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HardcorePost-HardcoreRap

Kritik: Fever 333 - "Darker White"

Dass Fever 333 schon mit ihrem Debütalbum „Strength in Numb333rs“ für reichlich Furore sorgten, war sicher zum einen der Qualität ...

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Dass Fever 333 schon mit ihrem Debütalbum „Strength in Numb333rs“ für reichlich Furore sorgten, war sicher zum einen der Qualität der Band aus Kalifornien geschuldet. Zum anderen lag es aber auch daran, dass man die Band ihn ihrer ursprünglichen Besetzung, zu der nicht nur Sänger Jason Butler, sondern auch Drummer Aric Improta und Gitarrist Stephen Harrison gehörten, durchaus als Supergroup bezeichnen konnte. Seit dem Release des ersten Albums ist viel passiert. Jason Butler ist das einzige verbliebene Gründungsmitglied, die Band hat einige Touren absolviert und gleich drei neue Mitglieder. Kein Wunder, dass es bei all dem Trubel so lange gedauert hat, bis mit „Darker White“ endlich Album Nummer 2 bereit steht.

Fever 333 bleiben dem Genre-Mix treu

Dass Fever 333 auch auf „Darker White“ auf ihren bereits vom Debüt bekannten Genre-Mix vertrauen, wird schnell deutlich. Der Opener „New West Order“ startet mit vielen elektronischen Klängen und Rap. Man verzichtet aber weitgehend auf Gitarren. Lyrisch nimmt der Song noch einmal Bezug auf die letzten ereignisreichen Jahre der Band. Musikalisch wird es in der Folgezeit dann deutlich abwechslungsreicher. Dies gilt noch nicht unbedingt für „Higher Power“, das zwar eingängig ist, aber doch den Eindruck vermittelt, nicht über die guten Ansätze hinauszukommen. „Bull and a bullet“ setzt wieder mehr auf Sprechgesang, kann aber durch sein Arrangement und die Sprachmelodie überzeugen. Ob man die Gitarren in einem solchen Song vermisst, ist in erster Linie Geschmackssache. Es hätte aber zumindest Gelegenheiten gegeben, sie verstärkt einzusetzen.

Auch “Darker White“ setzt auf starke Hymnen

„No Hostages“ und „Swing“ wurden jeweils bereits vorab als Single veröffentlicht. Und gerade im Gesamtkontext des Albums wird klar, dass diese Auswahl alles andere als verkehrt war. Eines der Erfolgsrezepte der Band war schon auf dem ersten Album, dass neben dem Mix verschiedener Genres auch die Eingängigkeit und der Wiedererkennungswert der Songs im Vordergrund standen. Den Drahtseilakt, sowohl eingängig als auch ausreichend individuell zu klingen, beherrschen bekanntlich nicht alle Bands. Für Fever 333 gilt dies nicht. Das machen jedenfalls die meisten Songs auf „Darker White“ sehr schnell deutlich. Auch „Murderer“, der mit einem sehr einprägsamen Refrain daherkommt, bleibt schnell im Ohr. Und hier wird auch eine Weiterentwicklung der Songs und somit auch der Band deutlich. Während „Strength in Numb333rs“ noch auf die großen, hynmenartigen Refrains setzte, wird es auf „Darker White“ im Songwriting und Arrangement immer öfter differenzierter. Das Gespür für die Hymnen verliert die Band dabei zum Glück aber nicht.

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Die Chance, über den Tellerrand des eigenen Genres hinaus zu schauen

Immerhin die Hälfte der 14 Tracks auf „Darker White“ wurden nicht vorab als Single veröffentlicht. Es wäre in jedem Fall ein großes Versäumnis, zumindest einem großen Teil dieser Songs nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Zur Wahrheit gehört zunächst einmal, dass es sich bei diesen Songs vor allem und die eher vom Rap geprägten Songs handelt. Für die Singles hat die Band offensichtlich verstärkt auf die von Gitarren geprägten Songs gesetzt. Das ist angesichts der Zielgruppe der Band sicher keine schlechte Entscheidung gewesen. Es schadet aber auch den Fans, die eher aus dem Post-Hardcore oder einem anderen Rock-Genre kommen, nicht, sich einmal mit einem Song wie „Do or die“ zu beschäftigen. Denn Fever 333 ist ohne Frage eine Band, die es den Hörerinnen und Hörern leicht macht, über die Grenzen des eigenen Genres hinaus Neues zu entdecken.

 

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Es war ausdrücklich die Intention Jason Butlers, mit „Darker White“ musikalisch über das Debütalbum hinauszugehen und seine eigene und die Entwicklung der Band darzustellen. Und über weite Strecken gelingt ihm das auch. „Darker White“ ist musikalisch an vielen Stellen sehr fein ausgearbeitet, setzt aber auch weiterhin gleichermaßen auf Atmosphäre und viel Druck nach vorne. Einige Songs bleiben bei diesem Unterfangen dann allerdings doch auf der Strecke oder sind zumindest weit überwiegend redundant. Dieser Makel schadet dem insgesamt positiven Gesamteindruck aber nicht.

Foto: Djay Brawner / Offizielles Pressebild

ALBUM
Darker White
Künstler: Fever 333

Erscheinungsdatum: 04.10.2024
Genre: ,
Label: Century Media Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. NEW WEST ORDER
  2. HIGHER POWER
  3. BULL & A BULLET
  4. NO HOSTAGES
  5. $WING
  6. MURDERER 7
  7. TOURIST
  8. NOSEBLEEDS
  9. DO OR DIE
  10. NEGLIGENCE
  11. DESERT RAP
  12. DOA
  13. PIN DROP
  14. MOB MUSIC PT. 2
Fever 333 Darker Wite
Fever 333 Darker Wite
7
FAZIT
Fever 333 bleiben auch in neuer Besetzung eine spannende Band. Es wurde wirklich Zeit für ein neues Album, denn mit „Darker White“ zeigt die Band um Frontman Jason Butler, dass sie auch nach dem großen Umbruch weiter in der Lage sind, gute Songs zu schreiben. „Darker White“ hat große Momente, aber auch einige Längen. Nicht alles gelingt, aber immer noch so viel, dass man sich das Album definitiv einmal genauer ansehen sollte.