Live
Heavy MetalRock
Live bei: Ghost in Köln (19.04.2022)
Endlich wieder große (und okkulte) Konzerte.
VON
Lisa Scholz
AM 22/04/2022
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Nachdem Ghost zuletzt ein kostenloses Online-Event zum neuen Langspieler „Impera“ am Start hatten, geht es für die Schweden nun wieder auch auf hiesigen Bühnen vor Live-Publikum. Zu Beginn ihrer Europa-Tour machen die maskierten Mannen Halt in Deutschland und legen dabei einen Stopp in der Kölner Lanxess Arena ein.
Seit dem 11. März ist das aktuelle Album der Dark Rocker auf dem Markt. Der sechste Dreher wartet mit zwölf Tracks auf, von denen es eine handvoll auf die Setlist geschafft haben. Ghost touren jedoch nicht allein durch die Weltgeschichte, sondern haben noch zwei weitere Support-Acts mit an ihrer Seite. Gemeinsam mit Twin Temple und Uncle Acid & The Deadbeats bilden sie eine dreifaltige, mal mehr und mal weniger okkulte Einheit.
Twin Temple
Pünktlich geht’s los mit der ersten Band des Abends: Twin Temple aus Los Angeles. In ihrem halbstündigen Set präsentiert die Kombo rund um das Pärchen Alexandra und Zachary James satanischen Doo Wop vom Feinsten. Die beiden stehen auch auf der Bühne im Fokus. Die restlichen Musiker halten sich im Hintergrund und bleiben neben dem aufgebauten Altar stehen. Lediglich ihr Saxofon-Spieler darf zwischendurch ins Rampenlicht treten.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
Das Duo aus Sängerin und Gitarrist tritt in schwarzer Kleidung mit blutroten Akzenten auf. Sie trägt zudem eine Amy-Whinehouse-Gedächtnis-Frisur und zelebriert eine Form des Satanismus. So werden zu Beginn die Zuschauenden gesegnet, die (satanische) Bibel wird gepriesen und mit Kelch und Totenschädel hantiert. Unterstützt wird das Ganze optisch durch Banner mit umgedrehten Kreuzen. Inhaltlich setzen sie ein klares Zeichen gegen Rassismus sowie Diskriminierung verschiedener Gruppen und auf den T-Shirts, die es an dem Abend teuer zu kaufen gibt, prangen Sprüche wie „Satanic Feminist“. Dementsprechend gibt es von Twin Temple Songs mit starken Statements zu hören, zum Beispiel „Satan’s A Woman“, „Sex Magick“ und „Let’s Have A Satanic Orgy“.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
Uncle Acid & The Deadbeats
Deutlich reduzierter ging es bei der nächsten Band des Abends weiter – zumindest was das Bühnenbild und die Interaktionen sowohl zwischen den Musikern als auch mit dem Publikum angeht. Dafür überzeugen Uncle Acid & The Deadbeats mit ihrem stimmigen Sound und der einnehmenden Mischung aus Doom-Metal und Psychedelic-Rock.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
Die Bühne ist schummriges Licht getauft, während der Bass leicht im Körper vibriert. Ein schönes Gefühl und haben wir das nach der langen Zwangspause nicht alle vermisst? Bei dem britischen Quartett dürfen Klassiker wie „I’ll Cut You Down“, „Melody Lane“ und „13 Candles“ natürlich nicht fehlen. Die Mannen stehen dabei konzentriert an ihren Mikrofonen und lassen ihre Mähnen im meist langsamen Tempo der Musik mitschwingen. Im 40-minütigen Set von Uncle Acid & The Deadbeats hat auch neues Material Platz und so gibt es vom aktuellen Longplayer „Wasteland“ auch etwas auf die Ohren, zum Beispiel „Shockwave City“. Insgesamt eine düster atmosphärische Performance.
#Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
Ghost
Nachdem das Front-Drop entwirrt und das Bühnenbild umgebaut war, ist es Zeit für den Hauptact des Abends: Ghost. Mit dem Release neuen Platte „Impera“ verändert sich auch ihr Outfit-Stil. So treten die Nameless Ghouls nicht mehr mit einer gehörnten Teufels-Maske auf, sondern tragen eine Art Helm mit Schläuchen und Schweißerbrille, was einen leichten Star Wars-Moment hat. Es geht also weg vom dämonischen hin zu einem militärischen Anstrich. Ebenso hat Papa Emeritus IV einen neuen Look bekommen und sieht jetzt dank Haar- und Makeup-Umstyling fast aus wie der Joker, allerdings ohne grüne Haare. Naja, das Aussehen war früher vielleicht besser. Dafür kann sich der sakral anmutende Bühnenaufbau sehen lassen, der ein okkultes Feeling vermittelt.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
Das Wichtigste bei einem Konzert dürfte wohl der Sound sein und der hört sich gut an. Neben Tracks von der neuen LP wie „Kaisarion“, „Call Me Little Sunshine“ und „Spillways“ dürfen auch besondere Schmankerl nicht fehlen, zum Beispiel „Hunter’s Moon“, der als Soundtrack für den Film „Halloween Kills“ fungierte. Zwischendurch interagieren die Bandmitglieder miteinander und necken sich, beispielsweise im Duell der namenlosen Gitarristen. Zu „Mummy Dust“ geht die Glitzer-Konfetti-Kanone los und der Metallica-Coversong „Enter Sandman“ führt zu einem kleinen Moshpit im Publikum. Mit „Dance Macabre“ und „Square Hammer“ sowie noch mehr Konfetti und einem Funken sprühenden Wasserfall beenden Ghost den Abend.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
Das Fazit kurz und knapp: Die Halle war zwar nur gut zur Hälfte gefüllt, dennoch sind große Menschenmengen indoor noch ungewohnt. Insgesamt war das Konzert ein voller Erfolg. Alle drei Bands waren top in Form, haben die Zuschauenden mit in ihren Kosmos genommen und ordentlich abgeliefert. Das macht Vorfreude auf mehr Live-Shows.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
Setlist:
Kaisarion
Rats
From The Pinnacle To The Pit
Mary On A Cross
Devil Church
Cirice
Hunter’s Moon
Faith
Spillways
Ritual
Call Me Little Sunshine
Helvetesfonster (Intro)
Year Zero
Spöksonat
He Is
Miasma
Mummy Dust
Kiss The Go-Goat
—
Enter Sandman
Dance Macabre
Square Hammer
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Daniel Berbig (thehoodedman)
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