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Modern Metal & Alternative Metal: Das sind die besten Alben 2024
Der Sound-Cocktail ist angerichtet.
VON
Lisa Kaiser
AM 25/12/2024
Geschätzte Lesezeit:
- Minuten
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Was ist eigentlich Modern Metal? Und wie definieren wir Alternative Metal? Jup, das fragen wir uns alle. Letztendlich ist es ein Genre, das für einen Metal steht, der viele Subgenres unter sich vereint und mit modernen Sounds, Techniken und Trends spielt. Viele Gruppen haben ihn in diesem Jahr für sich selbst ganz neu definiert. Hier kommen einige Beispiele unserer, persönlichen Highlights.
Emil Bulls – “Love Will Fix It”
Direkt zu Beginn des Jahres haben uns die lieben Münchener Emil Bulls ein herzerwärmendes Album geliefert, das einander in der kalten Jahreszeit näher gebracht hat. Auf zwölf Tracks geht es der Band um verschiedenste Aspekte des Themas „Liebe“ – mal romantisch und zärtlich („Love Will Fix It“), mal poppig-kitschig („Together“), mal hart und headbang-ish („Backstabbers“). Nach sechs Jahren Funkstille haben die Bulls nichts an ihrer rohen Punk-Energie eingebüßt und wagen auch Gott sei Dank nicht, musikalisch „erwachsen“ zu werden. „Happy Birthday You Are Dead To Me“ und “The Devil Made Me Do It” klingen jung, frech und rotzig und sorgen mit deftigen Breakdowns für Moshpit-Momente. Auch nach 25 Jahren sind die Bulls eine deutlich streitbare Band, die von Kritikern wie Rezipienten unterschiedlichst wahrgenommen wird. Das sich die Gruppe jedoch mit „Love Will Fix It“ einerseits ihrem jugendlichen Kern treubleibt, andererseits modernen Strömungen gegenüber offen bleibt, ist ihnen, ob man sie jetzt mag oder nicht, hoch anzurechnen (und am Ende spricht ein Platz 3 in den deutschen Alben-Charts ja auch für sich).
Infected Rain – „Time“
Die moldawische Band Infected Rain ist für ihren ganz speziellen Sound bekannt: Technisch anspruchvolle Songarrangements, ein heftig-djentiger Mix aus Clean- und Growl-Vocals und Gänsehaut-erregende, atmosphärische Soundelemente. Nachdem sie zuletzt 2022 ihr fünftes Album „Ecdysis“ veröffentlicht haben, das bei Kritikern aufgrund seiner Komplexität nicht ganz so gut ankam, haben Infected Rain mit „Time“ den Nagel auf den Kopf getroffen. Vielleicht liegt es an der Bandaufstellung, die im Jahr 2023 neu definiert wurde: Zwei langjährige Bandmitglieder haben die Gruppe verlassen und wurden durch Bassistin Alice Lane Pandini ersetzt. Bereits mit der ersten Single-Auskopplung „Dying Light“ hat sich gezeigt, was das für die Gruppe bedeutet: klarere, eingängigere Songs, die sich sofort ins Ohr setzen. Seit Veröffentlichung im Februar 2024 befindet sich das Quartett damit fast unentwegt auf Tournee mit Bands wie Amaranthe, DragonForce und Cradle Of Filth. Wir freuen uns schon auf alles Kommende!
Amaranthe – „The Catalyst“
Vier Jahre nach “Manifest” haben die schwedischen Genregrenzgänger Amaranthe im Februar eine neue musikalische Erklärung vorgelegt. Mit „The Catalyst“ gehen sie ihren poppigen Electro-Sound-Weg weiter, gespickt mit epischen Power Metal-Markierungen und heftigen Melo Death-Ausflügen. Den ultimativen Wiederkennungswert liefert die Paarung aus hohen Clean-Vocals und bösem, tiefem Growling. Während Sängerin Elize Ryd weiterhin für den bezirzenden Klargesang verantwortlich ist, liefert erstmals Neuzugang Mikael Sehlin den gutturalen Part. Jede Menge Tracks haben Amaranthe von diesem Album ausgekoppelt und als Single mit Musikvideo veröffentlicht – davon hervorzuheben ist „Damnation Flame“, der als neue Bandhymne changiert. Insgesamt gibt sich die Band gewohnt eingängig, aber auch durchaus offen und experimentell und hat mit „The Catalyst“ so ein Album geliefert, dass das oft undurchdringliche Genre Modern Metal für sich definiert.
Ad Infinitum – „Abyss“
Vom Symphonic Metal zum Modern Metal – diese langsam fortschreitende Metamorphose hat die deutsch-schweizerische Band Ad Infinitum mit ihrem neuen Album „Abyss“ fulminant abgeschlossen. Der anfänglich opereske Gesang von Fronterin Melissa Bonny ist zunehmend poppigem Klargesang und Growling gewichem, zwischen denen Bonny gekonnt hin und her wechselt, so dass sich ein wundervoller Kontrast aus weich und hart abzeichnet. Dennoch kann man „Abyss“ keinesfalls dem Metalcore zuordnen – die Band vergleicht sich selbst eher mit Gruppen wie Within Temptation, die statt der Core-typischen Hart-Zart-Struktur lieber auf den Einsatz von modernen Klangwelten, industriellen Elementen, Atmosphäre und Epik setzt. Ebenfalls eine Neuerung: Statt historischen Geschichten thematisieren Ad Infinitum ab sofort persönliche Themen und Gefühlswelten. Mit „Abyss“, dem vierten Album in vier Jahren Bandgeschichte, haben Ad Infinitum den Sprung vom Nischen-Newcomer zum Modern Metal-Geheimtipp geschafft. Mal schauen was uns 2025 erwartet…
League Of Distortion – “Galvanize”
In der zweiten Jahreshälfte erreicht uns mit „Galvanize“ der zweite Longplayer der noch jungen Modern Metal-Kombo League of Distortion aus dem schönen Schwabenländle. Zwei Jahre nach ihrem Debüt hat sich die Gruppe um Fronterin Anna Brunner deutlich weiterentwickelt: Was auf dem Selftitled-Album vielleicht noch ungestüm und zusammengewürfelt klang, ist jetzt deutlich klarer definiert. Industrial- und Groove Elemente bilden die Grundlage, um die moderne Soundeffekte und futuristische Klangwelten herumdiffundieren. So ähnlich verhalten sich auch die besungenen Themen auf „Galvanize“: mal geht es um gesellschaftliche und persönliche Problematiken („Chainsaw“, „What’s Wrong With Her?“), mal um top aktuelle Fragestellungen („Crucify Me“). Dabei besticht Brunners durchdringende Rockröhre, die vor allem in den langgezogenen Passagen durch Mark und Bein geht. Unterstützt wird sie dabei neuerdings von Gitarrist Jim Müller, der hier und da auch mal ans Mikro treten darf. Für LoD ein neuer Meilenstein – sowie ihre erste Headline-Tournee, die im Anschluss an das Release stattgefunden hat. Wir sind gespannt, was die Liga der Verzerrten 2025 für uns parat hält.
Defences – „Shadowlight“
Die britischen Durchstarter Defences haben rechtzeitig zur dunklen Jahreszeit im November eine spirituelle Anleitung an die Hand gegeben, wie man sich mit der eigenen düsteren Seite versöhnt. „Shadowlight“ erzählt musikalisch die Praxis der „Schattenarbeit“ und die persönliche Reise von Cherry Duesbury auf dem Weg zur Selbstakzeptanz. Musikalisch schlägt sich das Thema in düsteren, atmospährischen Keys und Synths und fast schon horror-igen Klangeffekten nieder. Trotz den gruseligen Sounds und bitterbös-heftigen Riffs halten einige Tracks doch noch einen hellen Hoffnungsschimmer bereit – sei es durch Pop-Anwandlungen oder thematisches Himmelaufbrechen. Auch wenn die Band gerne mit verschiedenen Genreinflüssen spielt, bleiben die Refrains und Hooks eingängig und ohrwurmig, teilweise sogar hymnenhaft. Dieser Wiedererkennungswert, gepaart mit der kontrastierenden Mischung aus herausfordernder Thriller-Stimmung und anpackender, emotionaler Zartheit sorgt dafür, dass die jungen Briten in diesem Jahr in der Masse aus Modern Metal-Veröffentlichungen klar herausgestochen haben.
Von Tamara Jungmann und Lisa Kaiser
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)
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