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Review

Heavy MetalRock

Kritik: Ghost - „Skeletá“

Selbst das bisher schwächste Ghost-Album hat immer noch einige große Hits zu bieten.

VON

Hallelujah! Wir haben einen neuen Papa! Seit diesem Jahr wird die unheilige Ghost-Messe von Papa V Perpetua gehalten – unter dessen dämonischem Make-up aber natürlich wieder Mastermind Tobias Forge steckt. Wie der mittlerweile zum Standard-Repertoire der Band-Lore zählende Frontmannwechsel dieses Mal vonstatten ging, zeigt sehr gut, dass Ghost längst zu einem weltweiten, multimedialen Popkultur-Phänomen gereift sind.

Mit dem bandeigenen Kinofilm „Rite Here Rite Now“ ließen die Schweden den seit 2020 aktiven Papa Emeritus IV auf der großen Leinwand abtreten, um direkt Nachfolger Papa V Perpetua anzuteasern – dessen Niederkunft dann mit einem riesigen Billboard mitten in Las Vegas angekündigt wurde, von dem in bester Vatikan-Manier Rauch aufstieg. Man kann nur den Hut ziehen vor dem Marketing-Team (das wird Tobias Forge ja nicht auch noch selbst machen?!), das dabei geholfen hat, Ghost von einem ambitionierten Projekt zu einer der größten Rockgruppen der Welt zu machen.

Bleibt die Frage: Wird das Album „Skeletá“ dem ganzen Trubel gerecht? Liefern Tobias Forge und seine Nameless Ghouls am bisherigen Höhepunkt der Karriere auch ihr künstlerisches Meisterstück ab?

Ghost skelettieren sich selbst

Tobias Forge hat angekündigt, dass „Skeletá“ sein persönlichstes Album sei – ein Werk, das sich nicht mehr hinter historischer Symbolik, stimmungssetzenden Intros und instrumentalen Zwischenspielen versteckt (wie es noch beim Vorgänger „Impera“ der Fall war), sondern sich dem Innersten widmet. Zehn Songs über Verlust, Liebe, Vergänglichkeit. Zurück bleibe das Skelett – womit dann auch der Titel der Platte erklärt ist.

Während Forges Aussage textlich zutreffen mag, erscheint sie beim Blick auf den Klang von „Skeletá“ übertrieben: Ghost nutzen weiterhin einen perfekt produzierten Bombast-Sound, um Okkult-Rock und Retro-Metal mit überlebensgroßer Theatralik und Pop-Pomp zu vermengen. Dieses Mal mit einer tiefen Verbeugung vor dem Stadionrock der 70er und 80er Jahre. Also einer noch tiefer als zuletzt ohnehin schon.

„Skeletá“ beginnt stark …

„Peacefield“ eröffnet die Platte mit sakralem Pathos – ein unheimlicher Kinderchor, Orgeltöne, dann bohrt sich die Gitarre mit einem fetten Riff in den Song. Die Hook erinnert wahrscheinlich nicht zufällig an Journey und ihren Hit „Separate Ways (Worlds Apart)“. Eine packende AOR-Hymne – mit wenig dämonischen Ghost-Trademarks, dafür aber durch und durch 80er.

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Anschließend folgen die beiden Vorab-Singles „Lachryma“ und „Satanized“. „Lachryma“ knüpft mit seinen halligen Synthesizern, die von einem frühen Bon-Jovi-Album stammen könnten, zunächst nahtlos an den Opener an – bevor ein fast schon thrashiges Riff reingrätscht und den Song in Richtung eines getragenen, doomig angehauchten Refrains führt. Inhaltlich singt Tobias Forge introspektiv von Selbsttäuschung. Und spätestens beim dritten oder vierten Durchlauf setzt sich die Melodie im Ohr fest.

Man merkt, warum gerade diese beiden Songs dem Album als Singles vorausgeschickt wurden. Denn auch „Satanized“ beweist ein weiteres Mal, was nicht mehr bewiesen muss: Ghost können Hooks. Ergänzt wird der Ohrwurm-Chorus durch einen tänzelnden 3/4-Takt, sehnsüchtige Gitarren und den theatralischen Gesang von Papa Forge, der hier in gewohnter Ghost-Metaphorik Liebe mit dämonischer Besessenheit vergleicht.

Ein sehr gelungener Einstieg in „Skeletá“ mit drei Songs, von denen zumindest die beiden Singles ihren Platz in der Setlist der diesjährigen Welttournee sicher haben werden.

Tourdaten

GhostSkeletour World Tour 2025

  • 23.04.2025 – Frankfurt, Festhalle
  • 24.04.2025 – München, Olympiahalle
  • 07.05.2025 – Berlin, Uber Arena
  • 14.05.2025 – Oberhausen, Rudolph Weber Arena
  • 15.05.2025 – Hannover, ZAG Arena
Ghost Skeletour World Tour 2025 Plakat

… und lässt dann stark nach

Leider bleibt es nicht bei diesem Niveau. Mit „Guiding Lights“ folgt eine Power-Ballade, die man nicht so früh im Album erwartet hätte. Es wird schnell klar, was Tobias Forge hier versucht: Er folgt dem klassischen Aufbau der 80er-Jahre-Metalballade im Stil von Poisons „Every Rose Has Its Thorn“ oder Whitesnakes „Here I Go Again“: Episch-hallendes Instrumental-Intro, gefolgt von einer noch sehr zurückhaltenden Strophe und einem noch nicht explodierenden Refrain, bevor in der zweiten Hälfte alles lauter wird und ein virtuoses Gitarrensolo in den emotionalen Klimax am Ende überleitet.

Im Gegensatz zu den ganz großen Vorbildern gelingt es Ghost dabei leider zu keiner Sekunde, so wirklich mitzureißen. Die Dynamik bleibt vorhersehbar, der Chorus träge, die emotionale Explosion im Finale höchstens behauptet.

Das Problem an „Skeletá“

Deutlich mehr Drive bringt dann „De Profundis Borealis“ ein, das nach sanftem Piano-Intro plötzlich mit voller Wucht reinhaut. Die Riffs sägen wieder thrashig, der Ghoul-Chor faucht im Hintergrund, die Drums treiben den Sound voran. Aber etwas fehlt: Die Einzelteile wirken stärker als das große Ganze.

Und damit sind wir beim ganz Knackpunkt des Albums: Nach dem starken Beginn fehlen die wirklichen Highlights, die überlebensgroßen Momente. Produktionstechnisch und musikalisch ist das schon alles oberste Liga – keine Frage. Aber komplett will der Funke nicht mehr überspringen.

„Cenotaph“ startet zwar fett mit Journey– oder Survivor-Synthesizern und rifft sich dann schön Classic-Metal-mäßig mit galoppierenden Drums zum Höhepunkt, bleibt aber nicht mehr als ein leichter, spaßiger Retro-Stadionrocker.

Auch „Missilia Amori“ ist eine klare Hommage an den Hard Rock der 70er und 80er stampft gefällig im 4/4-Takt voran. Das Grundriff weiß eigentlich zu gefallen. Aber der Aufbau bleibt simpel und der Refrain über die titelgebenden „Liebesgeschosse“ ist so plump, dass der Song stellenweise fast mehr wie eine Kiss-Parodie als eine Hommage wirkt.

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„Marks of the Evil One“: Nochmal ein Highlight

„Marks of the Evil One“ ist dann glücklicherweise wieder eine Rückbesinnung auf alte Ghost-Stärken. Dämonische Keywords, die sich durch den ganzen Song ziehen, ein treibender Rhythmus und eine sich langsam aufbauende, hymnische Hook, die im Ohr bleibt. Dazu eine oberflächlich okkulte Thematik, hinter der sich aber eine tiefere Botschaft verbirgt – Tobias Forge singt über „Male des Bösen“, deutet sie aber als Narben, die Emotionen hinterlassen. Gerade weil der Song recht bandtypisch daherkommt, fällt auf, dass Ghost schon größere Hits geschrieben haben – es geht aber wieder bergauf!

… und Ghost setzen das mit „Umbra“ fort. Ein Song, der aus dem Album herausragt. Cowbell, 80s-Synths, ein treibender Beat, ein Refrain, der das Publikum mitreißt. Und mittendrin ein Papa V Perpetua, der hier unverschämt horny singt: „In the shadow of the Nazarene / I put my love in you.“

Der Song ist catchy, böse, verspielt, episch – und mündet in ein orgiastisches Duell aus Gitarre und Synthesizer, das ganz selbstbewusst an Deep Purple erinnert. „Umbra“ zeigt, wozu Ghost in der Lage sind.

Ein schwacher Rausschmeißer – schade!

„Excelsis“ will dann als Closer noch alles zusammenführen – und verliert sich im eigenen Anspruch. Akustikgitarren, Orgeln, schleppende Drums, ein Chor – und der Refrain („Come with me to the rainbow’s end / come with me to the Holy Land“) klingt eher nach Musical-Finale als nach großem Ghost-Pathos.

Am Ende dümpelt der Song – und damit auch das Album – aus. Keine Gänsehaut, kein ergreifender Moment zum Abschluss. Dafür fehlt der Punch, die mitreißende Hook, das Besondere. Wie man ein Album perfekt schließt, haben Ghost schon 2013 mit „Monstrance Clock“ gezeigt. „Excelsis“ ist weit von dessen Klasse entfernt.

Foto: Mikael Eriksson / Offizielles Pressebild

ALBUM
Skeletá
Künstler: Ghost

Erscheinungsdatum: 25.04.2025
Genre:
Label: Loma Vista Recordings
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Peacefield
  2. Lachryma
  3. Satanized
  4. Guiding Lights
  5. De Profundis Borealis
  6. Cenotaph
  7. Missilla Amori
  8. Marks of the Evil One
  9. Umbrea
  10. Excelsis
Ghost Skeletá
Ghost Skeletá
6.5
FAZIT
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere liefern Tobias Forge und Ghost ihr bisher schwächstes Album ab. Was aber auch an der bisher so hochklassigen Band-Diskographie liegt. Denn „Skeletá“ ist weit weg von einem schlechten Album: Die Eröffnung ist mit „Peacefield“, „Lachryma“ und „Satanized“ wirklich gelungen, auch „Umbra“ ein absolutes Highlight. Dem entgegen stehen aber zu viele Tracks, denen der letzte Punch fehlt, die nicht mitreißen und die – aus verschiedenen Gründen – nicht an die Klasse alter Ghost-Großtaten heranreichen.