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Review

Progressive

Kritik: Coheed and Cambria - „Vaxis III: The Father of Make Believe“

Die Space-Saga geht weiter!

VON

Ein intergalaktischer Krieg, eine unmögliche Liebe, ein Universum im Spagat zwischen Hoffnung und Untergang – für Coheed and Cambria war Musik nie einfach nur Musik, sondern immer auch Geschichtenerzählen.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten vertont die Band ihr eigenes Sci-Fi-Epos „The Amory Wars“. Dabei haben sie es geschafft, sich über die Jahre immer wieder neu zu erfinden: Mal klangen sie wie eine modernisierte Rush-Version für das Emo-Zeitalter mit starkem Metal-Einschag, mal wie der Soundtrack eines überlebensgroßen Space-Anime mit hymnischen Synthesizern. Eins war es aber immer: Komplex und progressiv.

Nun schicken Bandkopf Claudio Sanchez und seine Mitstreiter die Vaxis-Saga rund um die Protagonisten Vaxis und Nostrand mit „Vaxis III: The Father of Make Believe“ in die dritte Runde. 2018 schlugen Coheed and Cambria mit „Vaxis – Act I: The Unheavenly Creatures“ das neue Kapitel innerhalb ihrer epischen Space-Saga auf. Dabei verschoben sie auch den musikalischen Fokus: Weg vom Prog-Rock mit Metal-Einfluss, hin zu poppigeren Strukturen mit mehr Eingängigkeit, Tanzbarkeit, Atmosphäre.

Die Energie von früheren Alben wie „Good Apollo I’m Burning Star IV, Volume One: From Fear Through the Eyes of Madness“ (knackige Albentitel konnten die US-Amerikaner schon vor 20 Jahren!) blieb dabei etwas auf der Strecke; enttäuschte alte Fans, überzeugte neue Hörer. Wo ordnet sich nun „Vaxis III“ ein?

„Vaxis III: The Father of Make Believe“: Cineastischer Glanz und erzählerische Schwere

Den Auftakt macht „Yesterday’s Lost“, das mit einem sanften, atmosphärischen Piano-Intro beginnt, in das sich langsam Gitarre und Sanchez’ säuselnder Gesang mischen. Synthie-Flächen breiten sich aus, die ersten orchestralen Elemente schimmern durch. Eine stimmungssetzende Ouvertüre, die klarmacht: Es wird cineastisch.

Mit „Goodbye, Sunshine“ kommt dann auch direkt echte Energie auf. Der Song geht hymnisch nach vorne, die Gitarren treiben an. Die Hook geht ins Ohr – und am Ende entlädt sich alles. Ein starker Auftakt, der vom folgenden „Searching for Tomorrow“ noch getoppt wird. Schon beim ersten Hören brennt sich der kraftvolle Refrain ins Gedächtnis. Die Gitarren fräsen sich mit druckvollen Riffs durch den Song, während Sanchez eine seiner stärksten Gesangsleistungen des Albums abliefert. Die Schwere der Vaxis-Saga zeigt sich in den Lyrics:

„Up to no good / Searching for tomorrow / Misunderstood / Well, you’re headed straight into the flames“

Coheed and Cambria erzählen von der Rastlosigkeit und inneren Zerrissenheit des Protagonisten Vaxis sowie von einer Zukunft, die nie kommen wird.

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Leider bremst anschließend ausgerechnet der Titeltrack „The Father of Make Believe“ das Album erstmals aus. Der Song rauscht gleichförmig vorbei, ohne Highlights oder wirkliche Ausbrüche. Die Gitarren schieben das Arrangement nur minimal an, das Stück bleibt statisch. „Meri of Mercy“ knüpft an, leidet ebenfalls unter fehlender Dynamik.

Aber dann: Die Explosion.

Coheed and Cambria zwischen Punk und Bring Me The Horizon

„Blind Side Sonny“ ist eine der krawalligsten Nummern der Bandgeschichte: Punk-Riffs, Sanchez mit keifendem Gesang, hektische Gang-Shouts. Ein Hit – gerade auch, weil er so überraschend und unvermittelt kommt. Lyrisch wird hier die Antagonistenfigur Blind Side Sonny eingeführt:

„Hey, I’m Blind Side Sonny / Here to give you the news / The kind you won’t like ‚cause it involves you“

Sonny tritt als Bedrohung in die Geschichte ein – eine Art Schattenfigur, die Vaxis und Nostrand verfolgt.

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Mit „Play the Poet“ folgt der experimentellste Song der Platte. Man bekommt fast das Gefühl, Coheed and Cambria channeln hier ihre inneren Bring Me The Horizon: Elektro-Elemente, Breakdowns, ein Wechsel zwischen Klargesang und Growls, poppige Hook. Die US-Amerikaner haben in der Vergangenheit oft mit anderen Genres experimentiert, aber selten klang das so modern und brachial.

Höhe- und Tiefpunkt liegen nah beieinander

Warum kann es nicht mit dieser Dynamik weitergehen, fragt man sich, wenn danach „One Last Miracle“ erklingt. Eine Ballade mit gefühlvollen Vocals und Akustikgitarre – große Emotionen, aber wenig Substanz. „Corner My Confidence“ hält sich ebenfalls zurück und bleibt ein eher vergessenswerter Moment.

Und dann kommt Überraschung Nummer drei:

„Someone Who Can“ – der beste Song der Platte. Synthie-lastig, poppig, leichtfüßig, tanzbar. Der Track hätte sich auch perfekt auf dem insgesamt deutlich leichtfüßigeren „Vaxis – Act II: A Window of the Waking Mind“ gemacht. Und wäre auch da der größte Hit gewesen.

So sommerlich der Song auch daherkommt, so düster sind erneut die in den Lyrics behandelten Themen:„This can’t be / All that we wanted for us in the here and right now / I won’t fight for the old life”, klagt das lyrische Ich über das Ringen mit der eigenen Vergangenheit.

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Schade: Im Finale ist die Luft raus

Dann steigt das große Finale von „Vaxis III“. „The Continuum I-IV“, vier zusammenhängende Songs, die an frühere Epen wie das Finale von „Good Apollo Vol. I“ erinnern. Sie sind proggig, bringen Tempowechsel und knackige Vocals, erinnern am ehesten an die frühen Coheed and Cambria. Aber der Funke will nicht so richtig überspringen, die Luft ist raus.

In „The Continuum III: Tethered Together“ strapazieren die in die Länge gezogenen Vocal-Lines von Sanchez die Nerven, während der Song unspektakulär bleibt. „The Continuum IV: So It Goes“ schließt das Album dann mit einer luftigen, fast poppigen Melodieführung und epischem Orchester-Outro so cineastisch, wie es begonnen hat. Das Gefühl, dass hier mehr drin gewesen wäre, kann das aber auch nicht mehr beiseite wischen.

Foto: Jimmy Fontaine / Offizielles Pressebild

ALBUM
Vaxis Act III: The Father Of Make Believe
Künstler: Coheed And Cambria

Erscheinungsdatum: 14.03.2025
Genre: ,
Label: Virgin Music
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Yesterday’s Lost
  2. Goodbye, Sunshine
  3. Searching For Tomorrow
  4. The Father of Make Believe
  5. Meri of Mercy
  6. Blind Side Sonny
  7. Play The Poet
  8. One Last Miracle
  9. Corner My Confidence
  10. Someone Who Can
  11. The Continuum I: Welcome to Forever, Mr. Nobody
  12. The Continuum II: The Flood
  13. The Continuum III: Tethered Together
  14. The Continuum IV: So It Goes
Coheed And Cambria Vaxis Act III: The Father Of Make Believe
Coheed And Cambria Vaxis Act III: The Father Of Make Believe
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FAZIT
„Vaxis III: The Father of Make Believe“ ist ein weiteres ambitioniertes Kapitel in Coheed and Cambrias Space-Opera. Konzeptionell bleibt die Band eine Klasse für sich – das narrative Gerüst, das sie über Jahrzehnte gebaut haben, wird konsequent weitergeführt. Doch musikalisch bleiben gemischte Gefühle. Es gibt herausragende Momente, allen voran die Singles „Blind Side Sonny“, „Someone Who Can“ und „Searching for Tomorrow“. Aber eben auch viele Songs, die vorbeirauschen wie Sterne beim Eintritt in den Hyperraum. Ein vorsichtiges Verschieben der Prioritäten weg vom großen Konzept hin zu packenderem Songwriting hätte das möglicherweise verhindern können.