Live
Rock
Live bei: Måneskin in Köln (10.03.2023)
Ganz groß und doch noch klein.
VON
Lisa Kaiser
AM 13/03/2023
Artikel teilen:
Mit ein wenig Geduld dürfen Måneskin im Rahmen ihrer „Loud Kids“-Tour nach einem Jahr Verzögerung dann doch die europäischen Bühnen einheizen. Eine Tourneeverschiebung bei der es sich ausnahmsweise um eine Win-Win-Situation handelt! Mit ihrem neuen Album „Rush!“ und einer Vielzahl an Zusatzterminen werden die „lauten Kids“ eine ganze Oktave lauter und ermöglichen auch den Kölner Fans am Freitagabend den Genuss der italienischen Rock-Show.
Allein dieses Upgrade demonstriert bereits den Erfolgskurs, auf dem sich Måneskin aktuell bewegen. Doch auch vor der Tatsache, dass die Band es geschafft hat, 16.000 Menschen in die Lanxess Arena zu locken, kann man nur den Hut ziehen. Nach ihrem denkwürdigen Sieg beim Eurovision Song Contest 2021 und den ebenso erfolgreichen Auftritten bei Rock im Park und Rock am Ring im letzten Jahr, sind die Erwartungen an diesen Freitagabend entsprechend hoch.
Vorband? Papperlapapp, sowas braucht das italienische Quartett nicht. Kurz nach 20 Uhr hallt das Intro von „Don‘t Wanna Sleep“ durch die dunkle Arena. Während die Bühne hinter einem roten Vorhang verborgen bleibt, lassen flackernde Scheinwerfer die Silhouetten der vier Italiener:innen aufleuchten. Måneskin wissen, wie man Spannung aufbaut. Erst nach zweiminütiger, musikalischer Dramaturgie fallen endlich die Hüllen und das angefixte Publikum beweist, dass die „Loud Kids“ nicht nur auf der Bühne stehen. Schlag auf Schlag präsentieren Måneskin einen Hit nach dem anderen. „Gossip“, „Zitti E Buoni“ – den die Menge trotz der italienischen Textzeilen sicher mitsingt –, „On My Mind“ und „Supermodel“ versetzen die Lanxess Arena ratzfatz in eine ausgelassene Stimmung.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Spice up your life mit Måneskin
Und dabei soll es auch bleiben. Während das Publikum bis zur hintersten Tribüne motiviert zum Rhythmus der Lieder in die Luft springt, sorgen Måneskin auch ohne große Bühnenshow für Unterhaltung. Bassistin Victoria und Gitarrist Thomas inszenieren immer wieder freche Bilder, indem sie sich während des Spielens übereinander auf die Bühne legen. Auch Frontmann Damiano weiß seinen Charme gekonnt einzusetzen: ein Zwinkern hier, ein Küsschen dort, ein Herz für die Fans da. Besonders sticht der Sänger allerdings mit seiner Stimme heraus. Sowohl laut und rockig als auch leise und emotional – der tiefe, rauchige Klang der Vocals entfaltet gerade live sein volles Potenzial. So sorgt besonders die Ballade „Coraline“ für einen zauberhaften Moment, als die Lanxess Arena in einem Lichtermeer aufhellt. Dafür erhält das Publikum auch die ersten netten Worte des Italieners: „Thank you everybody, this looks amazing“.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Halt Stopp – wir befinden uns doch bei einer Rock-Show. Mosh- und Circlepits sind an diesem Abend zwar unangebracht, dafür sorgt das Quartett für ihre eigenen „Rock’n’Roll“-Momente. Aus einem „Thank You“ wird im Verlauf des Abends dann doch ein liebevolles „Fuck You“. Der Mikrofonständer landet nicht in der Crowd, sondern wird des Öfteren demonstrativ über die Bühne gekickt. Während des Erfolgscovers „Beggin‘“ gesellt sich Victoria samt Bass ins Publikum und dreht eine ganze Runde, bis sie pünktlich zum letzten Chord wieder auf der Bühne steht. Auch Thomas lässt sich auf den Schultern der Security durch die Menge tragen, während Damiano lieber klassisch Crowdsurfen geht.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Ziemlich heiß wird es zwar, als der Mikrofonständer passend zu „Gasoline“ in Flammen aufgeht, doch richtig spicy allerdings erst, als Sänger Damiano sein Shirt und zum Schluss der Show die Hose fallen lässt. Ob Provokation, Image oder Fanservice – was bei manchen Bands mittlerweile einen „touch too much“ gewollt aussieht, wirkt bei Måneskin gerade noch authentisch.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Ganz groß und doch noch klein
Große Worte finden an diesem Abend allerdings keinen Platz. Eine kleine Anekdote ist zwar immer nett, doch die Band sucht auch ohne viel Bla-Bla die Nähe zu den Fans. So marschieren Damiano und Thomas für eine Akustikaufführung von „Vent’Anni“ und „If Not For You“ einmal durch die Menge, ans andere Ende der Halle. Dort wartet die zweite kleinere Bühne. Dass der emotionale Funke überspringt, sieht man am Publikum, welches Arm in Arm zum Klang der Akustikgitarre schaukelt.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Auch wenn sich Måneskin mit über 25 Millionen Spotify-Hörern im aktuellen Hype befinden, bleiben die Musiker:innen sympathisch bodenständig. So gesteht Damiano seine Schwäche für Höhe oder gibt zu, dass er gerade zu erschöpft ist, um weiter zu singen. Auch einen vergewissernden Blick auf die vorliegende Setlist verschleiert der Sänger nicht.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Auch untereinander zeigen Måneskin ihren Respekt voreinander. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass jeder der vier Musiker:innen einen Platz im Rampenlicht erhält. Hier herrscht der Fokus nicht auf dem Frontmann, sondern auf der ganzen Band. So erhält Thomas nicht nur ein knapp fünfminütiges Gitarrensolo, Damiano stibitzt sich prompt bei „For Your Love“ einen Scheinwerfer aus dem hinteren Teil der Bühne und sorgt eigenhändig dafür, dass sein Kollege im Licht erstrahlt. Victoria hingegen gesellt sich immer wieder zu Schlagzeuger Ethan, stützt provokant ihre Lack-Overknees auf der Bass Drum ab und schwingt energisch den Bass zum Rhythmus.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)
Für eine besonders positive Überraschung sorgt die Band, als sie die volle Länge von „Kool Kids“ Arm in Arm mit ihren Fans auf der Bühne performt.
Setlist
Eine Vorband war an diesem Abends tatsächlich nicht nötig. Mit ihrem zweistündigen Auftritt haben die vier Musiker:innen diesen Abend auch alleine locker gewuppt. Die gesamte Setlist der Show liest sich wie folgt:
1. Don’t Wanna Sleep
2. Gossip
3. Zitti E Buoni
4. Own My Mind
5. Supermodel
6. Coraline
7. Baby Said
8. Bla Bla Bla
9. In Nome Del Padre
10. Beggin’
11. Timezone
12. For Your Love
13. Gasoline
14. Vent’Anni
15. If Not For You
16. I Wanna Be Your Slave
17. La Fine
18. Feel
19. Mark Chapman
20. Mammamia
21. Kool Kids
22. The Lonliest
23. I Wanna Be Your Slave
Foto: Ilaria Ieie / Offizielles Pressebild
More
Latest News
Live-Dates
Feature
Latest