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Review

Punkrock

Kritik: Alarmsignal - "Insomnia"

Schwierige Zeiten erfordern manchmal eine klare Haltung. So oder so ähnlich hätte man bereits das vergangene Alarmsignal-Album „Ästhetik des Widerstands“ ...

VON

Schwierige Zeiten erfordern manchmal eine klare Haltung. So oder so ähnlich hätte man bereits das vergangene Alarmsignal-Album „Ästhetik des Widerstands“ aus dem Jahre 2022 ankündigen können. Drei Jahre später hat sich die geopolitische und -ökologische Lage keineswegs verbessert und so gab es bereits vor dem Release von „Insomnia“, welches am 17.01.2025 erscheint, einige Erwartungen an die Band aus Celle. Ob diese Erwartungen erfüllt wurden, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Rezension.

Es ist das nunmehr neunte Album der Gruppe. Bereits auf vergangenen Veröffentlichungen wurde klar, dass Alarmsignal ihren eingängigen, roughen Punk-Sound, gepaart mit schnörkellosen Texten gefunden haben. Auch „Insomnia“ reiht sich nahtlos an vergangene Releases an, Nuancen der Veränderungen sind allerdings durchaus ersichtlich.

Alarmsignal: Gerade heraus mit starken Features

Es ist wahr, Alarmsignal präsentieren sich auch auf ihrem neusten Album gewohnt wütend, direkt und angriffslustig. Songs wie „Unser Tape“ und „Laika“ gehen ins Ohr, überliefern eine Message und liegen perfekt in der gesanglichen Wohlfühlzone von Frontmann und Bassist Steff. „Laika“ stellt durch seine abwechslungsreichen Drums und die geschaffene Stimmung darüber hinaus ein wahres Highlight des Albums dar, während „Unser Tape“ hingegen so klingt, als hätte man den musikalischen Verlauf, die Melodie und auch die nostalgische Atmosphäre bereits bei benachbarten Bands á la Alex Mofa Gang oder Marathonmann gehört.

Zur Unterstützung gibt es auf „Insomnia“ den ein oder anderen hochkarätigen Szene-Support. Besonders die zweite Hälfte des Albums strotzt vor Feature-Gäst:innen, die für die Vocal-Seite einen ordentlichen Rückenwind generieren. Sei es Sängerin Beckx (Fucking Angry) auf dem Song „Manifest“, die sich einen Neustart für eine bessere Welt wünscht, oder Fronter Chris Kotze (Kotzreiz), der auf „Deutsch mich nicht voll“ eine handfeste Punk-Hymne supportet, der Sound erweitert sich durch die gut ausgewählten Besetzungen gekonnt.

Den wohl gelungensten Beitrag liefern wohl Shirley Holmes, die auf „D’accord“ mitwirken und wahrscheinlich schon im Januar den Lovesong mit dem größten Drive für dieses Jahr liefern. Ohne an Intensität zu verlieren, schafft es das Stück, soft und hart zur gleichen Zeit zu sein und setzt sich damit gekonnt und im positiven Sinne zwischen die Stühle.

Das haben wir schon immer so gemacht!

Ja, „Insomnia“ ist ein deutschsprachiges Punk-Album und die Erwartungen am Vielfalt und Abwechslungsreichtum sollten auch innerhalb dieses Genres eingeordnet werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich zahlreiche, alt bekannte Elemente im Songwriting und der Songstruktur erkennen lassen. Besonders innerhalb der Texte wird deutlich, dass hier Bilder aufgebaut werden, die dem einen oder der anderen in der Art ihrer Aufmachung etwas fade erscheinen könnten. Sei es die Aufarbeitung der Unsinnigkeit von Nationalstolz in „Kein Vaterland“, welche gemeinsam mit Liedermacherin Sarah Lesch in einer recht simplen Wir-gegen-die-Lyrik aufgearbeitet wird, oder die teilweise holprigen Reimschemata in „Zusammen untergehen“, eine gewisse Finesse oder künstlerische Weitsicht würde man sich an manchen Ecken von „Insomnia“ wünschen.

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Und dann ist da noch die Sache mit dem Ska. Die einen lieben ihn, die anderen können sehr wenig damit anfangen und auch auf dem neusten Release von Alarmsignal gibt es mit „Nichts sehen, nichts hören“ einen positiv-tanzbaren Song mit Off-Beat und Upstrokes auf den Saiteninstrumenten. Davon kann man grundsätzlich halten, was man möchte, jedoch beißt sich in diesem Fall der positive Grundton mit den durchaus ernsten und wütenden Lyrics.

Und doch gibt es die Songs auf „Insomnia“, die genau so sind, wie man sie erwarten würde und dadurch auch genau richtig klingen! Gleich zu Beginn des Albums liefert „Rest Your Eyes“ den gewohnten und lieb gewonnenen Alarmsignal-Sound. Dabei greift das Stück mit Unterstützung von Madsen-Sänger Sebastian Madsen, die im Track davor („You Will Be Safe To…“) gespielten Chöre auf und bildet damit eine Klammer über die beiden Songs. Auffallend ist der hoffnungsstiftende Text, den man besonders in aktuellen Zeiten nicht unbedingt erwartet hätte.

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„Scherbe / Licht“ wirkt auffallend verletzlich und bietet den Hörer:innen die Möglichkeit, einen Einblick in die emotionale Innenwelt von Sänger Steff zu erhalten. Dabei wird die Ambivalenz der Außen- und Innenwelt mit schnörkelloser Härte dargestellt, was positiv zu bewerten ist. Dieser Song liefert damit ein weiteres Highlight auf dem neusten Album von Alarmsignal.

Alarmsignal erfinden sich neu

Zwei Stücke sollen an dieser Stelle noch einmal herausgearbeitet werden, da die Band durchaus versucht, ihr Repertoire zu erweitern. Mal gelingt dies, mal weniger. „Neonlichter“ beginnt mit elektronischen Bass-Sounds. Der darauffolgende Beat wirkt eher dem Hip-Hop zugewandt und auch das Tempo lädt zum Rap ein. Zwar ist kein Sprechgesang zu hören, die Vocals wirken insgesamt jedoch eher dünn auf diesem Song, sodass der Pre Chorus, welcher durch eine Mehrstimmigkeit auffällt, das wahre Highlight des Stücks darstellt.

Mit „Johanna“ beenden Alarmsignal ihr 14 Song-starkes Album. Die Klavier-Ballade beschreibt eine Frau, die in der Vergangenheit dem Krieg zusah und sich nun erneut in einer solchen Situation befindet. Sowohl von textlicher als auch von musikalischer Seite wird hier alles richtig gemacht und ein emotionales, rundes und brutal-reales Stück geboten, das nachdenklich macht und aufrütteln soll. Solche Stücke wünscht man sich häufiger aus der Feder der Band.

Foto: Alexander Schank / Offizielles Pressebild

Alarmsignal News

ALBUM
Insomnia
Künstler: Alarmsignal

Erscheinungsdatum: 17.01.2025
Genre:
Label: Aggressive Punk Produktionen
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. You will be safe to…
  2. Rest Your Eyes (feat. Sebastian Madsen)
  3. Scherbe / Licht
  4. Unser Tape
  5. Kein Vaterland (feat. Sarah Lesch)
  6. Dystopia
  7. Laika
  8. Neonlichter
  9. D'accord (feat. Mel Marker von Shirley Holmes)
  10. Nichts sehen, nichts hören
  11. Zusammen untergehen
  12. Manifest (feat. Beckx von Fucking Angry)
  13. Deutsch mich nicht voll! (feat. Chris Kotze von Kotzreiz)
  14. Johanna
Alarmsignal Insomnia
Alarmsignal Insomnia
6.5
FAZIT
Mit ihrem neuen Album „Insomnia“ liefern Alarmsignal nicht mehr und nicht weniger als ein gradliniges, roughes und dennoch sauber produziertes Punk-Album. Die Band hält sich dabei vornehmlich in ihrer Komfortzone auf, wodurch relativ wenige musikalische Risiken eingegangen werden, gleichzeitig jedoch Längen entstehen. Hervorzuheben sind die Momente, in denen die Band versucht, neue Wege zu beschreiten. Dies gelingt zwar nicht immer optimal, ist jedoch positiv zu benennen. Besonders die Features wurden auf „Insomnia“ optimal vergeben. Das Album profitiert von der gesanglichen Unterstützung und erhält weitere gesangliche Klangfarben.

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