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Review

GrungeHardcore

Kritik: Drug Church - “Prude”

Drug Church nehmen sich gerne selbst auf die Schippe. Sänger Patrick Kindlon sieht eine gewisse Ironie dahinter, dass sie so ...

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Drug Church nehmen sich gerne selbst auf die Schippe. Sänger Patrick Kindlon sieht eine gewisse Ironie dahinter, dass sie so weit gekommen sind, obwohl er sich selbst nicht mal als Musiker bezeichnen würde. Man könnte fast schon meinen, dass sie ein bisschen zu tief dafür stapeln, einen so einzigartigen Sound zwischen Hardcore, Post-Punk und Grunge kreiert zu haben, den ihnen niemand mal so eben nachmachen kann. Dass ihre Strategie, diesen Genremix weiter auszukundschaften, aufgeht, lässt ihre Selbstwahrnehmung fast noch einen Ticken frecher wirken. Aber Gassenhauer wie “Myopic” und “Demolition Man” haben als Vorboten zu “Prude” schon vermuten lassen, dass das Quintett aktuell ohne große Mühe ihr A-Game präsentieren kann. “Drug Church is #1, so why try harder?”.

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Vor allem die starke erste Hälfte der mit 28 Minuten recht knackig gehaltenen Platte unterstützt diese These. So ist sich die Band nicht zu schade, ihren Songs mal einen pop-punkigeren Grundton zu verpassen (“Hey Listen”) oder ihrer two-steppenden Hörerschaft (“Chow”) durch den Einsatz von dezenten Synths gehörig auf der Nase rumzutanzen. Besonders hinten raus bestätigt sich aber auch, dass „Prude“ eine Drug Church-Platte durch und durch ist – wenn „Yankee Trails“ mehr oder weniger ihren Song „Weed Pin“ zitiert, schon ein bisschen zu sehr. Wirklich den Spaß am Gesamtgeschehen schmälern solche Gewöhnlichkeiten am Ende trotzdem nicht. Denn dazu braucht die Hardcore-Szene diese Band zu sehr.

Drug Church zerdenken ihre Songs nicht

Auch wenn diese These natürlich ein gewagter Hot Take ist, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Drug Church mit ihrer “Don’t try too hard”-Philosophie wirklich gut fahren. So vertrauen sie immer wieder auf ihre starken Grundzutaten, überladen ihre Songs nicht und kommen schnell auf den Punkt. Die Singles “Myopic” und “Demolition Man” brauchen beispielsweise nicht viel mehr als ihre starken Riffs, während “Hey Listen” um eine simple Hauptmelodie gestrickt ist. Andere Tracks wie “Mad Care” oder “Business Ethics” verdichten sich subtil und entwickeln so ihren ganz eigenen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. So sperrig ihr Grundsound vielleicht beim Einstieg sein mag, so gut setzt er sich dann doch im Kopf fest, wenn man sich einmal damit vertraut gemacht hat.

“Too much time inside your own head, you lost sight of what it is.” Auf lyrischer Ebene schafft es Sänger Patrick Kindlon mit seinem Storytelling-Ansatz eine ganz eigene Perspektive aufs Leben zu vermitteln, die niemals zu belehrend wirkt. So ist es ein interessantes Erlebnis, sich in die Settings der Songs hineinzuversetzen und über die Bedeutung von angeblichen Nichtigkeiten im Alltag zu philosophieren. Auf “Prude” wird niemals auf den nächsten einprägsamen One-Liner abgezielt, obwohl es zahlreiche Zeilen gibt, die sich so tief in den Kopf bohren, dass man sich wirklich tagelang damit beschäftigen kann. Und genau hier lässt sich erneut festhalten, dass Drug Church sowohl musikalisch als auch inhaltlich ein Hörerlebnis bieten, das man eben kein zweites Mal in der Hardcore-Szene findet.

Beitragsbild: Manuel Barajas / Offizielles Pressefoto

ALBUM
Prude
Künstler: Drug Church

Erscheinungsdatum: 04.10.2024
Genre: ,
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Mad Care
  2. Myopic
  3. Hey Listen
  4. Demolition Man
  5. Business Ethics
  6. Slide 2 Me
  7. Chow
  8. The Bitters
  9. Yankee Trails
  10. Peer Review
Drug Church
Drug Church
8
FAZIT
Man kann Drug Church einfach nicht hassen, wenn sie ihr aufgeblasenes Ego mit dem richtigen Maß an Selbstironie ausbalancieren. Vielleicht fallen sie damit irgendwann auf die Nase, tun das mit ihrem fünften Album “Prude” aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Das Quintett liefert einige der stärksten Songs ihrer Karriere, während man sich im bildhaften Storytelling von Sänger Patrick Kindlon verliert. Auch wenn sich hier schon anbahnt, dass ihr Sound musikalisch irgendwann auserzählt ist, benötigt es den handfesten Beweis in Form ihrer nächsten Platte, damit man die Band von ihrem selbstgebauten Podest runterheben kann.