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Live bei: Limp Bizkit in Frankfurt (05.04.2023)

Welcome to Fred's karaoke show!

VON AM 08/04/2023

Es gibt Abende, die kommen irgendwie anders als geplant. Da gibt es dann diese unerwartete und mitunter auch unangenehme Wendung, die man im Nachgang erstmal verarbeiten muss. Tja, genauso ein Abend war das Konzert von Limp Bizkit, Wargasm und BLACKGOLD am Mittwoch vor Ostern in Frankfurt.

Limp Bizkit und der Abend in Frankfurt, den niemand so schnell vergisst

„Was zur Hölle war das?“, fragt man sich auch wenige Tage nach der Show noch. Konzerte von Limp Bizkit, die insbesondere durch den Nu Metal-Hype der 2000er Jahre einen besonderen Status in der Szene genießen dürfen, werden schon einige Jahre von der Fangemeinde schwer diskutiert. Erfreuen sich die einen an einer hervorragenden und stimmungsvollen Show, sind die anderen maßlos enttäuscht über fehlende Spielfreude, eine mangelnde Darbietung der Band oder auch schlechte Laune der Bandmitglieder.

Dass sich Fans nach mehrmaliger Verschiebung und nur wenigen Deutschland-Stopps der „Still Sucks“ Tour zum gleichnamigen Album von 2021 dennoch auf das Konzert in „Mainhatten“ freuten, lag auf der Hand. Viele hatten eine weite Anreise auf sich genommen, rote Base-Caps in memoriam an die frühen Musikvideos der Band zierten das Publikum im Frankfurter Stadtteil Höchst. Und nachdem sich BLACKGOLD und Wargasm als Support für die Tour alle Mühe gegeben haben, die Vorfreude auf den Headliner des Abends anzuheizen… schaffte genau dieser es, einen Teil der Fans wirklich zu verärgern. Und wenn wir „wirklich“ sagen, dann meinen wir es auch so. Doch fangen wir erst mal mit besagten Supports an.

BLACKGOLD und Wargasm: Musikalisch passend wie die Faust auf’s Auge

Dass sich im Line-Up der Tour von Nu Metal-Größen wie Limp Bizkit eine Band wiederfindet, die erst seit letztem Jahr aktiv ist, verwunderte auf den ersten Blick schon ziemlich. BLACKGOLD aus UK debütierten erst 2022 mit ihrer Single „It’s Art“ und können seitdem zumindest eine EP sowie eine knappe Handvoll weiterer Singles ihr Eigen nennen. Diese reichen für eine halbe Stunde Live-Set – das absolut zu überzeugen weiß.

Das maskierte Kollektiv verbindet die klassischen Nu Metal-Elemente mit brachialen Breakdowns und schlägt somit voll in die Kerbe der neuen Crossover-Welle, die in den letzten Jahren (erneut) durch die Szene rollte. So routiniert und eingespielt, die das Quintett auf der Bühne wirkte, kann man sicher sein, dass hier trotz der kurzen Karriere keine Neulinge auf der Bühne stehen. Eine astreine Show, die dafür sorgte, dass sich der Innenraum der Jahrhunderthalle nach wenigen Minuten schon merklich füllte und die Leute vom Merch- und Getränke-Stand aufs Parkett zog. Wer sich hinter den Masken und schwarzen Klamotten verbirgt, bleibt allerdings (noch) geheim.

BLACKGOLD

BLACKGOLD

BLACKGOLD

BLACKGOLD

BLACKGOLD

BLACKGOLD
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)

Wargasm als zweiter Act des Abends begannen ihr Set mit einem Intro, das aus einem Mash-Up des Slipknot-Gassenhauers „Before I Forget“ und… naja, irgendeinem elektronischen Song, den wir an dieser Stelle nicht weiter definieren können, bestand. Und das ist schon ziemlich bezeichnend für die Musik des britischen Duos, hat man hier diverse Einflüsse einmal in den Mixer gepackt und ordentlich durchgeschüttelt.

Das erste Album „Explicit: The Mixxxtape“ erschien vergangenes Jahr und auch hier holten sich Limp Bizkit also einen noch recht jungen Act für ihre Tour. Ein kluger Schachzug, um vielleicht auch ein etwas jüngeres Publikum anzulocken, konnten sich Wargasm insbesondere auch durch ihr Feature auf dem Enter Shikari-Song „The Void Stares Back“ ihr Standing in der Szene festigen.

Präsentiert wurden insbesondere die Stücke des aktuellen Albums und das Duo samt Live-Band brachten eine Energie auf die Bühne, dass man sich fragte, welchen Energy-Drink die beiden vor ihren Auftritten so schlürfen. Nach einem knapp 45-minütigen Set, das musikalisch irgendwo zwischen Slipknot, Limp Bizkit und The Prodigy befand, wirkte das Publikum fast ein bisschen so, als hätte man ihm gerade eine sehr exotische Speise präsentiert, bei dem die Zutaten eigentlich gar nicht so zusammenpassen… und dann irgendwie doch. Ob man sich das Gericht dann noch mal gönnt, ist wohl Geschmackssache.

Wargasm

Wargasm

Wargasm

Wargasm

Wargasm

Wargasm

Wargasm

Wargasm

Wargasm
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)

Limp Bizkit liefern den Plot Twist des Abends

Als die wirklich sehr gut gefüllte Jahrhunderthalle sich dann auf Limp Bizkit bereitmachte, war ein Großteil des Publikums dann schon eskalationswillig. Eine Eskalation folgte – doch diese leider nicht ausschließlich im positiven Sinne.

Machen wir es kurz, denn vermutlich wird sich diesen Bericht hier niemand durchlesen, der nicht schon irgendwie von dem etwas seltsamen Konzertverlauf gehört hat oder aber vor Ort war. Nachdem Fred Durst schon relativ zu Beginn des Konzerts wissen ließ, dass er erkältet sei, war es mit seiner Stimme nach den ersten drei Songs „Show Me What You Got“, „Out Of Style“ und „Pill Popper“ völlig vorbei. Er stellte das Publikum vor die Wahl: Entweder müsse man die Show jetzt abbrechen, oder man ziehe sie mit Support von „Freunden“ durch. Dass das – wie bereits erwähnt – eskalationswillige Publikum natürlich nicht sagte „Ach naja gut, reicht jetzt auch, dann sind wir wenigstens früh im Bett“, hätte auf der Hand liegen müssen.

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)

Für die restlichen Songs der Setlist holte man sich mal mehr und mal minder geplant Fans aus dem Publikum auf die Bühne. Während die Zuschauer die etwas ungewöhnliche Situation anfangs noch feierten, wurde es mit Track zu Track absurder. Einige der Fans machten ihre Sache auf der Bühne wirklich gut und seien wir mal ehrlich, die Eier(stöcke), sich da auf die Bühne mit einem großen Act zu stellen und deren Hits zu performen, muss man erstmal haben. Doch sie sind letztlich auch nur genau das – Fans. Dass die nicht alle eine Gesangsausbildung haben und vor lauter Aufregung (trotz des Stage Prompters – was machte der da eigentlich, fragt man sich?) vielleicht die Lyrics vergessen, liegt in der Natur der Sache.

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)

Von schrägen Tönen und schrägen Anfeindungen

Blöd wird es genau dann, wenn sich die Zuschauer, die ja entspannt im Innenraum stehen oder auf dem Balkon hocken, dazu entscheiden, ebenjene, die auf der Bühne stehen und es vielleicht nicht so „smooth“ machen, auszubuhen. Und ganz ganz blöd wird es dann, wenn derjenige, der sich die Hilfe der Fans suchte, ihnen das Mikrofon aus der Hand reißt und wegschickt, weil die Leistungen seinen Ansprüchen nicht genügt. Professionalität? Sieht leider anders aus und ganz besonders dann, wenn ein Zuschauer seinem Unmut dann lautstark Luft macht und Fred Durst ihn auch noch als „Arschloch“ betitelt. Sorry Fred, Erkältungen sind scheiße, klar – andere beleidigen aber noch mehr.

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Limp Bizkit
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)

Am Ende fragt man sich: Woran hat es gelegen, dass die Stimmung derart kippte? Ganz bestimmt an vielen Faktoren. Aber ganz bestimmt nicht an den Fans, die sich ja angeblich dazu entschieden haben, die Show ganz genau so zu wollen. Nicht an denjenigen, die nicht so gut performt haben. Nicht an denjenigen, die bis zum Ende gefeiert haben und erst recht nicht an denjenigen, die schon sehr früh die Veranstaltung verlassen haben. Sollte eine Band dieser Größenordnung nicht in der Lage sein, die Entscheidung über ein Stattfinden oder eine Absage der Show eigenständig und verantwortungsvoll zu treffen und nicht am Ende zu sagen „Ja, aber das Publikum hat doch entschieden, dass…“? Mit der Unterstützung der Jungs und Mädels von BLACKGOLD und Wargasm bei wenigen Songs sah man, dass es eine Alternative gegeben hätte, die ganz normale Fans vielleicht so sehr vorgeführt hätte.

Limp Bizkit

Limp Bizkit

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)

Sicherlich hat Fred Durst sich ordentlich abgequält und sicherlich fand er die Idee, die Show eben auf diese Art und Weise fertig zu spielen besser, als nach drei Songs kompett abzubrechen. Aber dann kann man denjenigen, die da eben keinen Bock darauf haben, keinen Vorwurf draus machen, wenn sie ihrem Ärger freien Lauf lassen. Natürlich ist es schön, wenn einige der Zuschauer eine coole Zeit und auch die „Karaoke-Show“ gefeiert haben. Dass manche sich dann aber für 60 Euro für das Ticket, Kosten für die (weite) An- und Abreise, großen Zeitaufwand und vielleicht sogar einen Urlaubstag eher verarscht fühlen, muss man verstehen können. Denn das würde von Professionalität zeugen.

Fred Durst entschuldigte sich über seine Insta-Story noch am selben Abend bei den Fans und ließ wissen, dass er hoffe, dass diejenigen, die unzufrieden waren, ihr Geld zurückbekommen. Den Abend als solchen müssen sicherlich alle erstmal verarbeiten, denn das war etwas… davon kann man seinen Enkelkindern später noch erzählen.

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