuen etwas anhaben könnten. Es sind Krankheiten wie der Kapitalismus, der Rechtspopulismus und die soziale Ungleichheit, die seit Jahrhunderten durch die Venen der Menschheit strömen und uns wahrscheinlich am Ende des Tages alle in die Knie zwingen werden. “Oh, it has always been the young who fight, lifting the weight of the past fucking centuries.” Auf ihrem dritten Album zeichnen Giver aus Köln ein finsteres Bild einer kaputten Erde, vor dem man die Augen kaum verschließen kann.
Wenn Sänger Robert Anderson die letzten Zeilen von “The Sun And How It Changes” rausbrüllt, steckt viel in diesem Moment drin. So ist die Verzweiflung und Erschöpfung, die Giver auf “The Future Holds Nothing But Confrontation” verarbeiten, regelrecht spürbar. Vielleicht kann man sogar vor einer Form der Überwindung sprechen, den eigenen Unmut in Kunst zu verwandeln, anstatt ihn in sich hineinzufressen. Die satten 40 Minuten an Spielzeit kommen dabei wenig überraschend ungeheuer brachial daher. Mit ihrem einzigartigen Mix aus Hardcore, Black Metal und Post-Punk bieten die Kölner ihren dystopischen Texten aber auch einen Raum, in dem diese noch ungezügelter um sich wüten können als auf Papier. Trotz aller Härte überzeugt die Platte ebenfalls durch die umfangreiche Dynamik, die sich durch das Wechselspiel aus furiosen Blastbeasts und atmosphärischen Gesangspassagen ergibt.
Giver entfesseln ihren einzigartigen Sound
Über die gesamte Lauflänge beeindrucken Giver immer wieder mit ihrer Liebe zum Detail und vielen außergewöhnliche Ideen. Seien es die ungewohnten Strukturen (“Only When It’s Dark Enough”), die interessanten Harmonien (“Heavy Breathing”), sowie der Gastauftritt von Tulips-Sängerin Luna Picciotto im knapp 6-minütigen Epos “Gravitational Pull”. Besagter Song bildet ohnehin eins der großen Highlights des Albums. In einem vor Anspannung fast überkochenden Aufbau rechnet die Band mit den Machtpositionen der Gesellschaft ab, bevor sie uns mit der markerschütternden Zeile “Death is bound to catch us before we reach heaven” wirklich endgültig von der Klippe stoßen. Auch wenn auf Alben wie diesen die Lyrics eine wesentlich übergeordnetere Rolle spielen, ist es doch beeindruckend, wie gekonnt das Quartett Musik und Text Hand in Hand gehen lässt.
“The Future Holds Nothing But Confrontation” verlangt viel vom Hörenden ab. Da können selbst thematisch optimistischere Songs nicht viel dran rütteln. Dennoch ist es schön, mit “Heavengoing” einen Song auf der Platte wiederzufinden, der sich um die Rolle von Liebe in Zeiten der Verzweiflung dreht und zumindest einen kleinen Funken Hoffnung aus einem durch und durch düsteren Langspieler scheinen lässt. Ansonsten muss man sich wirklich auf dieses anspruchsvolle Stück Musik einlassen können, das in jedem Fall mehr für Fans von Bands wie Converge oder FJØRT geschaffen ist als für die breitere Masse der Core-Hörerschaft. Wer jedoch die Ohren weit genug für Giver öffnen kann, bekommt ein vielschichtiges und facettenreiches Album serviert, das zudem noch von einer druckvollen Produktion passend abgerundet wird.
Beitragsbild: Sebastian Igel / Offizielles Pressefoto
The Future Holds Nothing But Confrontation
Künstler: Giver
Erscheinungsdatum: 20.09.2024
Genre: Black Metal, Hardcore, Post-Hardcore
Label: End Hits Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Love Won't Heal
- Zukunft
- The Sun And How It Changes
- Only When It's Dark Enough
- Keeping You Alive
- Heavy Breathing
- When The Pain Begins To Speak
- Heavengoing
- Nieder
- Gravitational Pull
- End With Me
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