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Interview
Cradle Of Filth: „Die neun Songs des neuen Albums sind wie eine Achterbahnfahrt.“
Bandchef Dani Filth im Gespräch.
VON
Markus Seibel
AM 18/03/2025
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Die Wurzeln von Cradle Of Filth reichen bis in die 70er und 80er zurück. Seither sind etliche Trends und noch mehr Bands aufgekommen und wieder verschwunden. Die Briten aus Ipswich stehen noch immer in vorderster Front, wenn es um anspruchsvollen Extreme Metal mit dezenten Heavy- und Black-Erweiterungen geht. „The Screaming Of The Valkyries“ ist der 14. Streich auf die Nackenmuskeln der Headbanger, und natürlich nimmt sich das Sextett nicht zurück. Wir sprachen mit einem sympathischen Obervampir Dani Filth.
Cradle Of Filth-Fronter Dani Filth über die äußerst lebendige Außenwelt
Obwohl die Herren und die Dame um Frontmann Dani Filth seit über 30 Jahren auf derselben stilistischen Schiene fahren, gelingt es ihnen immer noch, glaubhafte und qualitativ hochwertige Tracks abzuliefern, ohne dabei in klischeehaftes Gothic/Black Metal-Gejammer zu verfallen. Trotzdem ist Trauer und Depression nach wie vor der Zustand, aus dem die Band ihre Inspiration eimerweise schöpft, gerade wenn vor uns dunkle Zeiten liegen.
Dani: „Ich denke, es ist das ganze Konzept des Albums: Wenn man sich die neun Songs von Anfang bis Ende anhört, ist es wie eine Achterbahnfahrt. Es hat Höhen und Tiefen und es fühlt sich wie ein solides Paket an – darauf bin ich am meisten stolz. Wenn man das Cover sieht und sich die Songs anhört, spürt man, dass es ein Gesamtpaket ist.“
Passenderweise macht die Musik wenig Pausen und geht konstant nach vorne. Dani Filth schreit sich die Seele aus der Lunge und seine Instrumentalfraktion holzt in bester Gothic- und Black Metal-Manier alles ab, was sich in den Weg stellt. Auffällig ist dabei der Song „Ex Sanguine Draculae“, denn musikalisch ist der Song sehr abwechslungsreich aufgebaut: mit druckvollen Gitarren am Anfang, um dann schnell Fahrt aufzunehmen und über viele Richtungs- und Tempowechsel zum Finale zu kommen. Der ganze Song beschreibt im Prinzip einen Vampir. Laut Dani war das genauso geplant und der Titel ist als Programmmusik umgesetzt.
„Definitiv. Ich versuche, durch meine Texte tief im Eskapismus – die Flucht vor der Realität – einzutauchen. Denn ich habe das Gefühl, dass man manchmal Metapher und Vergleiche dafür gut nutzen kann. So steht zum Beispiel unser Albumtitel ‚The Screaming Of The Valkyries‘ für den Klang der Weltuntergangsuhr. Wenn du dir den Klang anhörst, sind die Wallküren gefallen, ebenso Ragnarök. Eigentlich ist es das Ende von allem. Und so haben meine Texte einen großen Einfluss auf die Außenwelt. Ich finde, wenn man einfach nur irgendwelche Lyrics hintereinander klatscht, entsteht daraus nichts als Chaos.“
Gerade für den Bandchef besitzt vor allem die Single-Auskopplung „To Live Deliciously“ auch aus folgendem Grund große Bedeutung: „Der Song handelt davon, das Leben zu feiern, sich allem hinzugeben, ohne an die Zwänge von Religion, Mode oder Staat gebunden zu sein. Frei von Schuld und Auflagen. So, wie es die Natur vorgesehen hat. Es geht darum, sich einfach am Sein zu erfreuen. Lebendig und frei im Hier und Jetzt.”
Friedfertig oder gemäßigt klingt „The Screaming Of The Valkyries“ deshalb noch lange nicht. Das hängt mit den Vorlieben von Cradle Of Filth zusammen: Thrash- und Symphonic Metal, Black- und Death Metal.
Dani: „Persönlich favorisiere ich schnelles, aggressives Liedgut. Egal ob es um das Spielen oder Hören geht“, gibt der Frontmann zu Protokoll. „Ich gehöre zu den Musikern, der ein klaren Plan verfolgt. Mir ist es nicht wichtig, jedem zu gefallen. Das ist nicht meine Welt, auch wenn sie für andere wunderbar funktioniert. Jede Gruppe muss seinen Weg finden. Für uns führt dieser in den extremen Metal, wo wir von vielen fantastischen Musikern umgeben sind, die uns pushen.“
Große Namen
Um einen Eindruck zu bekommen, wo man musikalisch herkommt und hin will, bietet sich der Blick auf die Helden und Einflüsse, denen auf „The Screaming Of The Valkyries“ gehuldigt wird. Dazu gehört auch sicherlich Sänger Ozzy Osbourne, der mit Black Sabbath eine bewegte Karriere hinter sich hat. Und man kann es nicht anders sagen, außer dass die vier Briten nicht nur den Heavy Metal geprägt haben, sondern auch den Grunge möglich machten.
Dani: „Wir haben natürlich alle unsere Favoriten. Wie du schon richtig erkannt hast, begeistern mich die früheren Black Sabbath-Alben, ich liebe aber auch Mercyful Fate, Venom oder neueren, modernen Stoff. Es ist mir sehr wichtig, dass nichts konstruiert klingt und wir keine Band sind, die einfach nur bestimmte Klischees bedient. Es ist vielleicht eine Hommage an die Vergangenheit, wir wollen aber dennoch eine einzigartige Symbiose verschiedener Stilelemente sein, die es so noch nicht gibt.“
Musikalisch heißt die Klammer, die auf „The Screaming Of The Valkyries“ die einzigartigen Einflüsse fasst, klar Death und Black. Ob nun ausufernd und verspielt wie „Demagoguery“ oder straight wie „The Trinity Of Shadows“ und „You Are My Nautilus“. Aber was haben jetzt die Tracks gemeinsam mit Ozzy? Oder anders gefragt: Was macht so ein Musiker wie ihn denn so besonders?
Dani: „Was Ozzy in jenen frühen Tagen ablieferte, war einfach fantastisch. Es war so kraftvoll. All das färbt letzten Endes dann auf die Musik ab, auf die Themen, die wir ansprechen. Ich bin Teil einer wirklich außergewöhnlichen Band.“
Bei der Frage nach dem Stellenwert von Venom wirkt der Bandchef voll des Lobes. Denn für viele gilt das Album „Black Metal“ der britischen Band als erstes Album dieses Genres. Wenn man es also ganz genau nimmt, würde der Black Metal heute Thrash Metal heißen. Die Geschichtsbücher müssten umgeschrieben werden.
Dani: „Das wäre mal ein interessanter Ansatz. Nein, im Ernst: Ich liebe diese Band und vor allem das von dir angesprochene schwarze Album. Ob du`s glaubst oder nicht, aber ich hatte als Kind sogar ein Kaninchen als Haustier, den ich Cronos genannt habe (lacht). Mehr brauch ich dazu wohl nicht sagen, oder?“
Pop meets Metal
Eine letzte Sache noch. Erstens: Die Herren und die Dame stehen auf Pop. Zweitens: der Popsänger Ed Sheeran trägt ein Cradle Of Filth-Hoodie. Drittens: Es ist eine spaßige Angelegenheit, einen Song gemeinsam zu performen.
Dani: „Wir haben diesen einen Song, bei dem Ed Sheeran zu Gast ist. Er ist aber auf dem Album nicht vertreten. Viele Leute haben ihn gehört und waren begeistert. Aber es ist, was man von uns kennt: es ist Cradle Of Filth und es ist Ed Sheeran. Ich hoffe, den Leuten da draußen gefällt’s. Wir geben aber den Song erst dann bekannt, wenn wir so weit sind. Schließlich wollen wir etwas Brauchbares veröffentlichen.“
Das ist für die Medien ja noch interessanter als der alte Hut, den sie schon seit Jahren kennen. Daher nur nochmal die konkrete Frage: Wie hast du den Ausnahme-Sänger privat erlebt?
Dani: „Er ist wirklich ein cooler Typ. Es war für uns das erste Mal und wir hatten gemeinsam eine wirklich gute Zeit. Die Aufnahmen selbst verlief so glatt wie es nur sein konnte. Deshalb bleibt mir nichts anderes zu sagen, als dass ihr euch auf den Track freuen dürft – hab(t) noch etwas Geduld.“
Das Interview biegt schön langsam in die Zielgerade. Bleibt nur mehr die Frage im Raum stehen, was noch so los ist im Hause Cradle Of Filth.
Dani: „Wir freuen uns auf die kommende Europatournee! Hört rein, und genießt das neue Album.“
Foto: Jakub Alexandrowicz / Offizielles Pressebild
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