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Kritik: Alter Bridge - "Walk The Sky"
Hochmut kommt vor dem Fall? Mit ihrem nunmehr sechsten Studioalbum „Walk The Sky“ wollen Alter Bridge hoch hinaus – natürlich ...
VON
Maik Krause
AM 18/10/2019
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Hochmut kommt vor dem Fall? Mit ihrem nunmehr sechsten Studioalbum „Walk The Sky“ wollen Alter Bridge hoch hinaus – natürlich nur im lyrischen und musikalischen Sinne. Mit ihren über 1,5 Millionen verkauften Platten, unzähligen ausverkauften Shows und diversen Auszeichnungen zählen Alter Bridge ohnehin schon zu den wichtigsten Vertretern des modernen Hard Rock. Ob „Walk The Sky“ trotz ungewohntem Entstehungsprozesses der nächste Geniestreich der Band um Myles Kennedy und Mark Tremonti ist?
Dropbox statt Jam Session
Als ob man die Uhr danach stellen könnte, veröffentlichten Alter Bridge seit ihrer Gründung 2004 alle drei Jahre ein Studioalbum. Bei ihrem neusten Werk „Walk The Sky“ änderte man allerdings die übliche Herangehensweise an das Songwriting. Quasi dem (Luxus)-Problem geschuldet, dass sowohl Myles Kennedy (mit Slash) und Mark Tremonti (mit Tremonti) noch anderweitig eingespannt waren, schickte man sich die Songideen kurzerhand als Demo via Dropbox zu, bevor man dann ins Studio ging. In 2019 kein sonderlich innovativer Weg des Gedankenaustauschs, für die Band aber ein Novum. „Wir kamen viel organisierter ins Studio und konnten aus dem besten Material aussuchen“, erklärt Tremonti.
Dass sich an der gewohnt hohen Qualität auch auf „Walk The Sky“ wenig ändern würde, daran ließen schon die im Vorfeld veröffentlichten Singles wie „Wouldn’t You Rather“, „Pay No Mind“ oder „In The Deep“ keinen Zweifel. Alter Bridge verstehen es wie kaum eine andere Band zwischen Hard Rock, Heavy Metal und Grunge zu balancieren, ohne sich auch nur Ansatzweise einen Fehltritt zu leisten. Ob der kraftvolle „Wouldn’t You Rather“, der als erster Banger nach dem atmosphärischen Intro („One Life“) sofort für klare Verhältnisse sorgt oder „Godspeed“, ein beinahe luftig leichter Track mit ernster Thematik – in Gedenken an einen guten Freund von Tremonti.
Alter Bridge liefern wie gewohnt ab
Alter Bridge sind kraftvoll, verspielt und vor allem abwechlungsreich. „Native Son“, „Indoctrination“ und „Forever Falling“ glänzen durch ihre psychodelischen Momente. Bei letzterem kommt Tremonti sogar an den Vocals zum Einsatz, bis Kennedy ihn im grandiosen Refrain ablöst. Gerade hier sind Alter Bridge auch auf „Walk The Sky“ unschlagbar. Das Händchen für anspruchsvolles Riffing gepaart mit der unverwechselbaren Stimme von Myles Kennedy, der seinen gesamten Stimmumfang grandios in Szene setzt. Besonders bei „Tear Us Apart“, einer zeitlosen Hard Rock-Hymne ist er anfangs eher verhalten und zögerlich, um sich im Verlauf des Songs immer weiter zu steigern:
„Don’t let the world, tear us apart.
Don’t live a lie, don’t break a heart.
Don’t compromise, just wait.“
– Tear Us Apart
Beinahe naiv, aber absolut glaubwürdig und vor allem motivierend reicht Kennedy die Hand und fordert Stärke, auch in schwierigen Zeiten. Überhaupt treffen Alter Bridge mit „Walk The Sky“ den Ton des Albums perfekt. Während es auch düstere Momente gibt, hinterlassen die insgesamt 14 Songs nicht nur qualitativ einen äußerst positiven Eindruck. Dies bestätigt auch Kennedy: „Es fühlt sich für mich wie ein beflügelndes Album an, gerade vom lyrischen Standpunkt aus gesehen.“ So gibt man sich im Vergleich zu früherem Material weniger episch und hält die Songs vergleichsweise kürzer, um schneller auf den Punkt zu kommen – nichts, was dem allgemeinen Songwriting Abbruch getan hätte. Im Gegenteil: „Walk The Sky“ zählt zu den besten Alben des ohnehin starken Backkatalogs der Band.
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Foto: Dan Sturgess / Offizielles Pressebild
Alter Bridge News
Walk The Sky
Künstler: Alter Bridge
Erscheinungsdatum: 18.10.2019
Genre: Alternative, Progressive, Rock
Label: Napalm Records
Medium: CD, Vinyl