Review

MetalcorePost-Hardcore

Kritik: Bad Omens - "Concrete Jungle [The OST]"

Bad Omens haben ihr neues Projekt mit dem Zusatz „The OST“ versehen. Die Abkürzung steht für „Original Soundtrack“, was in ...

VON

Bad Omens haben ihr neues Projekt mit dem Zusatz „The OST“ versehen. Die Abkürzung steht für „Original Soundtrack“, was in etwa ein Versprechen ist, dass die Platte wie für einen Film gemacht klingt. Ein ganz bestimmtes Gefühl, dass vermittelt werden soll. Die Erwartungen werden damit also erstmal hochgeschraubt – von einer Band, an die die Erwartungen so oder so enorm hoch sind. Wenn das noch nicht genug wäre, gibt es Remixe von bekannten Songs, und unschlagbare elf Tracks mit Unterstützung von anderen Bands und Artists. Da ist viel los auf diesem Album! Als Regel Nummer eins gilt bei so einem Vorhaben klar, die Intention der Tracklist – in Reihenfolge! – zu respektieren, da sich nur so das Gesamtbild ergeben kann.

Wie haben sich Bad Omens mit all dem geschlagen? Alles in allem lässt sich sagen, dass den Jungs mit der Platte ein spannendes Projekt gelungen ist. Denn was wir uns auf die Ohren hauen, sind drei Stränge in einem: Neue Tracks, Remixe von altbekannten Lieblingen, und Live-Versionen von „The Death of Peace of Mind“-Songs der vergangenen Tour. Sage und schreibe 26 Tracks umfasst das Werk (auf den ersten Blick zumindest – mehr dazu später). Für ein bisschen Ordnung nun eins nach dem anderen.

Teil 1: Das neue Album

Drei Interludes gibt es in der mächtigen Tracklist, die das Ganze in verdaubare Häppchen aufteilen. Der erste Teil kann sich dabei als das sehen lassen, was wir ein neues Album nennen können. Bisher unveröffentlichte Songs, gespickt mit ein paar schon bekannten Singles. So führt uns ein düsterer Opener in das Album herein, dass dann so richtig mit dem „certified banger“ „V.A.N.“ mit Poppy startet. Dieser Song setzt den Ton der Soundtrack-Experience des Albums. Mit starken Industrial-Einflüssen, titelgebenden Zeilen wie „Violence against nature“ in dem Track mit Poppy, und unterstützt z.B. durch das Feature von HEALTH, zeichnet Bad Omens eine dystopische Stimmung, die hart und ungemütlich ist.

Es folgen weitere Songs mit Features von Rap-Duo Bob Vylan und Nu-Metal-Paar Wargasm, die jeweils sehr von dem Sound der jeweiligen Gäste geprägt sind. Beim letzteren handelt es sich um eine kreative Version in Anlehnung an den alten Track „Hedonist“ (2016), die definitiv Spaß macht. Für diesen ersten Teil des Albums lässt sich generell festhalten, dass wer für viel Noah Sebastian gekommen ist, enttäuscht wird. Über die ersten Songs hinweg ist der Bad Omens Fronter nicht im Vordergrund, wenn überhaupt präsent in den Songs. Es zählt primär die Stimmung, die kreiert wird.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Für eingefleischte Fans finden sich dennoch ein paar Easter Eggs wieder, wie in bekannten Instrumentals, aber auch klaren Samples alter Songs. Mit „Even“ bekommen wir einen sanfteren Cut – der erste Song ohne Feature (heißt: ja, es gibt Vocals von Noah Sebastian), direkt gefolgt von „Loading Screen“, der als kompletter Instrumental-Song überrascht und das Thema des sonst wenig auftretenden Noahs weiterzieht.

„Anything > Human“ (featuring Erra) bringt dann das, was man von einem Bad Omens-Song im Jahr 2024 erwartet – starker Beat, starker Chorus, und einen ordentlichen Breakdown hinten raus. Definitiv Highlight-Potential. Mit den nächsten beiden Tracks steht dann aber wieder das Instrumentale im Vordergrund, das bei „Nervous System“ mit iRis.EXE schon fast Techno ist.

Es kommt definitiv durch, dass „Concrete Jungle [The OST]“ kein neues Album mit ‚Hit-Singles‘, sondern eine ganzheitliche Sounderfahrung sein soll. Das ist auf jeden Fall im ersten Teil des Werks gelungen – es ist eine klare Stimmung gesetzt, die die Vision eines dystopischen „Concrete Jungle“ zum Leben kommen lässt. Man fühlt quasi in jedem Track, wie man durch eine ungemütliche, verlassene Großstadt stapft, die es auf einen abgesehen hat.

Teil 2: Es wird geremixt

Das nächste Interlude führt uns zu dem Teil des Albums, der insgesamt sechs neue Versionen von altbekannten Songs von „The Death of Peace of Mind“ (2022) auftischt. An und für sich ein mutiges Projekt, denn am Ende gilt zu bewerten – lohnt sich der Remix oder höre ich mir sowieso lieber das Original an? Auch wenn es natürlich Geschmackssache ist, leuchtet bei den Remix-Tracks vor allem einer hell: „The Death Of Peace Of Mind (We Are Fury Patch)“. Der originale Song, der in sich eine ganz besondere Stimmung kreiert, wird in dieser Version durch die neuen, etwas harscheren Instrumentals nochmal mit extra Wumms geschmückt. Die zweite Remix-Version des Liedes mit So Wylie fällt mit seiner hochgepitchten Variante dabei eher ab.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Hoher, schneller Pitch spielt in diesem Teil der LP generell eine große Rolle – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Was in den neuen Versionen besticht, ist primär das Instrumentale. Thousand Below tragen der „unzipped“ Version von „The Grey“ eine kraftvolle Spur bei, die überzeugt – leider aber durch die doch eher faul angepassten Vocals nicht ganz zur Geltung kommen kann. Mit „Just Pretend (Credits)“ werden wir schließlich noch einmal erinnert, dass es sich hier um einen Soundtrack handelt – wobei sich auch hier die Frage stellt, wie viele Fans diese Version, die sich eher wie ein Cover hört, dem Original-Superhit vorziehen.

Teil 3: Live-Tracks

Dass das Interlude, welches uns zu den Live-Tracks führt, mit dem Projektnamen „clearmind“ betitelt ist, bekommt schonmal Sympathiepunkte – ein sanfter Hinweis an die befreiende Kraft von Live-Musik. Ab da gibt es dann genau das, was man erwartet, indem die „The Death of Peace of Mind“-Songs, die auf der aktuellen Tour gespielt wurden, einmal in guter Qualität aufgetischt werden. Die elektronischen Einsprecher der Konzertproduktion schlagen dabei einen überraschend passenden Bogen zu dem elektronischen, härteren Bild, was Teil eins des Albums zu kreieren begann. Doch Halt! Da 26 Songs noch nicht genug waren, hat sich noch ein Überraschungssong in den Closer eingeschlichen. Wer nicht automatisch das Recording stoppt, kriegt hier noch etwas sehr Liebliches auf die Ohren – das dürft ihr aber selbst anhören.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Final bleibt zu sagen, dass der erste Teil des Albums als eigene Veröffentlichung eine bessere Möglichkeit gehabt hätte, in sich zu überzeugen. Auch wenn die Interludes helfen, das überlange Gesamtwerk in verdaubare Häppchen zu packen, bekommt das Soundtrack-Vorhaben des Anfangs in sich nicht genug Raum zum Atmen. Gleichzeitig gibt der Anfang der LP den späteren Live-Tracks eine neue Stimmung mit, die sich somit in einen größeren Rahmen einfügen. Insgesamt ist es Bad Omens auf jeden Fall gelungen, ein stimmiges Gesamtbild im „Concrete Jungle“ zu schaffen, dass aufstrebende Artists in den Vordergrund stellt und dabei trotzdem Bad Omens bleibt.

Foto: Bryan Kirks / Offizielles Pressebild

ALBUM
Concrete Jungle [The OST]
Künstler: Bad Omens

Erscheinungsdatum: 31.05.2024
Genre: ,
Label: Sumerian Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. C:\PROJECTS\CJOST\BEATDEATH
  2. V.A.N (feat. Poppy)
  3. The Drain (feat. HEALTH & Swarm)
  4. Terms & Conditions (feat. Bob Vylan)
  5. Hedonist (Recharged) (feat. Wargasm)
  6. Even
  7. Loading Screen
  8. Anything > Human (feat. ERRA)
  9. Digital Footprint
  10. Nervous System (feat. iRis.EXE)
  11. C:\Projects\CJOST\FINDPEACE
  12. Artificial Suicide (Unzipped) (feat. Thousand Below)
  13. The Grey (Unzipped) (feat. Thousand Below)
  14. The Death Of Peace Of Mind (We Are Fury Patch)
  15. The Death Of Peace Of Mind (So Wylie Patch)
  16. Bad Decisions (Lofi) (feat. Dahlia)
  17. Just Pretend (Credits)
  18. (feat. Let’s Eat Grandma, Chief)
  19. C:\PROJECTS\CJOST\CLEARMIND
  20. Artificial Suicide (live 2024)
  21. Like A Villain (live 2024)
  22. The Grey (live 2024) 22. 23.
  23. What Do You Want From Me? (live 2024)
  24. Nowhere To Go (live 2024)
  25. The Death of Peace of Mind (live 2024)
  26. Just Pretend (live 2024)
Bad Omens Concrete Jungle [The OST]
Bad Omens Concrete Jungle [The OST]
7.5
FAZIT
Bei „Concrete Jungle [The OST]“ handelt es sich um kein Album im klassischen Sinne, und das will es auch gar nicht sein. Vielmehr ist es ein Projekt mit einer Balance zwischen neu aufgelegten und gänzlich neuen Tracks. Der erste Teil des Albums stellt dabei eher die Gäste und Instrumentals sowie die Gesamtstimmung in den Vordergrund – wer sich auf neue Songs voll mit Noah Sebastian gefreut hat, wird hier eher enttäuscht. Dafür werden Freund:innen der düsteren Beats sicherlich Freude haben, obgleich nicht alle Remixe überzeugen. Wenn auch in der Länge etwas überladen, ist Bad Omens ein stimmiges Gesamtwerk gelungen.