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Feature

Before The Hype: EKKSTACY zwischen Post-Punk und Deathcore

Vom Internet-Star in die reale Welt.

VON AM 10/01/2024

EKKSTACY ist nicht der erste, der es in wenigen Jahren geschafft hat, quasi aus dem “Nichts” heraus eine steile Karriere hinzulegen. Dennoch ist es ein sehr spannendes Phänomen, dass gerade die Pandemie wie ein Katalysator für einige wirkte. Denn während die Industrie und viele Bands und Musiker:innen um ihre Existenz fürchteten, wurden andere zu Internet-Stars, die mittlerweile auch in der realen Welt angekommen sind. Gerade bei EKKSTACY lohnt sich ein genauer Blick, denn der Kanadier ist das beste Beispiel dafür, wie vielseitig die neue Generation an Musiker:innen ist.

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EKKSTACY: Post Punk trifft Surf

“Ich fühle mich anders. Nicht besser oder schlechter. Einfach anders.” Khyree Zienty, kurz Stacy, ist gerade auf dem Weg zum Auto, als das Interview beginnt. Es ist etwa 11 Uhr Ortszeit in Vancouver, eben saß er noch im Flieger. Es ist wenige Tage vor Weihnachten und der Anfang 20-jährige hat ein sehr anstrengendes Jahr hinter sich, dass er nun mit Snowboarden und ein paar freien Tagen beenden will. Im November stand er noch in Glasgow und London auf der Bühne, davor beim When We Were Young Fest in Las Vegas, beim SXSW in Sydney, Lollapalooza, Leeds, Reading. Was nach einem vollem Terminkalender einer etablierten Band klingt, ist allerdings der von einem jungen Mann, der offiziell erst seit 2020 Musik veröffentlicht. Mit “i walk this earth all by myself” gelang Stacy im März 2021 der große Wurf. Der Song ging schnell viral und schaffte es bis heute über alle Plattformen verteilt, mehrere hundert Millionen Streams zu sammeln.

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War sein erstes Material inklusive der Debüt-EP “NEGATIVE” noch sehr düster und introvertiert, traute sich Stacy, der sich bei seinem Spitz- und Künstler-Namen von Skate-Legende Stacy Peralta inspiriert sah, weiter raus aus seiner Komfortzone und fügte seinem Post Punk Sound etwas mehr Energie hinzu. Mit seinem Selftitled-Album, das am 19.01.2024 erscheint, öffnet er sich nun noch weiter und wirkt stellenweise befreiter, auch aufgrund der unüberhörbaren Einflüsse aus Indie und Surf. Kein Wunder: Wurden die vorherigen Platten überwiegend in Garagen und Kellern aufgenommen, ist EKKSTACY zuletzt viel unterwegs gewesen und verspürte dabei eine ganz andere Energie als zuvor. “Ich dachte einfach, es wäre die richtige Zeit dafür. Ich habe geschwankt zwischen einem Selftitled und “Forever”. Aber vermutlich wird das nächste Album einfach “Forever” heißen.” Grundsätzlich scheint die Herangehensweise an seine Musik sehr intuitiv, ohne alles groß zu zerdenken. Eine Momentaufnahme, ein Dokument der jeweiligen Zeit, ohne Garantie darauf, dass hier ein übergeordneter 5-Jahres-Plan dahintersteckt. Vielleicht fühlen sich Songs wie “bella” oder “goo lagoon” deswegen auch irgendwie ungezwungen, aber stets authentisch an.

“Problems”: ein gewagter Spaß

Eines Tages rief ihn eine unbekannte Nummer an. Am anderen Ende meldete sich ein Kerl, den Stacy wohl über Ecken kannte und der gerade mit dem Bruder von The Kid Laroi unterwegs gewesen sein soll. Dieser sei ein Fan von EKKSTACY, welcher nur sagte, dass er ihm halt eine Instagram DM schreiben solle, wem dem wirklich so sei. Genau das passierte im Anschluss: “Dann haben wir einen Song gemacht”, lachte er, als sei es keine allzu große Sache. “Aber er ist ein richtig cooler Typ!”

Auch für den Song “Problems” holte sich Stacy prominente Unterstützung und erlaubte sich dabei gleich einen Scherz, der nicht bei jedem zündete: Für das Musikvideo nahmen EKKSTACY und US-Rapper Trippie Redd, der dem Song ein Feature spendiert, sämtliche Rap-Klischees mit. “Viele haben es tatsächlich nicht kapiert, was ich sehr witzig finde. Ich meine, wie kann man nicht denken, dass es ein absoluter Witz ist.” Damit spielt er auf das für ihn und seine Ästhetik ungewöhnliche Video an, das in einer Villa spielt und einige sehr leicht bekleidete Frauen zeigt, die in Nahaufnahme den Hintern wackeln lassen, nachdem EKKSTACY aus einem weißen Lamborghini steigt.

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Zugleich zeigt es Stacy in einem Setting, in dem er auch wegen seiner sehr introvertierten Performance sehr fehl am Platze wirkt. Doch eine tiefere Bedeutung, selbst wenn man sie unbedingt hinein interpretieren wollen würde, hat das Video tatsächlich nicht. “Klar, also irgendwie könnte man es so deuten, aber eigentlich wollten wir nur Quatsch machen und Spaß haben!” Dazu zählt der angesprochene Lamborghini, den sie für den Dreh extra gemietet hatten: “Das verändert dein Leben. Ohne Mist, ich war immer schon besessen von Autos und Rennspielen und als ich in dem Wagen saß, habe ich fast geweint. Es ist eine der schönsten Maschinen überhaupt.” Als Kind habe er viel Need For Speed, Forza und ähnliches gespielt und als es genau um solche Themen geht, die auch fernab der zu erwartbaren Fragen rund um seine Musik geht, blüht EKKSTACY spürbar auf. Er stellt Gegenfragen, erkundigt sich, ist sehr interessiert, erzählt von seiner Schallplattensammlung. Dabei wirkt er ganz anders als man ihn sich vorgestellt hätte, wenn man sich seine nur seine Musik anhört, was nicht von ungefähr kommt. Immerhin macht er keinen Hehl daraus, dass er in seinem Leben schon einige sehr dunkle Phasen durchleben musste, was er in anderen Interviews schon im Detail schilderte.

Metalcore? “Warum nicht?”

Kürzlich lieferte Stacy NME passend zu einer Story auch eine Playlist, die ausschließlich aus Metal- und Deathcore-Songs besteht. “Ich hatte keine Ahnung, ob sie das wirklich einbauen würden”, grinst er. “Das ist einfach ein Haufen Deathcore” und lässt es zunächst so dastehen, als ob er sich beinahe dafür schämen würde. Doch gerade das macht die Generation an jungen Künstler:innen aus, die regelmäßig dadurch überraschen, dass sie musikalisch doch viel versierter und breiter aufgestellt sind, als man es erwarten würde. Billie Eilish, die Darkest Hour und It Dies Today hört. The Kid Laroi, der mit Justin Bieber einen weltweiten Nummer 1-Hit veröffentlicht hat (“Stay”), auf einem Promobild aber ein Adolescents-Shirt trägt. Oder eben EKKSTACY, dem nicht nur in seinen Promotexten mehrfach die Inspiration durch Acts wie MGMT, Japandroids, The Strokes und My Blood Valentine zugeschrieben wird, ansonsten aber eben gerne auch Thy Art Is Murder, SeeYouSpaceCowboy, The Devil Wears Prada oder Sworn In hört. “Ich war kürzlich erst auf einer Suicide Silence-Show und es war krass!”, berichtet er. Auf die Nachfrage, ob er sich die Musikrichtung selber zutrauen würde, ist er sehr offen und erklärt, dass er wohl zunächst härteren Emo machen würde, bevor er in Richtung Metal bzw. Metalcore gehen würde. Für Deathcore würden seine Vocals aber nicht ausreichen.

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EKKSTACY: „Ich mache Band-Musik“

Schaut man sich die Performances vieler junger Acts aus der “Soundcloud-Ära” an, die ihre Musik überwiegend am Rechner geschrieben haben, so fällt auf, dass nicht allen der Transfer auf die Bühne gelingt. EKKSTACY hat sich dagegen bewusst für eine Live-Band auf seinen Shows und gegen einen DJ oder Musik vom Band entschieden: “DJs sind einfach blöd!”, lacht er, stellt dann aber klar, dass er eben “Band-Musik” mache. Der einzige Grund, warum er in keiner Band war, sei der Umstand gewesen, dass Bands eben nicht populär an seinem College oder überhaupt in seiner Gegend gewesen seien. Ursprünglich aus dem kanadischen Vancouver stammend, lebt Stacy nun in Los Angeles, was ihm auch bei seiner Liebe zum Skaten und Surfen zu Gute kommt.

Ab Februar ist EKKSTACY dann wieder auf der Bühne, erst in Nordamerika, dann zwischendurch auch bei uns für vier Shows. Mit seinem neuen Album im Gepäck ist es nicht sehr abwegig, dass auch 2024 ein sehr spannendes Jahr für den Kanadier sein wird. Und wer weiß, welche Inspirationen er dabei sammeln wird.

In unserer Serie „Before The Hype“ stellen wir euch regelmäßig die aktuell spannendsten Bands und Künstler:innen vor, die vielleicht noch nicht, aber sicherlich bald auch bei uns in aller Munde sein werden.

Foto: Jason Nocito / Offizielles Pressebild

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