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Post-Hardcore, Melodic Hardcore & Modern Rock: Das sind die besten Alben 2022
Und weiter geht's.
VON
Redaktion
AM 18/12/2022
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Genre-Schubladen haben ausgedient. Das erkennt man besonders gut, wenn man einen Blick in die Ecke von Bands und Künstler:innen wirft, die sich musikalisch zwar härter, aber doch melodisch und vor allem abwechslungsreich geben – und davon gab es in diesem Jahr wieder eine ganze Menge toller Releases, die wir irgendwie unter dem Deckmantel Post-Hardcore, Melodic Hardcore und Modern Rock einordnen. Dass keine dieser Platte die wie andere klingt, ist dabei ein Ausdruck davon, wie spannend das Musikjahr 2022 war.
Static Dress – Rouge Carpet Disaster
Es ist schwer in Worte zu fassen, was die Faszination hinter Static Dress ausmacht. “Rouge Carpet Disaster” ist zwar ein bockstarkes Debüt-Album, doch die Briten und allen voran ihr Fronter Olli Appleyard haben es verstanden, einen Kult um ihr eigenes Wirken zu erschaffen, der weit über das Musikalische hinausgeht. Die klanglichen und optischen Vorbilder sind dabei unüberhör- bzw. -sehbar, weswegen Static Dress mit Songs wie “Di-Sinter”, “Sweet” oder “such.a.shame” alle Fans von Underoath, Finch oder auch Saosin sofort begeistern. Mit “Rouge Carpet Disaster” hat sich die Band ein eigenes Denkmal gesetzt, das man in vielen Jahren rückblickend als eines der wichtigsten Platten der “2020er-Retro-Metalcore/Post-Hardcore”-Bewegung bezeichnen wird. Den Ritterschlag von keinem geringeren als Shane Told von Silverstein haben sie sich längst eingeholt und 2023 wird man sie endlich auch bei uns bestaunen können – als Support für Bring Me The Horizon und A Day To Remember.
Fjørt – nichts
Fjørt gehören zu den Bands, die es bislang geschafft haben, kein nicht-starkes Album zu veröffentlichen. Mit ihren “Ein Tag. Alle Platten.”-Shows in Köln und Hamburg fanden die Aachener Ende August einen spektakulären Rahmen, um ihr neustes Werk anzukündigen und zugleich auch einen ersten Vorgeschmack auf das zu geben, was man getrost als Brecher bezeichnen kann. Auf “nichts” wagt sich das Trio aus seiner Komfortzone heraus und spielt mit neuen Elementen, ohne sich dabei aber zu verzetteln oder gar ihren Sound zu verlieren. Damit gelang es ihnen nicht nur die eigene Fanbase zu beglücken, sondern auch die Türe für neue Gesichter zu öffnen. Belohnt wurde das Ganze mit einem sensationellen Sprung in die Top 10 der deutschen Album-Charts!
Bad Omens – The Death Of Peace Of Mind
Bad Omens-Fronter Noah Sebastian sagte kürzlich in einem Interview, das er sich wünsche, die Leuten würden seine Band erst mit ihrem neusten Album “The Death Of Peace Of Mind” kennenlernen. Dieser Wunsch dürfte sicherlich in vielen Fällen in Erfüllung gegangen sein, denn Bad Omens zählen dieses Jahr sicherlich zu den absoluten Durchstartern. Das führt auch dazu, dass Menschen sicherlich bereit wären, einen Finger zu verkaufen, um noch ein Ticket für die kommende Tour bei uns zu ergattern. Kein Wunder: “The Death Of Peace Of Mind” ist ein außergewöhnlich stimmiges, kühles Album, das den Spagat zwischen spacigem Alternative Metal (“Concrete Jungle”, “Nowhere To Go”), Metalcore (“Artificial Suicide”), Industrial (“What do you want from me”) und sehr modernem Rock mit Pop-Einschlag meistert.
Future Palace – Run
Future Palace haben dieses Jahr einen immensen Sprung nach vorne gemacht. Großen Anteil daran hat ihr zweites Album “Run”, welches im Juni dieses Jahres veröffentlicht wurde. Vor allem Sängerin Maria Lessing stellt auf der Platte ihr Gesangstalent unter Beweis. Das Trio liefert uns damit ein weiteres Beispiel, wie gut Post-Hardcore aus Deutschland sein kann. Die Texte behandeln meist wichtige Themen, wie Depressionen oder toxische Beziehungen und auch der Sound der Platte spiegelt diese Themen sehr gut wider, ohne dabei die Hoffnung auf Besserung zu verlieren. Eins ist aber auf jeden Fall sicher. Wenn die Berliner Band so weitermacht, haben wir sie nicht zum letzten Mal in unserer “Best Of”-Liste gesehen.
Port Noir – Cuts
Mit “Cuts” hat die schwedische Band Port Noir ein wirklich außergewöhnliches Stück Musik vorgelegt. Die Band bewegt sich mit ihrem vierten Album weiter weg von ihren ursprünglichen Wurzeln und tauft ihren neuen Sound “Progressive Dark Pop” – ein explosives Gemisch aus Rock, Hip-Hop, R’n’B und Pop. “Cuts” ist kein Album zum Moshen oder Headbangen, sondern ein Album zum Viben. Die neun Songs kommen mit einem zurückgelehnten Hip-Hop-Feel daher und bieten für alle Instrumente ausreichend Raum zum Atmen. Über pumpenden Drums und Bässen breiten sich flächige Gitarren und Sänger Love Andersson’s helle Stimme aus und erzeugen ein wirklich einmaliges Klangerlebnis – das man definitiv gehört haben muss.
Counterparts – A Eulogy For Those Still Here
Counterparts ist eine der produktivsten und beständigsten Bands des Melodic Hardcore, die uns in diesem Jahr mit einem Album vorsorgt haben, was nur so in Schmerz und Trauer getränkt ist. Sie sind eine Band, die ihren Sound gefunden haben und doch bereit sind, neue Schritte auszuprobieren – so kommt vor allem die Cleanstimme von Frontmann Brendon Murphy besonders gut zum Vorschein und findet Anklang auch bei alteingesessenen Fans. Ein emotionales und so persönliches Album, Elend und Wut hängen schwer über der Platte. Mit solch brachialen Entladung, in der man seinen Schmerz löschen kann, findet jede:r Trost in Brendans Worten.
Rolo Tomassi – Where Myth Becomes Memory
Dass Rolo Tomassi eine Band, wie keine andere ist, ist bereits seit längerem klar. Nach „Time Will Die And Love Will Bury It“ war die Erwartungshaltung aber dennoch groß und die Antizipation auf „Where Myth Becomes Memory“ sollte sich bewahrheiten. So gut, wie auf dem 2022 erschienenen Album klangen Rolo Tomassi noch nie. Dabei lassen sie weder ätherische Post-Rock Elemente, noch wilde Mathcore-Einschübe vermissen. Viel mehr ist es das Gesamtpaket, dass um Groove, Brachialität und neoklassizistisches Piano ergänzt einen Sound ergibt, der heraussticht. Mit „Cloaked“ gelingt es der stellenweise so vertrackten Band zudem einen wahren „Hit“ zu schreiben, der sogar partytauglich auf jeder Playlist einen Platz finden kann. Wenn es eine gewisse Reife ist, die „Where Myth Becomes Memory“ so hat werden lassen, dann kann man zurecht sagen, dass es sich mit der Musik von Rolo Tomassi wie mit einem guten Wein verhält.
Silverstein – Misery Made Me
Obwohl Silverstein mit ihren über zwanzig Jahren Bandbestehen bereits alte Hasen im Business sind, scheint Stillstand für die Herrschaften ein Fremdwort zu sein. Schließlich ballerten sie den Zweiflern mit „Misery Made Me” eine Platte auf den Tisch, die ganz klar ihre Relevanz in der Szene untermauert. Nach dem Vorgänger „A Beautiful Place To Drown“, der 2020 stark in die Pop-Punk Kerbe schlug, haut das nunmehr zehnte Studioalbum der Jungs ordentlich auf den Putz. Tracks wie „Bankrupt” und „The Altar / Mary” zeigen die Jungs so mitreißend heavy wie schon lange nicht mehr und entwickelten sich zu wahren Fan-Favorites. Getoppt mit elektronischen Elementen, raffiniertem Songwriting und starken Features (beispielsweise mit Mike Hranica von The Devil Wears Prada sowie Nothing, Nowhere) bietet die Scheibe Abwechslung, frischen Wind und ganz viel Moshpit-Material.
Ein Artikel von Dang Phuong Ly Dao, Rodney Fuchs, Julia Strücker, Patrick Banczyk, Maik Krause und Malin Jerome Weber.
Bild: YouTube / Sumerian Records „BAD OMENS – ARTIFICIAL SUICIDE (Official Music Video)“
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