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Kritik: Drug Church - "Hygiene"
Anlässlich der Veröffentlichung ihrer EP „Tawny“ im vergangenen Sommer hatten wir uns an dieser Stelle noch kläglich darüber beschwert, dass ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 21/03/2022
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Anlässlich der Veröffentlichung ihrer EP „Tawny“ im vergangenen Sommer hatten wir uns an dieser Stelle noch kläglich darüber beschwert, dass es eben nur für eine EP gereicht hatte und dringend Nachschub gefordert. Ganz offensichtlich hat die Band unsere Forderung mitbekommen und schon ein gutes halbes Jahr später tatsächlich geliefert.
Mit „Hygiene“ ist nun Album Nr. 4 von Drug Church erschienen – schon sehr beachtlich für eine Band, die eigentlich nur als Side Project von Self Defence Family-Sänger Patrick Kindlon gegründet worden war. Und während die EP seinerzeit eher zaghaft begann, geht es auf „Hygiene“ direkt zur Sache.
So klingt das neue Album „Hygiene“ von Drug Church
„Fun’s Over“ ist dann auch ein durchaus passender Songtitel für den überwiegend wuchtigen und kompromisslosen Song. Allerdings ist der Song nur Vorprogramm für das erste Highlight der Platte: „Super Saturated“ verbindet alles, was Drug Church stark macht. Im Sound irgendwo zwischen Grunge und Post-Punk zuhause sorgt vor allem die vielseitige Stimme von Patrick Kindlon dafür, dass mindestens der Kopf, wahrscheinlich aber noch ein paar Körperteile in Bewegung geraten.
Dass „Million Miles of Fun“ bereits vorab als Single veröffentlich wurde, ist im Übrigen wenig verwunderlich. Die markante Gitarrenmelodie und die schon fast popsong-taugliche Songstruktur sind gut geeignet, Hörerinnen und Hörern die Band, deren Sound hin und wieder schon einmal überfordernd wirkt, näher zu bringen. Wer durch „Million Miles of Fun“ zum Fan geworden ist, der darf sich aber auch an „Detective Lieutenant“ heranwagen, obwohl oder gerade weil der Song nach dem eher gemächlichen Anfang eine gewaltige Wandlung in Richtung des energiegeladenen Refrains durchlebt.
Apropos Wandlung: Nicht, dass sich die Stimme von Patrick Kindlon gewandelt hätte, aber es gelingt ihm noch viel besser und öfter als auf früheren Alben, die Stimme gezielt einzusetzen; sei es, um die Aussagen seiner Texte zu betonen, oder um die Hookline der Refrains abzurunden.
Doch auch diejenigen, die Drug Church vor allem wegen ihrer Nonkonformität schätzen, kommen auf „Hygiene“ nicht zu kurz. Vielleicht ist ihnen das ebenfalls vorab veröffentlichte „World Impact“ trotz eindeutiger Hardcore-Referenzen auch noch zu straight, doch Songs wie „Tiresome“ oder „Premium Offer“ sind dann ebenso faszinierend wie anstrengend – und eben so, wie man Drug Church von früheren Veröffentlichungen kennt.
Und dennoch wird auch zum Ende der Platte deutlich, dass dieses Mal alles etwas gradliniger und eingängiger zugehen sollte. Selbstverständlich sind Drug Church dabei immer noch weit davon entfernt, in Mainstream-Gefilde abzudriften. Eine Mainstream-Band würde schließlich niemals auf einem insgesamt nur 26 Minuten langen Longplayer fast vier Minuten für den Rausschmeißer opfern.
Opfern trifft es bei „Athlete on Bench“ allerdings auch nicht ganz. Vielmehr zeigt der Song noch einmal die ganze Bandbreite der Band – sicher nicht ganz so eingängig wie manch anderer Songs, dafür noch einmal mit einigen gesanglichen Highlights. Und auch die machen „Hygiene“ zu einem sehr gelungenen Album.
Foto: Kat Nijmeddin / Offizielles Pressebild
Drug Church News
Hygiene
Künstler: Drug Church
Erscheinungsdatum: 11.03.2022
Genre: Alternative, Hardcore, Rock
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Fun's Over
- Super Saturated
- Plucked
- Million Miles Of Fun
- Detective Lieutenant
- Tiresome
- World Impact
- Premium Offer
- Piss & Quiet
- Athlete on Bench
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