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Live
EmoPost-HardcorePunkrock
Live bei: Touché Amoré in Köln (15.02.2025)
Drei-Gänge-Menü in der Kantine.
VON
Malin Jerome Weber
AM 19/02/2025
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Es gibt Phrasen, die man immer wieder auf Konzerten hört und die dadurch fast ihre gesamte Authentizität verloren haben. “Das ist die beste Show der Tour” ist mit Sicherheit eine davon. Warum aber kauft man Jeremy Bolm von Touché Amoré ab, dass seine Band und er auf der aktuellen Konzertreise einige der schönsten Momente ihrer gesamten Karriere verzeichnen können? Natürlich weil er das Ganze nicht als blutleere Aussage einfach in den Raum hineinwirft. Aber auch, weil es gerade für eine Band aus ihrem Genre nicht selbstverständlich ist, in einer ausverkauften 900-Menschen-Location 9.000 km von ihrer Heimat entfernt zu stehen.
Aber auch für ihre Supports ist die Teilhabe an der Tour alles andere als alltäglich. So waren Hauptsupport trauma ray noch nie zuvor in Europa und dem Vereinigten Königreich unterwegs. Zu den beiden Bands gesellen sich aktuell satte 15 regionale Formationen, die die 37 Termine untereinander aufteilen. Ein wirklich schöner Move von Touché Amoré, ihre Shows als Sprungbrett für die Headliner von morgen anzubieten. Sänger und Gitarrist Christopher Schmidt der heutigen Opener Between Bodies brachte seine Überwältigung über diesen Umstand treffend auf den Punkt: “Normalerweise spielen wir Venues, die so groß wie die Bühne sind, auf der wir hier gerade stehen.”
Between Bodies
Dass die Kölner Emopunkband einfach aus dem Nichts kam, wäre allerdings glatt gelogen. So haben Between Bodies vor zwei Jahren mit ihrem großartigen Debütalbum “Electric Sleep” (2022) schon aufhorchen lassen und ordentliche Wellen im Untergrund geschlagen. Aus jener Platte gab es heute Hits wie “Stronger Than Me”, “On A Grave” und “Towards The Light” auf die Ohren, die besonders in den vorderen Reihen mit viel Liebe empfangen wurden. Ihre Ansagenzeit nutzte das Quartett, um DIY-Konzertgruppen wie La Piñata Shows und Analog Nostalgia Booking zu würdigen, sowie ein klares Zeichen gegen rechts und für links in Bezug auf die kommende Bundestagswahl zu setzen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Robin Wolframm (robinwolframm)
Trauma Ray
trauma ray sind definitiv eine gewagte Supportwahl gewesen, die aber beim aktuellen Shoegaze-Revival niemanden mehr überraschen sollte. Dass sich die aus Texas stammende Band nicht zu sehr in Dreaminess suhlt und auch Elemente aus Nu Metal und Grunge mit in die Gleichung nimmt, spielte ihnen bei ihrem Set sehr in die Karten. So konnte zumindest ein etwas größerer Teil die stimmungsvolle Performance um den schattenhaften und in seine Kapuze gehüllten Sänger und Gitarristen Uriel Avila genießen. Dank seinem Wunsch, das Licht noch etwas zu dimmen, entfaltete das rund um Songs aus ihrem Album “Chameleon” (2024) aufgebaute Set eine nahezu rauschhafte Wirkung.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Robin Wolframm (robinwolframm)
Touché Amoré
Eine Show in dieser Größe ohne Barrier zu performen ist an diesem Abend die zweite gewagte Entscheidung gewesen. Die beachtliche Bühnenhöhe könnte Touché Amoré allerdings davor bewahrt haben, komplett von Stagediver:innen überrannt zu werden. Zugegebenermaßen spielten die Kalifornier aber auch ein dermaßen punkiges Set, dass das sichere Überqueren der Crowd auf Händen nur selten möglich war. Gleich der Beginn mit “Nobody’s” und den beiden Brechern “Art Deflector” und “Nine” dürfte das relativ schnell klar gemacht haben. Auch die Songs ihrer neuen Platte “Spiral In A Straight Line” wurden von der Crowd mit ähnlich viel Euphorie aufgenommen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Robin Wolframm (robinwolframm)
Aufgrund einer Vaterschafts-Pause fand sich statt Elliot Babin der langjährige Trash Talk-Drummer Sam Bosson hinter dem Schlagzeug wieder. In einer liebevollen Ansage wies Sänger Jeremy Bolm darauf hin, dass sie Elliot sogar erst durch Sam kennengelernt hätten. Er bezeichnete ihre aktuelle Tour als “family business” und zeigte sich zutiefst dankbar für die Erinnerungen, die sie auf ihrer aktuellen Reise gemeinsam erleben dürfen. Die hohe Emotionalität zog sich durch das ganze Set und sollte mit Klassikern ihrer Diskografie wie “~” oder “Flowers and You” noch ihren Höhepunkt erreichen. Aber auch Songs von ihrem 2020er-Album “Lament” besitzen mittlerweile ein ähnlich hohes Standing unter den Fans.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Robin Wolframm (robinwolframm)
Nach sage und schreibe 21 Songs ließen sich Touché Amoré noch für eine Zugabe hinreißen. So beendeten sie ihr Set mit “Just Exist” und “Limelight”, bevor sich Bolm noch ein letztes Mal voller Dankbarkeit vor dem Publikum verneigte. Shows wie diese schaffen es, die schönsten Seiten der Musik zum Vorschein zu bringen. Allen voran deswegen, weil sich eine ungeheure Nahbarkeit zwischen Bands und Publikum durch den Abend zog. Vielleicht ist es die Dankbarkeit und die Wertschätzung untereinander, die erst dafür sorgt, dass ein wirklich echtes Gemeinschaftsgefühl auf Konzerten entstehen lassen kann. Und am heutigen Abend haben diese drei Bands diese Werte sowohl mit ihrer Musik repräsentiert, als auch klar und deutlich in die Welt hinaus gesprochen.
Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Robin Wolframm (robinwolframm)
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