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Review

Rock

Kritik: Ghost – „Rite Here Rite Now”

Im Juni hieß es für die schwedische Folklore-Metal-Band Ghost erstmals Vorhang auf! Nach Metallica, Parkway Drive und so vielen anderen ...

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Im Juni hieß es für die schwedische Folklore-Metal-Band Ghost erstmals Vorhang auf! Nach Metallica, Parkway Drive und so vielen anderen brachte die Formation um Tobias Forge ihren ersten Kinofilm an den Start, der allerdings weder ein reiner Konzertfilm, noch ein Biopic ist. Einen Monat nach diesem Release servieren uns die Geist-lichen nun auch den Soundtrack zum Film, welchen wir einmal unter die Lupe genommen haben.

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Das Thema Live-Album

Live-Alben. Man kann sie lieber oder hassen. In den besten Fällen kann man bei solch einer Albenart durch die mit aufgenommene Live-Atmo Gänsehaut und leichten Begeisterungsschweißausbruch bekommen, weil sich vor dem inneren Auge das Konzert aufbaut – quasi wie eine Traumreise damals in der Schule. Außerdem könnte man meinen, dass eine Live-Abmischung sehr viel ehrlicher ist und man das erste Mal den/ die Künstler:in ohne Computerfilter hören kann (falls in der Postproduktion des vorliegenden Albums keiner im Spiel war).

Man kann von dieser Vorstellung aber auch einfach nur direkt genervt sein. Entweder weil man das Publikum und die örtlichen Ansagen nervig findet oder vielleicht auch schlicht und einfach weil man selbst nicht dabei war und neidisch auf die verzückten Audio-Jubelschreie ist.

Auch bei uns stellen sich beim Hören die Nackenhaare auf, aber auch ein leichtes Bauchgrummeln ein. Warum? Weil es zu dieser Platte sogar einen Kinofilm gab, den man auf großer Leinwand hätte bestaunen können. Tja.

Mit Ghost in den Freitagabend… oder doch Dienstag?!

„Rite Here Rite Now“ beherbergt zu 99 Prozent Songs, die bei den zwei finalen Konzerten der „Re-Imperator-Tour“ 2023 im Kia Forum in Los Angeles aufgenommen wurden. Auch auf diesem Soundtrack wurde nicht darauf verzichtet, Ansagen des mächtigen Papa Emeritus IV, Soundeffekte von abgeschossenen Pyros (oder Konfetti, wer weiß) und ordentlich Publikumsrufe und Schreie mitaufzunehmen um dem/der Hörer:in das Live-Feeling direkt nach Hause zu liefern.

Zum Großteil werden Song-In- und Outros nahtlos aneinander angeschlossen, ohne zu klingen, als wäre dazwischen viel herausgeschnitten worden. Zwischen „Faith“ und „Spillways“ wird beispielsweise eine ganze Ansage von Forge miteingespielt. Ob gerade so ein aktueller „Dienstagabend“-Gag für ein langlebiges Album so sinnvoll ist – wir bezweifeln es. Aber es trägt natürlich dazu bei, sich besser in den längst vergangenen Konzertabend einzufühlen.

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Ghost: Live-Intensiv-Behandlung

Seine Daseinsberechtigung hat dafür die emotionale Ansage zur Streicher-Ballade „If You Have Ghosts“, die ganz viel Gefühl transportiert und die gemeinsam mit den klassischen Instrumenten ein absolutes Highlight darstellt. Umso krasser ist der Übergang zu den bulligen Bläsern im Intro vom direkt darauffolgenden Folk-Schunkler „Twenties“.

Insgesamt sind Ghost aber definitiv eine Band, bei der sich der Versuch lohnt, sie auf Band zu bannen. Natürlich kann man nicht die komplette Energie einfangen, die die Schweden bei ihren durchdringenden Shows ihrem Publikum vermitteln, aber man hört durchaus Unterschiede als auf einem regulären Album der Gruppe.

Während Forges Stimme einfach heller, klarer und weniger produziert klingt, geht es musikalisch sehr viel durchdringender zur Sache: Alle Instrumente klingen stärker, härter und sind insgesamt präsenter. Auch Gitarrensoli scheinen mehr Raum bekommen zu haben. Es sei einem jeden der Ghost für nicht metallig genug hält, beispielsweise die Aufnahme von „Rats“ vorgehalten – Headbanggarantie!

Alte Hits vs. Neue Banger

Was nicht überrascht, ist selbstverständlich die Ghost-ische Hitdichte, die mit „Rats“, „Dance Macabre“ und „Square Hammer“ sowieso garantiert ist. Auch einige aktuelle Banger vom 2022er Album „Impera“ finden ihren berechtigten Platz auf der Setlist. I-Tüpfelchen stellt das in den letzten Jahren zum viralen TikTok-Hit mutierte „Mary On A Cross“ dar, welches von weiblichen Backvocals verfeinert, dem satanischen Liebeslied die Krone aufsetzt.

Dagegen findet zum Ende mit „The Future Is A Foreign Land“ ein unerwarteter Ausklang statt: Ein brandneuer Song, der als einziger Track des Albums außerhalb der Wände des Kia-Forums produziert wurde und demnach auch ohne Live-Feeling bleibt. Ein cooles Gimmick, der viele Ghost-Fans erfreut und im Film-Gesamtkonzept eines Hybriden aus Konzert und schauspielerischen Sequenzen sicher funktioniert; auf dem Konzept Soundtrack/Live-Album aber eher deplatziert wirkt.

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Ghost – aktuell eine der Größen, die unsere alternative Metal-Szene zu bieten hat und sicherlich mit ihrer ganzen Attitüde, den Masken und der Storyline, die sich um sie und ihr Mastermind Tobias Forge herum ergibt, auch eine der mysteriösten und unnahbarsten. „Rite Here Rite Now“ ändert das so ein bisschen und präsentiert die Band ohne Schleier zwischen dem geistlichen Oberhaupt und seinen menschlichen Anhänger:innen. So findet man zwar einen neuen Zugang zu den Schweden, muss aber auch gestehen, dass sich Ghost ohne diesen überhöhenden, dichten und prächtigen Nebel um sich, nicht mehr ganz so magisch anfühlen.

Bild: Ghost 2024 / Offizielles Poster zum Film „Rite Here Rite Now“

ALBUM
Rite Here Rite Now
Künstler: Ghost

Erscheinungsdatum: 26.07.2024
Genre: ,
Label: Loma Vista Recordings
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Imperium
  2. Kaisarion
  3. Rats
  4. Faith
  5. Spillways
  6. Cirice
  7. Absolution
  8. Call Me Little Sunshine
  9. Watcher In The Sky
  10. If You Have Ghosts (Chamber Version)
  11. Twenties
  12. Miasma
  13. Mary On A Cross
  14. Respite On The Spitalfields
  15. Kiss The Go-Goat
  16. Dance Macabre
  17. Square Hammer
  18. The Future Is A Foreign Land
Ghost Rite Here Rite Now
Ghost Rite Here Rite Now
7
FAZIT
Wenn du Ghost liebst, gibt dir dieses Album tatsächlich alles: Dynamische Aufnahmen der stärksten Hymnen, Live-Feeling für das Heim-Konzert und kleine Gags der Metal-Dreifaltigkeit himself Tobias Forge. An der Produktion und Aufnahmequalität gibt es nix zu meckern, also müssen wir dort nicht nach Fehlern suchen.

Punktabzug gibt es für den sehr guten Album-Closer, der sich aber wie ein Fremdkörper im Gesamtwerk anfühlt, die Tatsache, dass ein Live-Album nicht mit einem komplexen, vollwertigen, komplett neuen Konzeptwerk wie bspw. "Impera" mithalten kann und dem enttäuschenden Gefühl, dass sich zum Ende einstellt, dass sich eine Folklore-Band wie Ghost auf Band gebannt, nicht unsichtbar macht, wie ein Vampir, den man zu fotografieren versucht.