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Review

FolkNu Metal

Kritik: Bloodywood – "Nu Delhi"

Heavy Metal made in India!

VON

Sie sind nicht gerade erst seit eben, sondern bereits seit einigen Jahren das Phänomen des Crossover-Metals: Bloodywood! Der Name ist Programm. Indian Folk- oder auch Punjabi-Metal nennt das indische Trio seine Musik, die von Texten, die zwischen Englisch, Hindi (Amtssprache in Indien) und Pandschabi (Sprache, die in Indien und Pakistan gesprochen wird) variieren, so wie zwischen den traditionellen Instrumenten und klassischem Heavy Metal.

Nach dem Urknall-ähnlichen Erfolg, den die 2016 gegründete Gruppe mit ihrem Debüt-Album und (Debüt!) Europa-Tournee an den Tag gelegt hat, sind wir schon gespannt, ob „Nu Delhi“ in diese Elefanten-Fußstapfen treten kann. Finden wir es heraus:

Film ab!

Aller Anfang ist schwer – besonders bei Bloodywood! „Halla Boll“ steigt mit einem ordentlichen Spannungsbogen filmreif ein, der das Album mit rituellen Gesängen und den charakteristischen Flötentönen eröffnet und schließlich in heftigen Gitarren und schweren Grooves explodiert. Die Inder machen somit direkt nach den ersten Sekunden klar, wo die Reise in Zukunft hingehen soll. Volle Fahrt Richtung Heavy Metal!

Härte & Tradition

Von Song zu Song beweisen Bloodywood zunehmend Härte und zeigen, wie wichtig ihnen, neben der Bewahrung ihrer indischen Wurzeln, auch ihre musikalische Heimat ist. Die Mannen aus Neu-Delhi sind offensichtlich auch auf den Breakdown-Geschmack gekommen. Angefangen mit „Halla Boll“, bietet jeder der acht Songs einen ordentlichen Nackenbrecher-Part – aber auch seine eigenen Besonderheiten.

Nicht nur musikalisch bleiben Bloodywood ihren Ursprüngen treu – auch thematisch führen sie ihre Themen fort. Während es im Album-Opener um wichtige historische Ereignisse geht, überzeugt das nachfolgende „Hutt“ mit einer persönlichen Note. Darin motiviert die Band ihre Hörer, sich gegen negative Stimmen zu behaupten und für sich selbst einzustehen. Eine starke, selbstbestimmte Linie, die Bloodywood bereits auf ihrem Vorgänger-Album verfolgt haben.

Bulliger Rap vs. Folkige Flöte

Die Strophen wechseln zwischen den Parts von Rapper Raoul Kerr, der sie mit englischen ange-HipHop-ten Melodien kombiniert, und dem traditionellen Clean-Vokalisten Jayant Bhadula, der sich nun mehr auch zu metallischen Screams hinreißen lässt. Besonders wild wird es in „Hutt“, in dem obendrauf noch Gangshouts den Songtitel brüllen, während sie von Blastbeats und wilden Riffs zum nächsten Breakdown getragen werden.

Für Ruhemomente sorgen die indischen Instrumente Flöte, Trommel und Sitar, die für eine ausgewogene Balance aus Härte und (Heimat-)Gefühl sorgen. Auch in „Dadak“ sorgt ein atmosphärischer Part für Ruhe – und ein spuckender Refrain für das Salz in der Suppe, der sich als typisches Element in der Songstruktur von Bloodywood herauskristallisiert.

Ein dickes internationales Feature

Dass Bloodywood den interkulturellen Austausch leben, beweist das bereits veröffentlichte Anime-Stück „Bekhauf“, auf dem sie mit einem anderen Crossover-Phänomen aus Asien koalieren. An die Seite des indischen Trios tritt der Mädels-Dreier Babymetal aus Japan. Während wir bei diesem Sprach-Mix doppelt so wenig verstehen, liefert das Power-Duo aber auch gleich die um den Faktor zwei potenzierte Energie.

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Wenig Bolly…

Schicksalhaft geht es weiter mit dem Song „Kismat“ (zu deutsch: Schicksal), der auch der Namensherkunft der Band alle Ehre macht. Googlet man den Songtitel, erscheint wohl nicht ganz zufällig ein Bollywood-Film, dessen Intro, auch gut von jenem Song untermalt werden könnte. Im Gegensatz zum Rest des Albums steigt der Anteil an zarteren, sanfteren India-Klängen. Aber keine Sorge: bevor Shah Rhuk Khan auftaucht, folgt auf den sonnigen Anteil noch ein actionreiches Slasher-Happy End. Auch „Daggebazz“ schlägt ebenfalls in die Kerbe indischer Musik, stellt sie allerdings ganz anders vor und präsentiert die harte Seite folkiger Instrumentalisierung und brummender Gesänge.

..viel Foody

Humor beweisen die Mannen mit dem Stück „Tadka“, dass die nötige Würze in den „Nu Delhi“-Topf wirft. Darin feiert das Trio einen anderen wichtigen Teil ihrer Kultur: das leckere indische Essen! Bestimmt bisher (in der Metal-Welt) noch nicht thematisiert, beweisen Bloodywood damit nicht nur Kreativität, sondern schaffen es auch der Thematik eine gebührende Hymne mit deftigsten Screams zu liefern, statt daraus einen puren Spaß-Track zu machen (bis auf den Rülpser zum Schluss).

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Ein neuer Metal-Morgen

Zusammenfassend endet das Album mit dem bereits vor Monaten vorausgeschickten Track „Nu Delhi“, der nicht nur sinnvoll das Album benannt hat, sondern auch den ganzen Gedanken des Projekts Bloodywood präsentiert. Eine Vorstellung moderner Lebenskultur in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi sowie die Neu-Interpretation und Fusion der Metalmusik.

Aber nicht nur der Titel fasst den Sound des Albums perfekt zusammen, sondern auch die Stärken ihrer drei Schutzheiligen: die Nu Metal-Gesinnung der englischen Rap-Parts und frischen, pumpenden Sounds von Raoul Kerr, die indischen Wiedererkennungswert-schaffenden Instrumente und Gesänge von Jayant Bhadula und der Heavy Metal-Geist, der in den schweren Gitarren-Riffs von Karan Katiyar zum Leben erweckt wird.

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Foto: Bloodywood / Offizielles Pressebild

ALBUM
Nu Delhi
Künstler: Bloodywood

Erscheinungsdatum: 21.03.2025
Genre: ,
Label: Fearless Records/Concord
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Halla Bol
  2. Hutt
  3. Dhadak
  4. Bekhauf (feat. Babymetal)
  5. Kismat
  6. Daggebaaz
  7. Tadka
  8. Nu Delhi
Bloodywood Nu Dehli
Bloodywood Nu Dehli
9.5
FAZIT
Bloodywood beweisen, dass Metal weder Sprache noch Instrument kennt. Um noch weiter zu gehen: sie beweisen, dass man keine Texte verstehen muss, um die Bedeutung ihrer Worte zu fühlen und zu teilen. „Nu Delhi“ vertieft die Trademarks und präsentiert sie noch aufpolierter, noch härter, noch durchdringender und noch besser produziert als zuvor. Eine wahnsinnige Intensität steckt im zweiten Album der Punjabi-Metaller, weshalb wir gerne die Höchstnote ziehen – ein halber Minuspunkt: wir hätten ein klein wenig mehr Protest von der „Expect a Riot“-Band erwartet, die auch fernab der Musik ihre soziale Ader beweist.