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CrossoverDjentMetalcore
Live bei: Jinjer, Ghost Iris & Aeries in Mönchengladbach (21.09.2020)
Jinjer verarzten gekonnt das blutende Herz passionierter Konzertliebhaber.
VON
Sebastian Scheele
AM 27/09/2020
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Jinjer gehören zweifelsohne zu den am härtesten arbeitenden Bands des progressiven Metals. Was die Band um Sängerin Tatiana Shmailyuk in den letzten 11 Jahren geschafft hat, ist schlichtweg beeindruckend. Unter anderem Headliner-Touren, eine riesige weltweit wachsende Fanbase, Platten und EPs, einen Award…und das alles in einem Genre, das musikalisch alles andere als leicht zugänglich ist und immer noch von Männern dominiert wird. Alleine dafür gebührt der Band großer Respekt. Und dann das: Die angekündigte „Macro World Tour“ 2020 wäre beinahe gescheitert.
Jinjer, Ghost Iris und Aeries retten den MetalCore-Konzertsommer am Niederrhein
Nicht nur aufgrund genereller Covid 19- Vorgaben, die es beinahe unmöglich gemacht haben, Konzerte zu veranstalten – was zum Schutze aller auch vollkommen valide ist. Unter bestimmten Auflagen konnten dann doch noch ein paar Shows organisiert werden, aber die Band aus der Ukraine hatte die Rechnung ohne die Behörden am deutschen Ankunftsflughafen gemacht. Nur dem beherzten Einsatz ihres Managers war es zu verdanken, dass das Quartett nicht umgehend in den nächsten Flieger gen Heimat gesetzt wurde.
Und wo sonst eher Pop- und Schlagerkonzerte, Comedy und Feldhockeyspiele stattfinden, bebten dann die Ränge am 21. September 2020 unter progressivem Metalcore-Gewitter. Der Sparkassenpark in Mönchengladbach ist wahrlich eine beeindruckende Kulisse für Spätsommershows, geht doch die Sonne hinter der Bühne unter und verleiht dem Event einen ganz besonderen Charakter. Um den Covid-19 Sicherheitsregeln zu entsprechen, wurden die Gäste im Rahmen des Strandkorb Open Airs in – ihr werdet es erraten haben – Strandkörbe platziert. Parzellen mit einer festgelegten Anzahl von je 50 Körben trennten die Gäste voneinander ab und wer sich sein kühles Bier nicht nehmen lassen wollte, der konnte es online bestellen und sich zur Parzelle liefern lassen.
Auch im Sitzen lässt sich’s moshen
Neben dem Headliner Jinjer präsentierten sich auch die Dänen von Ghost Iris, die viele sicher noch von ihrer 2018er Headliner Tour durch Deutschland oder von diversen Supportshows oder Euroblast-Auftritten kennen sowie die Newcomer Aeries um Sängerin Laura Kiddo, die an diesem Abend ihre erste Show gespielt haben.
Und trotz der Distanz unter den Fans sowie auch zu den Bands, die auf einer monumental hohen Bühne standen, schienen alle ihren Spaß gehabt zu haben. Es wurde gemosht, gegröhlt, applaudiert und gefeiert. Durch die Höhe der Bühne konnten auch Fans in den hintersten Körben immer noch sehen, was auf der Bühne passierte. Und wer mehr Details haben wollte, schaute nach links oder rechts auf die überdimensionalen Screens, die die Bands aus allen Blickwinkeln abbildeten.
Dank und Gruß geht auch ans FOH für den großartigen Sound aller Bands.
(Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen durfte die Presse leider auch nicht näher an die Bühne als die Fans.)
Aeries eröffnen den Abend wie alte Hasen
Den Einstieg gaben Aeries aus der Ecke Düsseldorf/Köln/Bonn. Bis zur Dämmerung – und leider früher als angekündigt – überzeugten die Vier mit ihren bis dato zwei veröffentlichten Singles und weiterem Material, das vermutlich schon in Kürze erscheinen wird. Hut ab für diese erste, routinierte Show. Wir sind gespannt, was da noch auf uns zukommt.
Gewinne, Gewinne, Gewinne – Kiss-Cam in der Pause
Zur Umbaupause wurde es dann…sagen wir „interessant“. Die Kiss Cam, die wohl zu jedem Event dazugehört, kam auch an diesem Abend zum Einsatz. Dem Applausgewinner einer beherzten Liebkosung des Partners/der Partnerin winkte ein Sparkassen-Rucksack mit geheimnisvollem Inhalt. Wenn die Gewinner diesen Artikel hier lesen, schreibt doch gerne in die Kommentare, was euch jenseits des Reißverschlusses erwartete.
Ghost Iris auf der Schwelle zur Nacht
Auf Aeries folgten die Kopenhagener Ghost Iris. Alte Bekannte in der Region und immer einen Besuch wert sind die Herren um Sänger Jesper. Zwei neue Songs präsentierten die Dänen heute und der erste kam auch direkt nach dem Intro. Und soviel sei verraten: Die kommende Platte, die auf die aktuelle „Apple of Discord“ folgen wird hat das Potential, ihren Vorgänger noch zu toppen. Die Dämmerung spielte dem Lichttechniker in die Karten und so verschmolzen Optik und Akustik zu einer runden Performance.
Jinjer fordern auch die letzten müden Nackenmuskeln
Wer jetzt noch nicht locker war, der hatte mit dem Headliner die letzte Chance, dies zu ändern – wenn man denn überhaupt eine Wahl hatte. Jinjer taten das, was sie perfekt beherrschen und boten ein Feuerwerk für’s Ohr und Auge. Ein riesiger Countdown mit zwei animierten Zahnrädern kündigte die Show der Ukrainer an und die Instrumentalisten betraten als erste die Bühne, gefolgt von der Ausnahmesängerin Tatiana. 15 Songs aus vier EPs und Alben inklusive der Hits „I Speak Astronomy“, „Words Of Wisdom“ oder „Pisces“ donnerten über das Feld Richtung Strandkörbe und weckten auch die letzten müden Geister an diesem Montag.
Trotz der ausgefallenen Open Air Saison 2020, erlebten die Gäste an diesem Abend eine wunderbare Festivalatmosphäre bei guter Musik, Kaltgetränken unter Sternen und Zeit mit Freunden.
So schlimm ist das aktuelle Konzertjahr dann doch nicht, wenn man die besonderen Momente wertzuschätzen lernt. Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf ein großartiges und gesundes Konzertjahr 2021.
Fotos im Auftrag für MoreCore: Quinten Quist
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