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„Es gab viel zu diskutieren“ – Der große MoreCore.de Jahresrückblick 2023

12 Monate im Schnelldurchlauf.

VON AM 28/12/2023

Jetzt mal unter uns: Im Grunde kann man den Jahresrückblick eines jeden Jahres mit denselben Worten beginnen. Dass es ein turbulentes gewesen sein soll. Dass es viele Gewinner und Verlierer gab. Irgendwas mit dem Wetter. Irgendwas mit der Politik. Alles mit der Gesellschaft. Bevor ich den nachfolgenden Text geschrieben hatte, las ich meinen Rückblick auf das Jahr 2022. Das erste Jahr nach Corona, mit Festivals und einem “Stück Normalität”. Wie viel konnte davon wohl ins Jahr 2023 gerettet werden?

Der MoreCore.de Jahresrückblick: Comebacks und Kontroversen satt

Fangen wir doch mal mit den positiven Aspekten der vergangenen zwölf Monate an. Linkin Park laufen wieder im Radio. Also im Mainstream-Radio und das nicht (nur) mit dem “Numb/Encore” Remix oder “Burn It Down“, sondern eben mit “Lost”, das im Rahmen des 20. Geburtstags von „Meteora“ ausgegraben wurde. Ob LP sogar ein Comeback planen? Hierzu gab es zuletzt keine Neuigkeiten. Dafür meldeten sich blink182 mit “One More Time…” und dem ersten Output mit Tom DeLonge seit elf Jahren inklusive ausgiebiger Tour und Shows in Europa zurück. Wer die Chance hatte, einer dieser beizuwohnen, wurde positiv überrascht und das nicht nur der Nostalgie wegen. Das gilt übrigens auch für Fall Out Boy, die ihre Fans ganze fünf Jahre auf ihr neues Album “So Much (For) Stardust”, aber auch auf Konzerte in Deutschland warten ließen und dort ein echtes Feuerwerk zündeten.

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Apropos Feuerwerk: Rammstein, aber auch Thy Art Is Murder, Falling In Reverse und Anti-Flag sorgten 2023 aus den unterschiedlichsten Gründen für heftige Diskussionen und spalteten damit nicht nur die Musikwelt. Die Kunst vom Künstler trennen? Diese Frage wurde zuletzt wieder häufig diskutiert und in Zeiten von Social Media natürlich auch nicht mal in der Nähe eines möglichen Konsens geführt. Wer jedoch aus Trotz Flagge zeigte und in der Öffentlichkeit ein Shirt der jeweiligen Band trug, gab zumindest zu verstehen, wie viel Empathie und Respekt man übrig hatte.

Bring Me The Horizon bewerben sich als Headliner

Aber wir wollten ja positiv bleiben. Bring Me The Horizon bewiesen bei Rock am Ring und Rock im Park, dass sie eine Headliner-würdige Show präsentieren können, was auch für Casper gilt, der einen spektakulären Auftritt beim Hurricane und Southside hinlegte, um anschließend seine einzige Show für 2024 in der SchücoArena, der Heimat von Arminia Bielefeld, restlos auszuverkaufen. Dazu landete er mit “Nur Liebe, immer.” sein fünftes Nummer 1-Album in Folge. Respekt.

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Überhaupt war das Jahr 2023 aus musikalischer Sicht ein ganz interessantes. Creeper überraschten viele mit ihrer Goth-Rock Perle “Sanguivore”, die es sogar beim Metal Hammer UK an die Spitze des Album-Votings schaffte. Bury Tomorrow glückte der “Neustart” mit Neu-Clean-Sänger (und Keyboarder) Tom Prendergast auf dem neusten Werk “The Seventh Sun”, wobei sich Kritiker:innen und Fans bei “The Surface” von Beartooth ziemlich uneinig waren.

Selbiges kann man sicherlich auch über “The Above” von Code Orange berichten, die sich sogar Hilfe von The Smashing Pumpkins Legende Billy Corgan für den Song “Take Shape” holten, aber insgesamt definitiv nicht an dem Hype des Vorgängers “Underneath” anknüpfen konnten.

Baddiecore als neues Genre, wildes Mitlglieder-Karussel

Dafür scheint sich ein neues Genre entwickelt zu haben: “Baddiecore”. Und spannenderweise umfasst dies auch viele der Bands, die man zu den ganz großen Gewinnern der vergangenen Monate zählen kann: Bad Omens, Motionless In White, Spiritbox und vor allem Sleep Token. Allesamt Bands, die bei aller Härte auch genug Pop-Einflüsse, aber vor allem eine ordentliche Prise Sex-Appeal in sich zu tragen (ich freue mich schon auf die hitzige Diskussion hierzu in den Facebook-Kommentaren).

Alle vier genannten bewiesen in diesem Jahr bei uns, dass sie dem Hype auch live absolut gerecht werden, doch gerade Sleep Token sorgten für ein absolutes Ausrufezeichen – auch mit dem neusten Album “Take Me Back To Eden”, das bei vielen sicherlich ganz weit oben auf der Bestenliste stehen dürfte. Inwieweit der Hype, auch Dank TikTok, wirklich nachhaltig sein wird, darf abgewartet werden. Doch auch, wenn Sänger Vessel zuletzt die Stimme bei der bis hierhin größten Show vor 12.500 Menschen versagte. Die Londoner Wembley Arena auszuverkaufen, ist in jedem Fall eine Ansage.

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Wo wir gerade bei Masken sind: Jay Weinberg musste seine abgeben und war damit nach Craig Jones das zweite Mitglied, das Slipknot in diesem Jahr verlassen musste. Noch größere Wellen schlug aber die Trennung von Jordan Fish und Bring Me The Horizon vor wenigen Tagen. Fish, der elf Jahre lang Teil der Band war und auch einen großen Anteil am Sound von “Sempiternal” und den nachfolgenden Platten hatte, wurde mit einem recht knappen Statement entlassen, hegte seinerseits aber keinen Groll – zumindest nicht öffentlich.

Dream Theater wiederum ersetzten Drummer Mike Mangini mit Gründungsmitglied Mike Portnoy. KISS, die kürzlich, 50 Jahre nach ihrer Gründung ihr finales Konzert in New York City spielten, wollen sich 2027 gänzlich ersetzen lassen: von ihren eigenen Avataren. Und während Betraying The Martyrs ebenfalls das Ende ihres Daseins verkündeten, konnten sich Fans von Creed, The Dillinger Escape Plan, Haste The Day und Thousand Foot Krutch über das Comeback der jeweiligen Bands freuen.

Jahresrückblick auf eine turbulente Festival-Saison 2023

Keinen Grund zur Freude hatten dagegen alle Pantera-Fans, die sich Tickets für Rock am Ring und Rock im Park gesichert hatten, denn die Band um Phil Anselmo wurde aufgrund dessen rassistischen Aussagen beim Dimebash 2016 und der anhaltenden kontroversen Diskussion im Frühjahr wieder ausgeladen.

Gänzlich abgesagt wurde dazu das Download Germany Festival am Hockenheimring aufgrund “produktionstechnischer Hindernisse”, wie der Veranstalter Live Nation begründete. Auch viele Wacken-Fans mussten 2023 entweder zu Hause bleiben oder auf halbem Wege wieder die Heimreise antreten, sodass nur rund 61.000 Gäste bei miserablem Wetter abrocken konnten. Das machte auch das Blue Ridge Rock Festival in Virginia in den USA oder den MetalDays in Slowenien stark zu schaffen und sorgte jeweils aufgrund schwerer Unwetter für einen vorzeitigen Abbruch.

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Eine Absage hätten sich dagegen wohl viele Limp Bizkit-Fans in Frankfurt gewünscht. Beim aus vielerlei Hinsicht, aber wohl aus allen falschen Gründen, legendären Konzert Anfang April versagte Fronter Fred Durst schon beim dritten Song die Stimme, sodass er den Rest mit Hilfe des Publikums fortsetzen ließ, was allerdings mehr schlecht als recht funktionierte und von vielen als Karaoke-Show bezeichnet wurde. 

2024 mit vielen Highlights

Hardcore auf der Mainstage eines Major Festivals nach etablierten Größen wie Sum 41 und NOFX (Turnstile), eine in weiten Teilen ausverkaufte Deathcore-Tour in den großen Hallen (Lorna Shore), Progressive Metal weit vorne in den Charts (Sleep Token) – das Jahr 2023 hat gezeigt, dass Genre-Nischen gar nicht mehr so eng sind, wie man lange geglaubt hat, zumindest wenn es um das entsprechende Interesse danach geht. Dass selbst Pop-Größen wie Billie Eilish Werbung für Metalcore-Bands wie Darkest Hour und It Dies Today machen, ist doch gar nicht so schlecht.

Und das kommende Jahr verspricht schon jetzt einige Highlights, von denen einige sicherlich in unserem Jahresrückblick 2024 Platz finden werden: Sum 41 spielen ihre letzten Shows und veröffentlichen ein letztes Album, Green Day feiern den Geburtstag von “Dookie” und “American Idiot”, die Deftones, Slipknot, Job For A Cowboy, Bring Me The Horizon, Lionheart, While She Sleeps und viele weitere werden uns mit neuen Platten beglücken und bis zur Festival-Saison ist es ja auch gar nicht mehr so lange hin.

Und wer weiß, vielleicht schneiden wir ja beim nächsten Eurovision Song Contest besser ab als in den vergangenen Jahren. Aber das schaut ja sowieso niemand von euch, oder?

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

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