Live
Melodic HardcoreMetalcore
Live bei: The Ghost Inside in Köln (26.10.2024)
Endlich wieder auf Tour.
VON
Mauritz Hagemann
AM 02/11/2024
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The Ghost Inside waren seit ihrer Rückkehr auf die Live-Bühne zwar schon einmal in Deutschland zu Gast. Doch 2022 standen neben einzelnen Headliner-Shows vor allem die Festivals im Fokus der Band. Das ist in diesem Jahr anders. Zur Freude der Fans geht es für die Herrschaften aus Kalifornien einmal quer durch Europa. Wir waren bei der Show im Kölner Palladium live für euch dabei!
Boundaries
Mit Boundaries und Gideon bringen The Ghost Inside zwei Supports mit, die ebenfalls aus den USA kommen. Das war es dann aber fast schon an Gemeinsamkeiten. Und wenn man bedenkt, dass Boundaries aus Connecticut an der Ostküste der USA stammen, ist selbst die Herkunft nicht mehr wirklich eine solche Gemeinsamkeit. Musikalisch stehen Boundaries für einen rauen und härteren Metalcore-Sound. Beim Publikum im Palladium kommt dieser nur bedingt gut an. Zumindest die ersten Reihen lassen sich von der fraglos energiegeladenen Songs aber durchaus mitreißen. Weiter hinten reicht es hingegen nur für höflichen Applaus. Aber das ist bei anderen Shows bekanntlich oft auch nicht anders. Apropos weiter hinten: Im letzten Drittel des langgezogenen Palladiums ist es gerade zu Beginn noch sehr leer – und es füllt sich bis zum Headliner auch nicht mehr ganz. Vielleicht ist das Palladium, das ohne Frage zu den ganz großen Venues dieser Tour gehört, dann noch eine Nummer zu groß? Boundaries machen jedenfalls das Beste aus den Gesamtumständen, können auf der großen Bühne aber auch wegen des eher mittelmäßigen, weil dumpfen Sounds nicht die ganz große Euphorie im Publikum entfachen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Gideon
Gideon haben es da schon etwas leichter. Im Vergleich zu Boundaries ist der Sound der Band aus Alabama zumindest etwas melodischer. Aber gemessen am Maßstab von The Ghost Inside geht es bei Gideon natürlich immer noch ein ganzes Stück rauer zur Sache. Mit Sänger Daniel McWhorter hat die Band zudem einen ganz großen Pluspunkt auf ihrer Seite. Die Stimme des wie gewohnt mit Cowboy-Hut auftretenden Frontmans ist gleichermaßen abwechslungsreich wie kraftvoll. Diese Tatsache ist dann sicher auch dafür verantwortlich, dass das Publikum bei Gideon schon deutlich mehr Lust auf Bewegung verspürt. Auch der Sound zeigt sich im Vergleich zu Boundaries schon verbessert, wobei es auch hier sicher noch Luft nach oben gibt. Alles in allem erledigen Gideon ihren Job als Anheizer für The Ghost Inside sehr souverän und sorgen dafür, dass das Palladium um kurz nach 21 Uhr die für einen ordentlichen Abriss notwendige Betriebstemperatur erreicht hat.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
The Ghost Inside
Um 21.30 Uhr stehen dann endlich die Stars des Abends auf der Bühne des Palladiums. Und die Band um Frontman Jonathan Vigil braucht keine lange Anlaufzeit. Mit dem im letzten Jahr erschienenen „Death Grip“ geht es direkt ordentlich zur Sache. Auch in der Folgezeit gönnt die Band sich und den Fans nur wenigen Pausen. Stattdessen geht es Schlag auf Schlag wieder. Die Setlist, die einen schönen Überblick über die Diskographie von The Ghost Inside bietet, macht deutlich, welches Repertoire die seit 2004 agierende Band zu bieten hat. Doch auch wenn die Stimmung zu keinem Zeitpunkt zu kippen droht, so sind es tendenziell die Songs vom neuen Album „Searching For Solace“, bei denen das Publikum sich eine Verschnaufpause gönnt. Doch auch das kennt man von vergleichbaren Touren. Ein neues Album braucht eben seine Zeit, um bei den Fans denselben Stellenwert zu haben wie die alten Hits.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Den Zenit überschritten?
Und von denen gibt es bei The Ghost Inside zum Glück einige. Das Publikum zeigt sich nicht nur tanzwütig, sondern auch textsicher. Dass das Palladium nicht ausverkauft ist, tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Allerdings stellt sich schon die Frage, ob The Ghost Inside ihren Zenit möglicherweise überschritten haben? „Searching For Solace“ kam jedenfalls nicht bei allen Fans gut an. Und die Ü30-Fraktion ist an diesem Samstagabend im Palladium in jedem Fall in der deutlichen Mehrheit. Das ist bekanntlich überhaupt nicht schlimm, aber zumindest ein Zeichen dafür, dass es der Band schwer fällt, neue Fans für sich zu gewinnen. Schade eigentlich, denn das, was The Ghost Inside abliefern, ist weit von „altbacken“ oder „langweilig“ entfernt. Die Band zeigt sich zudem sehr spielfreudig überzeugt instrumental wie gesanglich auf ganzer Linie.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Ein würdiger Schlusspunkt
Mit „Aftermath“, dem ersten Song, den die Band nach ihrer durch den schweren Unfall 2015 verursachten langen Pause veröffentlicht hat, wird es kurz vor dem Ende der Show noch einmal besonders emotional. „Engine 45“ setzt dann nach rund 75 Minuten den mehr als würdigen Schlusspunkt unter eine in jeglicher Hinsicht überzeugende und beeindruckende Show. Sicher, ein paar Minuten mehr hätten es schon sein können. Aber The Ghost Inside waren ja hoffentlich nicht zum letzten Mal in Köln. Die Fans verlassen das Palladium jedenfalls mit sehr zufriedenen Gesichtern.
Titelbild im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
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