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Rock am Ring: Kings Of Leon sind ein unterschätzter Headliner
Aus gutem Grund ganz oben auf dem Festivalplakat.
VON
Maik Krause
AM 05/05/2023
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- Minuten
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Rock am Ring wird gerne mal vorgeworfen, dass das Festival den “Rock” im Namen nicht verdient hätte. Spannenderweise sind es auch oft dieselben Leute, die Bands wie Muse, Coldplay oder die Kings Of Leon nicht als Headliner akzeptieren. Letztere gehören, nach 2011 und 2014, auch dieses Jahr wieder zu den größten Namen des Lineups. Aus gutem Grund.
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Kings Of Leon: Vom Geheimtipp zum großen Namen
Willkommen im Kreis der Milliardäre: “Sex On Fire” durchbrach kürzlich die Schallmauer und knackte bei Spotify die Marke von 1 Milliarde Streams. Waren die Kings Of Leon bis 2008 eher ein Geheimtipp in der Indie und Southern Rock Szene, landeten sie mit ihren Singles “Sex On Fire” und “Use Somebody weltweit im Radio. Diese und das zugehörige Album “Only By The Night” brachten diverse Grammy, Brit und MTV Europe Music Awards ein und sorgten nachhaltig dafür, dass das Quartett aus Nashville zu den erfolgreichsten Bands des Jahrtausends zählt.
Mussten sich die Kings Of Leon im Zuge dessen und auch durch die musikalische Entwicklung zum Stadionrock vielfach den “Sell Out”-Gedanken anhören, so glänzt die Band dennoch mit einem starken und abwechslungsreichen Katalog an Songs sowie einem Händchen für tolle Live-Shows. Hier gibt sich die Band zwar lieber wortkarg und zurückhaltend, lässt dafür aber ihre Musik und die eindrucksvollen Bühnenbilder für sich sprechen.
Wer also auf handgemachte Rockmusik steht und bislang nicht über die Radio-Hits hinaus mit der Band in Berührung gekommen ist, hat definitiv was verpasst – wie folgende zehn Songs beweisen!
Time In Disguise (When You See Yourself)
Höher, schneller, weiter: Nach ihrer Gründung im Jahr 1999 erzielte die Band schon früh Erfolge, um mit jedem Album mehr Ruhm zu erlangen. “Time In Disguise” setzt sich kritisch mit dem Leben auf dem roten Teppich auseinander, das der Band zufolge gar nicht zu ihnen passen würde. Der fast fünfminütige Song setzt dabei auf eine melancholische Stimmung, die wehmütig, zugleich aber auch überaus süchtig macht. Möglicherweise einer der schönsten Refrains, den die Kings Of Leon jemals geschrieben haben.
Charmer (Because Of The Times)
Wenn Fans von den älteren Sachen der Band schwärmen, meinen sie in der Regel Songs wie “Charmer”, die dreckig, wild und ungezähmt klingen. So wie die Lyrics, die eher zufällig entstanden (“She stole my karma”), dann aber beibehalten wurden. Einer der lauteren Songs der Band, der zuletzt nur noch selten einen Weg in die Setlist fand, es aber wirklich verdient hätte.
King of the Rodeo (Aha Shake Heartbreak)
Selbiges gilt für “King of the Rodeo” vom zweiten Studioalbum der Band (“Aha Shake Heartbreak”). Die dritte Single der Platte trägt eine gewisse Melancholie in sich, ist aber dennoch tanzbar. Absolutes Highlight ist auch hier Caleb Followill, der im Refrain aufs Gaspedal drückt und sich zum Ende hin fast überschlägt. Ein Hit für jeden Roadtrip!
Find Me (WALLS)
Dem “WALLS”-Album wird gerne nachgesagt, dass es glatt poliert und wenig mutig geschrieben sei. Songs wie “Find Me” beweisen allerdings, dass die Kings Of Leon ihre Blues Rock Roots auch später in der Karriere nicht vergessen haben. Ein präsentes Bass-Riff in der Strophe, während sich die Gitarren zurücknehmen, bevor sich das Ganze im Chorus entlädt. Gerade live ein absoluter Genuss und zum Glück auch regelmäßig in der Setlist vertreten.
Don’t Matter (Mechanical Bull)
Kaum zu glauben, aber “Mechanical Bull” war das erste Album der Band, das in den USA mehr Alben verkaufte als in Großbritannien. “Don’t Matter” war zwar keine offizielle Single, wurde aber neben “Supersoaker” als erstes vor Live-Publikum präsentiert und spiegelt die wildere Seite der Band und der Platte wider. Ein feiner Rock ‘n’ Roll-Song mit einem fetten Solo in der Mitte. Da bleibt kein Nacken unversehrt!
The Immortals (Come Around Sundown)
Die Kings Of Leon zu diskutieren, ohne dabei auf die außergewöhnliche Stimme von Sänger Caleb Followill einzugehen, ist eigentlich unmöglich. “The Immortals” ist einer dieser sehr sehr großen Songs, die das Stadion brauchen, um überhaupt eingefangen zu werden. Wenn Caleb im Refrain alles reinwirft, bleibt die Gänsehaut nicht fern. Ein Song über das Leben, über das Werden und über das Sein.
The Bandit (“When You See Yourself”)
Auch auf ihrem neuesten Werk “When You See Yourself” vereinen die Kings Of Leon Melancholie mit einer gewissen Dringlichkeit. “The Bandit” ist einer dieser Songs, die zeitlos und vertraut, gleichsam aber nicht angestaubt wirken. Eine Geschichte über einen Banditen und einen Kopfgeldjäger – klassisches Storytelling mit viel Interpretationsspielraum und vor allem ein starker Anwärter für den nächsten Ohrwurm.
Closer (Only By The Night)
Der Opener des großen Hit-Albums trägt eine ganz eigene Magie in sich. Angefangen bei dem hypnotisierenden Bass Riff, der weirde Gitarren-Effekt und der langsam währende Aufbau, während Sänger Caleb Followill über allem schwebt. “Closer” ist ein schaurig schönes Stück Musik, das vor allem live ein absolutes Erlebnis ist!
Crawl (Only By The Night)
Während “Closer” eine gewisse Intimität ausstrahlt, bricht “Crawl” richtig aus und gehört sicherlich zu den kraftvollsten Songs der Band. Passend dazu ist es auch der erste politische Song der Herren aus Tennessee, die sich in ”Crawl” sehr kritisch mit dem politischen System der USA auseinandersetzen. Sänger Caleb Followill scherzte hierzu mal in einem Interview, dass Sean Penn die Band nun wohl mehr mögen würde.
Molly’s Chambers (“Youth And Young Manhood”)
Einer der größten Hits der ersten Jahre: “Molly’s Chambers”, das sowohl auf der Debüt-EP “Holy Roller Novocaine” als auch später auf dem ersten Studio-Album der Band (“Youth And Young Manhood”). Rauer und dreckiger Garage Rock, der mit einer gewissen Nostalgie spielt und schon früh der Türöffner dafür war, dass die Band auch außerhalb der USA Fans fand.
Bild: YouTube / „Time in Disguise“ LIVE from Nashville
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