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Kritik: Beyond The Black - "Beyond The Black"
Beyond The Black sind zurück! Mit einem Selftitled-Album fundamentiert die Band um Sängerin Jennifer Haben nun ihren Sound, der sich ...
VON
Rodney Fuchs
AM 16/01/2023
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Beyond The Black sind zurück! Mit einem Selftitled-Album fundamentiert die Band um Sängerin Jennifer Haben nun ihren Sound, der sich etwas breiter aufstellt als gedacht. Auf zehn Tracks liefert „Beyond The Black“ ein Album, das dennoch hält, was es zu erwarten gab.
„Is There Anybody Out There“ ist ein typischer Song, der so auf Radio Bob im Morgenradio laufen könnte. Ein düsterer Vibe entsteht durch oppulent ausschmückende Streicher, während die Bridge in einen catchy Refrain leitet, der von jedem Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit mitgesungen werden kann.
Zwischen kurzen Gitarrensoli und einem anstrengenden „Öh“ der Sängerin, wirkt das was „Is There Anybody Out There“ liefert erstmal grundsolide und ist gut produziert. Diese „Öh“ Vokalise hätte man sich gegebenenfalls sparen können.
Songstrukturen mit dem Baukastenprinzip
Stattdessen überrascht der Song mit kurzen Interludien von akustischer Gitarre, die eine gewisse Dynamik offenbaren und den Track doch nicht so berechenbar erscheinen lassen, wie man annehmen konnte. Zwanghaft einen Refrain nochmal ans Ende zu hängen, tut dem ganzen Track jedoch weniger gut.
Für Beyond The Black gilt: Die Virtuosität, die es auf der Gitarre zu bestaunen gibt, sucht man im Schlagzeug vergeblich. Stattdessen sind es weitestgehend Standardbeats und dezent gehaltene Bassdrumgewitter, die die rhythmische Komponente untermalen, sie aber kaum zu einem Garanten für Rhythmusfanatiker werden lässt.
Pagan-Einschläge
„Reincarnation“ startet mit einem Vibe, der direkt an Bands wie Eluveitie erinnert. Melodisch und mit einem Mittelalter-Vibe gelingt es Beyond The Black, direkt an Bandbreite zu gewinnen. Etwas zu sehr verliert sich der Track abermals in einer klassischen Popsongstruktur. Positiv stechen heraus die dezent eingesetzten Growls und der Chorus, der erneut eingängig ist und mit der Drehleier ergänzt besonders an Momentum gewinnt.
Atmosphärisches Akustikgitarrengeklimper eröffnet „Free Me“, das balladesk daherkommt, sich aber schnell in seiner Stimmung wendet und sich mehr mit der Harmonie befasst, als das große Melodien im Vordergrund stehen. Tatsächlich ist „Free Me“ interessant geschrieben und baut sich narrativ auf, geleitet vom Gesang.
Das, was diesen Track besonders werden lässt, ist auch die Tatsache, dass das Schlagzeug mit einem etwas unkonventionelleren Beat arbeitet, der dem Gesamtkonstrukt des Tracks gut tut und durch gezielte Orchestrierung rundum solide daherkommt.
Nicht alles funktioniert
„Winter Is Coming“ kennt man bereits als Single des Albums. Mit starker Popattitüde und einem treibenden Beat avanciert der Track zu einem Garant für Livekonzerte. Das liegt auch an einem stark geschriebenen Refrain, der sich schnell einprägt – ob man will oder nicht.
Der Anfang von „Wide Awake“ findet sich hingegen als unspektakuläre Akustikballade wieder, die erneut eher mit einer spannenden Harmonieführung überzeugen kann, als mit großen Melodien. Wirklich mitreißen tut „Wide Awake“ allerdings nicht, viel mehr fühlt sich der Track wie ein narrativer Füller, in Form eines Rezitativs an. Auch das Aufbäumen des Instrumentals transformiert den Track zwar zu einer rockigen Nummer, bricht aber nicht mit dem Gefühl eines klassischen Fillers.
Kalkulierbares songwriting
Dagegen sind es die Trommeln von „Dancing In The Dark“, in denen Beyond The Black Spannung und Momentum aufbauen. Ein bisschen klingt das alles nach Santiano, was kein Wunder ist, denn niemand anders als Hartmut Krech hat große Anteile am Songwriting von Beyond The Black und ist auch für viele Produktionen der Piratenband mitverantwortlich.
Das Resultat ist ein Track, der auch auf Super RTL im Werbeblock laufen könnte. Unspektakulär, künstlich, plastisch und durchweg kommerziell aufgezogen. Von Metal kann hier kaum die Rede sein. Viel mehr ist „Dancing In The Dark“ ein Poptrack in „härterem“ Soundgewand. Daran hilft auch ein Gitarrensolo nichts mehr.
Dezenter Metal für Menschen, denen zu harte Musik nicht taugt
Der Anfang von „Raise Your Head“ macht bereits einiges besser als sein Vorgänger und wirkt insgesamt ausgereifter. Das mag unter anderem auch an einem starken Mainriff liegen, das sich der musikalischen Sprache bedient, die kurzzeitig sogar an das Devin Townsend Project erinnert. Die poppigen Elemente finden sich stattdessen eher in der Struktur – ein insgesamt besseres Rezept.
Oft sind es die orchestralen Parts, die Beyond The Black spannend werden lassen. Einige Experimente gelingen, während andere Experimente scheitern. So wirken einige Vokalisen, die das ganze durchweg poppiger machen, oft kitschig und nervig. Die Momente, in denen Beyond The Black mit Growls arbeiten, wie beispielsweise auch auf „Not In Our Name“, sind die Momente, in denen man der Band abkauft eine Metalband zu sein.
Verwässerung der guten Impulse
Auf weite Strecken verwässert sich dieser Eindruck. Viel zu sicher ist das Songwriting, das sich dementsprechend häufig vorhersehbar gestaltet. Die Momente, in denen Beyond The Black für Überraschungen sorgen können, sind oft harmonischer Natur. Auch kurze chorale Aspekte, die sich bei „I Remember Dying“ finden, sorgen für etwas, das mit dem Durchschnittssound des Albums bricht.
„Beyond The Black“ ist Metalradio, das sicherlich ein großer Erfolg sein wird und in einer eher älteren Zielgruppe bestens funktionieren wird. Wer nach frischem Sound und grenzensprengender Musik sucht, ist hier an der komplett falschen Stelle. Wer gerne härtere Musik hört, es aber auch melodisch mag und vielleicht auch mitsingen möchte, ist mit Beyond The Black bestens beraten.
Foto: Stefan Heilemann (Heilemania) / Offizielles Pressebild
Beyond The Black
Künstler: Beyond the Black
Erscheinungsdatum: 13.01.2023
Genre: Symphonic Metal
Label: Nuclear Blast Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Is There Anybody Out There
- Reincarnation
- Free Me
- Winter Is Coming
- Into The Light
- Wide Awake
- Dancing In The Dark
- Raise Your Head
- Not In Our Name
- I Remember Dying
- I Remember Dying (Stranger Reprise) (Bonus)
- Wide Awake (Piano Version) (Bonus)
- Raise Your Head (String Version) (Bonus)
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