Live
EmoPost-HardcoreRock
Live bei: Silverstein & Hawthorne Heights in Frankfurt (12.02.2020)
Eine Geburtstagssause der Extraklasse.
VON
Julia Lotz
AM 16/02/2020
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Das Jahr 2020 läutet nicht nur eine neue Dekade, sondern auch das 20-jährige Bestehen von Silverstein ein. Die kanadische Band macht bereits seit der Jahrtausendwende Musik und zu Beginn ihrer Karriere die Emo-Szene unsicher. Nun sind sie anlässlich ihres Geburtstags auf großer Anniversary-Tour und lassen nochmal die ganzen alten Tracks vom Stapel, bevor im März die neue Platte „A Beautiful Place To Drown“ erscheint.
Mit dabei haben sie als Unterstützung Hawthorne Heights. Wer jetzt denkt, der Abend wird eine einzige Emo-Nostalgie-Reise in die Vergangenheit – der liegt ehrlich gesagt gar nicht so falsch damit.
Hawthorne Heights
Hawthorne Heights gründeten sich nur ein Jahr nach Silverstein, nämlich anno 2001. Wenn man JT Woodruff Glauben schenken mag, und das tun wir jetzt einfach mal, so authentisch wie er ist, kennen sich die beiden Bands bereits seit 2004. Nur verständlich, dass sich Silverstein genau diese Kombo aus Dayton, Ohio für ihre Jubiläums-Tour als Special Guest ausgesucht haben.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
Auch einige Fans der US-Band haben sich in der Batschkapp eingefunden und machen schon mal ordentlich Rambazamba. Pünktlich um halb 8 beginnen Hawthorne Heights mit ihrer Show und so, wie Frontmann Woodruff auftritt, ist auch die Performance der Band: Authentisch. Ohne viel Schnickschnack liefern sie eine gute halbe Stunde lang ein Repertoire aus ihren bisherigen sieben Studioalben.
Wie man sich bei einer Anniversary-Tour denken mag, gehen da natürlich die Gassenhauer am besten. Textsicher begleiteten die Fans Woodruff durch die Songs. Dankbar war die Band auch für den guten Empfang in Frankfurt und auf der laufenden Tour generell. Für sie sei das Musikmachen nicht selbstverständlich und auch nach all den Jahren haben sie noch Spaß daran, sagen sie.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
Das merkt man, wenngleich auch ein bisschen der sagenumwobene „Bumms“ hinter der Geschichte fehlt. Dennoch hätten sich Silverstein kaum einen besseren Support aussuchen können, sowohl aus musikalischer als auch aus persönlicher Sicht betrachtet.
Hawthorne Heights bedankten sich überschwänglich und JT Woodruff machte sich für das ein oder andere High Five oder einen Drücker seiner Fans zum Merchstand.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
Silverstein
In der Umbaupause füllte sich die Batschkapp nochmal merklich. Doch kaum hatten sich die zahlreich erschienenen Besucher ein Getränk geholt oder sich von JT Woodruff knuddeln lassen, ging auch das Licht schon wieder aus.
Ein Blick auf die Uhr – halb 9. Das ist ja wie in guten alten Zeiten! Ja, die guten alten Zeiten – genau die galt es jetzt zu feiern. Mit „Burn It Down“, dem Feature-Song mit Beartooth-Frontmann Caleb Shomo aus dem Jahr 2019 stürmten Silverstein auf die Bühne. „Stürmen“ ist da noch gelinde ausgedrückt. Die Power, die man bei Hawthorne Heights ein bisschen vermisste, haben wir nun gefunden, nämlich bei Silverstein unterm Hintern!
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
Und diese Power übertrug sich von der ersten Sekunde an auch auf die Zuschauer. Ob die wohl bis zum Ende auch bestehen bleibt? Immerhin stehen uns drei Sets bevor. Ein kleiner Spoiler vorab: Ja, die Power bleibt bestehen.
Neben der bevorstehenden Platte „A Beautiful Place To Drown“ können Silverstein auf neun Longplayer zurückschauen. Bei ihrer Anniversary-Tour will die Band um Frontmann Shane Told natürlich so viel wie möglich unterbringen. Ganz gut funktioniert das, indem man z.B ein Medley eines ganzen Albums, namentlich „This Is How The Wind Shifts“ von 2013 zum Besten gibt.
Mit „Infinite“ gibt es bereits im ersten Drittel des Live-Sets einen weiteren brandneuen Song auf die Ohren. Der Track ist Teil des neuen Albums und funktioniert schon jetzt live hervorragend. Wenn wir ehrlich sind, dann sind die Fans für die aktuelle Tour aber vor allem aus einem Grund gekommen – und zwar, um ausnahmsweise die Vergangenheit zu feiern.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
Mit ihrem Cover des One Republic-Songs „Apologize“ (2009 auf einer „Pop Goes Punk“ Compilation zu finden) sowie „The Afterglow“ hatten Silverstein spätestens am Ende ihres ersten Sets jeden im Publikum zum Tanzen animinert. Während man noch einen Thy Art Is Murder-Pulli in die Ecke und eine Parkway Drive-Snapback aus dem Moshpit heraus fliegen sah, verschwand die Band erstmal Backstage.
Shane Told betrat anschließend vorerst allein die Bühne und läutete das Akustik-Set ein. Eine einmalige Sache, die es bei derartigen Touren bisher wohl eher selten gab. Sechs Songs gab die Kombo in Akustik zum Besten, darunter auch „Aquamarine“ und „Still Dreaming“. Viele nutzten die ruhigen Töne, um sich noch etwas zu trinken zu holen. „Die spielen immerhin 26 Songs, bis zum Ende ist man ja verdurstet“, ist da der allgemeine Konsens.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
Bis zum Ende des Akustik-Sets sollte man sein Getränk dann aber auch wieder geleert haben, denn zum zweiten lautstarken Teil des Abends meldeten sich Silverstein mit „My Sword Vs. Your Dagger“ zurück und spätestens JETZT war Party angesagt.
Was folgte, war eine weitere Stunde Abriss. Zu den Favoriten des Publikums avancierten selbstverständlich die Klassiker aus den frühen Jahren. Das dritte Set bestand zum Großteil aus den Tracks des zweiten Studioalbums „Discovering The Waterfront“ von anno 2005 sowie dem zwei Jahre zuvor erschienenem Debüt „When Broken Is Easily Fixed“.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
Gänsehautfeeling kam dann kurzzeitig beim lautesten Singalong des Abends (und überhaupt eins der lautesten, das einem je untergekommen ist) zu „My Heroine“ auf – sicherlich auch bei der Band selbst.
Um kurz nach halb 11 beendeten Silverstein mit „Bleeds No More“ vom Debütalbum ihre zweistündige Show. Respekt an die Band, die seit 20 Jahren alles auf der Bühne gibt und scheinbar noch immer nicht müde ist. Während andere Acts bereits nach der Hälfte der Zeit eine kaum mehr ansehbare Trägheit an den Tag legen, schaufeln Silverstein nochmal eine ordentliche Schippe Energie drauf. Da macht es einfach Spaß, sich nochmal „emo“ zu fühlen – Danke dafür, Silverstein und auf die nächsten 20 Jahre!
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Quinten Quist
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