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Live
MetalcoreProgressive
Live bei: Spiritbox in Frankfurt (20.02.2025)
Großes Spektakel im kleinen Club!
VON
Julia Lotz
AM 26/02/2025
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Spiritbox stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Tsunami Sea“ und statt auf den Release zu warten und eine XXL Release-Tour zu spielen, hat sich die Kombo um Sängerin Courtney LaPlante dazu entschieden, einfach vorher durch Europa zu reisen und eine kleine, aber feine Warm up-Rutsche zu spielen. Auch gut – oder vielleicht sogar noch besser?
Im Rahmen ihrer „Begehung“ machten sie auch in Frankfurt halt und quartierten sich im Zoom ein. Treue MoreCore Party-Besucher kennen den Club natürlich und wissen, dass das Fassungsvermögen der Venue eigentlich ein bisschen unter der Liga von Spiritbox spielt. Kein Wunder also, dass das Konzert restlos ausverkauft war, als Courtney und Konsorten gemeinsam mit ihren Special Guests Stray From The Path und Periphery am Donnerstagabend in „Mainhattan“ aufschlugen. Übrigens spielte zeitgleich mit Paleface Swiss in der Batschkapp nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt ziemlich große Konkurrenz. Auch diese Show war so gut wie sold out – scheinbar hatte also ganz Frankfurt an diesem Abend Bock auf Abmeddln. Gut so!
Stray From The Path
Als es pünktlich um 19:30 Uhr mit Stray From The Path losging, platzte der Main Floor des Zoom schon aus allen Nähten. Genießer kämpften um einen der begehrten Plätze auf der Empore, Feierwütige platzierten sich direkt in der Mitte der Crowd, um sich möglichst schon beim Opener auszutoben, neutral gestimmte Besucher fragten sich, ob man an den Wänden der Venue wohl auch bouldern kann. Die New Yorker Band selbst gehörte eher so zur Fraktion „Feierwütig“ – und dafür steht sie auch mit ihrem Namen. Drew Dijorio und seine Bandkollegen definieren „Live-Energie“ noch mal ganz anders, allerdings wirklich ausschließlich im positiven Sinne!
Sieben Songs gab das Quartett zum Besten, darunter auch den neusten Banger „Kubrick Stare“ und Klassiker wie „Fortune Teller“ oder „Guillotine“. Frontmann Drew Dijorio, der auch den Spitznamen Drew York trägt (I see what you did there!), erinnerte ein bisschen an einen jungen Slim Shady, warf aber weniger mit Beleidigungen, als eher mit Motivationsrufen um sich, wobei diese schon fast obsolet waren. In Sachen Opener hätte man sich wahrlich keinen besseren Act aussuchen können, nach dem halbstündigen Set war die Luft im Zoom schon zum Schneiden heiß. Wir freuen uns auf Rock am Ring und Rock im Park!
Periphery
Nachdem die Besucher kurz die Möglichkeit hatten, ihre Kehlen zu benetzen (die Toilette war nicht so gut besucht, man hat ja sowieso schon alles ausgeschwitzt), ging es dann auch recht schnell weiter mit Periphery. Die Progressive-Helden bildeten die perfekte Brücke zwischen Stray From The Path und Spiritbox und holten das Publikum erstmal wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurück – und auch das ausschließlich positiv gemeint.
Natürlich ging es hier etwas weniger wild zu als bei Stray From The Path. Das liegt aber schon in der Natur der Sache, ist die Musik von Periphery deutlich vertrackter, länger und nicht ganz so temporeich wie die Stücke von SFTP.
Fun fact: Auch die Kombo um Frontmann Spencer Sotelo hatte sieben Songs für ihre Setlist auf der Uhr, spielte aber eine viertel Stunde länger als ihre Vorgänger. In Sachen Auswahl setzte man weniger auf die Stücke des aktuellen Albums „V: Djent Is Not A Genre“ (einfach eine 10/10 allein des Titels wegen), sondern eher auf eine gute Mischung aus den bisherigen Releases. Highlights waren wahrscheinlich die beiden Closer „Marigold“ und „Blood Eagle“. Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss.
Spiritbox
Eigentlich hatte man nun nach Stray From The Path und Periphery schon alles gesehen, was zu einem guten und hochwertigen Konzertabend gehört. Um 21:15 Uhr kann man an so ’nem Donnerstag auch grundsätzlich schon darüber nachdenken, ins Bett zu gehen… aber natürlich fehlten noch Spiritbox. Die kamen dann um kurz halb 10 auch mal auf die Bühne (schon ein ziemliches Zugeständnis für so einen Werktag), erinnerten das Publikum aber sehr schnell wieder daran, wieso man eigentlich gekommen war.
Mit „Fata Morgana“ eröffneten Courtney LaPoppy (sorry, der musste ja irgendwann noch mal kommen) und ihre Bandkollegen ihr Konzert. Mutig, einen bislang unbekannten Song als Opener zu nehmen – hat aber funktioniert! Wer skeptisch war, bekam spätestens als zweites und drittes mit „Cellar Door“ und „Jaded“ zwei Hits aus dem Repertoire des Vierergespanns geboten und konnte sich entsprechend reinfühlen.
Fotos: Alexander Bemis
Schnell wurde klar, dass die Band die Energie ihrer beiden Opener perfekt miteinander vereinen konnte. Songs wie „Soft Spine“ und „Holy Roller“ animierten zum wilden Kreiseln im Pit, Stücke wie „The Void“ luden dann ein bisschen mehr zum Genießen ein – das Tanzbein wurde natürlich dennoch durchweg geschwungen. Für „No Loss, No Love“, der aktuellsten Single aus „Tsunami Sea“, holte man sich noch mal Drew Dijorio auf die Bühne. Ein richtig gutes Highlight im Set von Spiritbox, brachte der Stray-Fronter noch mal eine ganz andere Energie auf die Stage!
Fotos: Alexander Bemis
Die gesamte Performance als solche war „nahezu perfekt“. Und das kann man auch durchaus als Kritikpunkt sehen. Courtneys Stimme ging unter ziemlich viel Hall unter, der Filter übertünchte entsprechend auch das Live-Spiel ihrer Kollegen. Auch die Bühne des Zoom wirkte in Summe einfach etwas zu klein für Spiritbox – was ja auch faktisch im Vergleich zu sonstigen Auftritten nicht von der Hand zu weisen ist. War Courtney gerade dabei, sich in Bewegung zu setzen, da war sie auch schon wieder am Bühnenrand angekommen. Auch an der Produktion wurde entsprechend natürlich gespart, was aber nicht automatisch für eine besondere „Roughness“ sorgte. Club Show-Feeling hin oder her: Mit ihrer Attitüde gehört diese Band eigentlich auf die großen Stages und nicht die kleine Zoom-Bühne.
Fotos: Alexander Bemis
Nach 16 Songs endete das Set mit „Constance“ und die Besucher quetschten sich ringend nach Luft aus der Bude. An den Wänden des Zoom ist übrigens niemand hochgeklettert. Wobei ich Drew Dijorio nicht absprechen würde, dass er nicht zumindest mal einen Moment darüber nachgedacht hat…
Fotos: Alexander Bemis / Offizielle Live-Fotos
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