Live
Review
Live bei: Rivers Of Nihil in Wiesbaden (28.09.2019)
Ein so fettes und hartes Tourpackage gibt es nicht alle Tage. Vier Bands, die alle mit brachialer Musik werben und ...
VON
Rodney Fuchs
AM 25/10/2019
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Ein so fettes und hartes Tourpackage gibt es nicht alle Tage. Vier Bands, die alle mit brachialer Musik werben und ein Album in ganzer Länge. Die Abende der „Where Owls Know My Name“ Tour von Rivers of Nihil versprachen definitiv eine Menge Unterhaltung, die einen jeden Tech-Death-Fan zufriedenstellen konnten.
Orbit Culture
Mit Orbit Culture begann der Abend wie erwartet brachial. Doch irgendwie will die Musik der Schweden nicht so recht klicken. Im ersten Moment klingt der Gesang über weite Strecken nach Metallica, während sich die Musiker mit Riffingpassagen und fiesen Breaks austoben, aber sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Gerade „Redfog“ als Opener wirft die Besucher erst einmal in ein diffuses Klangbild zwischen stark rhythmischem Thrash und Death Metal.
„Nensha“, ein neuer Song, zeigt unerwartete Stärken, erinnert teils an eine überspitzte Version von Gojira und kann im Publikum insbesondere durch seine Härte von sich überzeugen. Der Rest des Orbit Culture Sets liegt irgendwo zwischen technischem Death Metal, Metalcore und diversen Prog-Anleihen, die durch stark rhythmische Elemente ausgeschmückt werden. Mit Growls, so böse wie bei Humanity’s Last Breath, meistern die Schweden immerhin die harten Passagen in ihren Songs. Sich mit dem klaren Gesang anzufreunden dauert aber seine Zeit, denn hier heben sich Orbit Culture definitiv von anderen Bands ab.
MØL
Die Dänen von MØL lieferten eine routinierte Show ab, die jeden Fan zufrieden gestellt haben wird. Mit „Penumbra“ starten die Dänen ihre atmosphärische, harte und auch träumerische Darbietung, die in der ersten Reihe wohl auch etwas beängstigend wirken kann. Sänger Kim benutzt seinen Mikroständer wie ein Zepter, das er auch gerne mal über das Publikum hinweg präsentiert, in die Luft hebt oder eben einfach nur stehen lässt. Es wirkt als wäre dieser Ständer ein weiteres Instrument, um das sich die Liveshow von MØL irgendwie dreht.
Neben „Atacama“ von der zweiten EP der Band, gibt es ausschließlich Songs vom 2018 erschienenen Album „Jord“ zu hören. Mit dem Titeltrack dieses Albums beenden MØL ihr Set und Sänger Kim geht in das Publikum hinein, schreit fratzenziehend in die Menschen und weiß Gänsehaut zu erzeugen, oder einfach seine Musik zu vermitteln. Etwas schade ist nur, dass die Band erst auf eine EP und das Debütalbum bauen kann, etwas frischer Wind im Sinne neuer Songs würde dem Set gut stehen. MØL sind aber definitiv eine Band, die man sich live anschauen sollte und die auch gut und gerne einen Co-Headline-Slot auf der nächsten Tour haben dürfen!
Black Crown Initiate
Black Crown Initiate waren zuletzt 2016 in Deutschland auf Tour. Das Quintett wirkte im Vergleich zu den ultra „tighten“ MØL jedoch auch etwas eingerosteter. Einige unsaubere Übergänge, technische Schwierigkeiten und ein generell eher verhaltener Auftritt der Musiker ließ das Set von Black Crown Initiate zu einer holprigen Fahrt werden, die auch stilistisch schwer verdaulich war. Dennoch bringen Black Crown Initiate mit „Years Of Frigid Light“ auch einen brandneuen Song auf die Bühne, der auf positive Art und Weise aus dem Set heraussticht.
Die getragenen, monumentalen Strukturen, die Black Crown Initiate in ihre Songs bauen werden hin und wieder von der engelsgleichen Gesangsstimme des Gitarristen gestützt. Ansonsten ist es allerdings schwierig, dem zu folgen was die Musiker auf die Bühne bringen. Vielleicht war es auch einfach nur ein schlechter Tag, aber alles in allem wirkten die Musiker wenig eingespielt und eher desorientiert auf der Bühne.
Rivers Of Nihil
Als Rivers Of Nihil ihren ersten Song spielten und dieser nicht der Opener von „Where Owls Know My Name“ ist, herrschte Verwunderung. Geplant war die Tour so, dass das Album in Gänze vorgetragen wird. Der Grund dafür ist nachvollziehbar, denn „Where Owls Know My Name“ wurde nicht nur von den Fans, sondern auch von der Presse unfassbar positiv aufgenommen und ist wohl jetzt schon der Magnum Opus den Rivers Of Nihil in ihre Diskographie zementiert haben.
„Soil & Seed“ ist der Song, den Rivers Of Nihil zum eröffnen ihres Sets wählten. Neben der anfänglichen Verwunderung eine gute Idee, um das Publikum etwas wärmer zu bekommen. Doch klar ist auch, dass der meiste Jubel dem startenden Intro von „Where Owls Know My Name“ gilt. Das E-Piano und die sanften Vocals werden schnell vom unfassbar drückenden Beginn von „The Silent Life“ verdrängt. Was folgt ist eine knappe Stunde voller Technical-Death-Metal, ruhigen groovigen Passagen und purer Brachialität. Doch gab es da noch ein weiteres Highlight. Rivers Of Nihil tourten mit dem Saxophonisten Zach Strouse, der auch schon auf das Saxophon für die Album Recordings einspielte.
Ein weiteres Highlight ist das Feature von Black Crown Initiate Gitarristen und Sänger Andy Thomas, der dem Titeltrack des Albums zu einem Klimax im Set von Rivers Of Nihil werden lässt. Doch eigentlich kann man keinem Song des Albums etwas absprechen. „Where Owls Know My Name“ war wohl eines der besten Tech-Death-Alben der letzten Jahre und Rivers Of Nihil beweisen, dass sie die Energie des Albums auch live repräsentieren können. So strukturiert sich das Set mit großer Präzision. Hin und wieder huscht Zach Strouse auf die Bühne, während Rivers Of Nihil Sänger Jake Dieffenbach für die instrumentalen Teile des Albums von der Bühne verschwindet, ansonsten aber mit seiner unglaublich starken Bühnenpräsenz weiß wie man das Publikum in seinen Bann zieht.
Zum Abschluss des Sets gab es mit „Sand Baptism“, den von Rivers Of Nihil wohl am meisten live gespielten Track, noch ein kleines Betthüpferli bevor es nach mehr als einer Stunde fiesem Geknüppel an einem langen Sonntag endlich ins Bett ging. Ob man nach einer solchen Show aber schnell einschlafen konnte, das ist eine andere Frage.
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