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Kritik: Chaosbay - "Are You Afraid?"

Chaosbay gelten zwar hin und wieder noch als Newcomer oder Geheimtipp. Doch seien wir ehrlich: Diesen Status haben die Berliner ...

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Chaosbay gelten zwar hin und wieder noch als Newcomer oder Geheimtipp. Doch seien wir ehrlich: Diesen Status haben die Berliner inzwischen längst hinter sich gelassen. Nicht nur, weil die Band bereits seit über zehn Jahren am Start ist. Sondern vor allem wegen der Tatsache, dass Chaosbay sich mit beständig guten Releases eine mehr als solide Fanbase haben aufbauen können. Mit „Are You Afraid?“ legt uns das Quartett in diesen Tagen ihr neues Album vor, in welches wir in diesen Zeilen etwas genauer hineinhören wollen.

Chaosbay starten druckvoll und dynamisch

Das Album startet ohne große Aufwärmphase und zeigt im Opener „Are You Afraid?“ direkt, was die Band mit uns vorhat. Es geht einerseits mächtig zur Sache, andererseits drücken Chaosbay auch immer wieder – in diesem Fall in den Strophen – gefühlvoll aufs die Bremse. Das hat den Effekt, dass die Refrains umso kraftvoller daherkommen. In Sachen Dynamik lässt der Track jedenfalls keine Wünsche übrig. In „Maniac In The Mirror“ geht es zwar in dieser Hinsicht gleichmäßiger und insgesamt mit mehr Tempo daher, aber das ist keineswegs negativ gemeint.

Chaosbay haben inzwischen eine sehr klare Vorstellung davon, wie ihre Musik klingen soll. Die Songs sind in ihrer Struktur zwar alles andere als einfach, aber eben auch nicht so komplex, dass sie bei den Hörer:innen ein musikwissenschaftliches Studium voraussetzt. Die elektronischen Elemente sind zwar für den Sound der Band unverzichtbar, aber sie wirken nicht überladen.

Und nicht zuletzt ist auch die Stimme von Sänger Jan Listing ein ganz wichtiges Element des Chaosbay-Sounds. Dass sich seine Stimme von anderen im Metalcore abhebt, zeigt er auf „Are You Afraid?“ immer wieder. So zum Beispiel im eingängigen „Eye For An Eye“, dessen Refrain fast schon mainstream-tauglich erscheint.

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Die Stimme als Erfolgsrezept

Doch auch ein Song wie „The Way To Hell“ macht schnell deutlich, dass sich Jan Listing wohl auch in anderen Genres mit seiner Stimme behaupten würde. Besonders kommt die Stimme übrigens dann zur Geltung, wenn sie zum Duett gebeten wird. In „Don’t Kill Me“, das schon als Single für Furore sorgte, holen sich Chaosbay Unterstützung von Of Virtue-Sänger Tyler Ennis.

Nicht, dass Jan Listing auf einen solchen Support angewiesen wäre. Doch die beiden Stimmen ergänzen sind perfekt und sorgen mit dem ohnehin stimmigen Instrumental für einen der besten Songs auf „Are You Afraid?“.

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Chaosbay überzeugen auch mit den Features

Von solchen Collabs gibt es auf dem Album übrigens noch zwei weitere. Auf „Money“ ist We Are Pigs-Sängerin Esjay Jones dabei, auf „Phantom Heart“ gibt sich Awake At Last-Sänger Vincent Torres die Ehre. Und auch wenn die beiden Songs unterschiedlicher nicht sein könnten, so haben sie doch gemeinsam, dass sie zu den interessantesten Tracks auf „Are You Afraid?“ gehören.

Während „Money“ trotz der ernsten Lyrics vor allem sehr unterhaltsam und ohrwurm-verdächtig ist, zeigen Chaosbay in „Phanton Heart“ ihre Emo-Seite. Hier geht es fast schon rockig zu. Es ist ohne Frage ein absolutes Qualitätsmerkmal, dass Chaosbay sich auf ihrem neuen Album so facettenreich geben. Gut, dass eine klare Linie erkennbar ist. Doch es spricht für die musikalische Qualität der Band, dass sie in Sachen Songwriting auch nach rechts und links schauen können.

Die Produktion überzeugt auf ganzer Linie

Apropos Qualität: Über die Produktion muss man dieser Stelle auch noch einige Worte verlieren. Denn auch in dieser Hinsicht bewegen sich Chaosbay auf einem schon bekannt hohen Niveau. Kein Wunder, hat man doch wie bisher auf ein bewährtes Verfahren gesetzt. Während Jan Listing die Produktion übernommen hat, war erneut Christof Kempe (Embark Audio) für Mixing und Mastering verantwortlich.

Und gerade, weil es im Progressive-Bereich bekanntlich keine ganze leichte Aufgabe ist, alles unter einen Hut zu bekommen, haben die Beteiligten an dieser Stelle ein großes Lob verdient. Der Sound kommt gleichermaßen dynamisch wie kraftvoll daher und ist vor allem durchweg differenziert. So macht das Album auch in der Endlosschleife noch Spaß!

Besser als auf „Are You Afraid?“ waren Chaosbay wohl nie. Sicher gibt es Songs, die etwas mehr Zeit benötigen, bis sie zünden. Aber diese Zeit sollten wir ihnen gönnen. Denn währenddessen können wir uns mit den Tracks beschäftigten, die sofort im Ohr bleiben. Und davon haben wir auf „Are You Afraid?“ wirklich eine ganze Menge. Ganz egal, wie tief man bei Chaosbay einsteigen will – unterhaltsam ist das Album auf jeden Fall. Es gibt einiges zu entdecken.

Foto: Vivien Huss Fotografie / Offizielles Pressebild

ALBUM
Are You Afraid?
Künstler: Chaosbay

Erscheinungsdatum: 13.09.2024
Genre: , ,
Label: Circular Wave
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Are You Afraid?
  2. Maniac In The Mirror
  3. The Way To Hell
  4. Eye For An Eye
  5. Psycho
  6. Don't Kill Me
  7. From Soldier To Prophet To Sinner
  8. Money (feat. We Are Pigs)
  9. nostalgia
  10. Phantom Heart
  11. Bigger Than You
Chaosbay Are You Afraid
Chaosbay Are You Afraid
8.5
FAZIT
Geheimtipp? Das war einmal. Nach dem Release von „Are You Afraid?” werden die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass Chaosbay zu den Top-Acts der Modern Metalcore-Szene in Deutschland gehören. Dieses Album hat alles: Eingängige Songs, genügend Abwechslung und das passende Soundgewand. Genau so soll es sein!