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Live bei: Download Festival Germany 2022 – Metal im Akkord
Die deutsche Erstausgabe.
VON
Tamara Jungmann
AM 26/06/2022
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Weltweite Bekanntheit genießt das berühmte Download Festival, das jährlich in Donington Park in England stattfindet. Seit seiner Erstausgabe 2003 gehört es als Nachfolger des Monsters Of Rock zu den größten Metal-Festivals auf dem europäischen Kontinent. Also schon irgendwie ein kleiner feuchter Traum eines jeden von uns. Umso spektakulärer, dass dieses Mega-Festival nun Premiere in Deutschland feiern durfte – und das gleich mal mit einem unübertreffbaren Headliner im Gepäck. Wir waren bei der Geburtsstunde des deutschen Download-Festivals dabei.
Die Ruhe vor dem Sturm
Neun Uhr morgens geht’s los. Mit dem Auto geht’s von Karlsruhe City los um unsere Fotografin am Bahnhof einzusammeln – selten so eine chillige und vor allem kurze Anfahrt für ein Festival gehabt. Am Bahnhof Hockenheim bieten sich mir bereits die ersten Eindrücke des Festivals: Metalkutten, Netzstrumpfhosen, Jack Daniels-Berry-Dosen. Sagte ich schon, dass es 10 Uhr morgens ist? Irgendwie ungewohnt, so ein 1-Tag-Festival. Aber lassen wir uns überraschen.
Um 11 Uhr checken wir im Media Center ein. Ich bin einfach mal mit meinem Auto über eine Strecke vom Hockenheimring gefahren. Übrigens sehr passend, da auch Donington Park, also die Originallocation des britischen Download, eine Rennstrecke ist. Zum Infield kommt man dann auch über die Rennstrecke, vorbei an Stoppuhren und übergroßen Waschmittelflaschen, die Bühne ist direkt gegenüber der überdachten Südtribüne, auf die ich mich heute noch mehrfach wünschen werde. Ohne Menschen wirkt das Gelände noch geräumig und still – die Ruhe vor dem Sturm.
Mit einer guten Stunde Verspätung werden dann gegen 13 Uhr die Leute auf’s Gelände losgelassen. Während sich die Rennstrecke mit schwarz-tragenden Metalfans füllt, bleibt es im ersten Wellenbrecher noch recht überschaubar.
Ghostkid
Die Sonne brettert herunter als Punkt 13.30 Uhr Ghostkid wie angekündigt die Mainstage 2 betreten. Doof natürlich wer sich da bei Mainstage 1 positioniert hat (Ich). Langsam, fast schon zaghaft füllt sich der erste Wellenbrecher. Auch Sushi gefällt das nicht wirklich. Immer wieder versucht er, die Menge hinten zu animieren, doch noch nach vorne zu kommen. Was nicht besonders klappt. Ob es an der Sonne lag, am Slot oder vielleicht auch einfach daran, dass 95% der Leute hier ihr Ticket für den letzten Auftritt des Abends gekauft haben? We’ll never know. Trotzdem gibt die fünfköpfige Gruppe aus Gelsenkirchen bei ihrem 35-minütigen Opener Auftritt in sengender Hitze Gas und einige Songs aus ihrem noch recht schmalen Repertoire wie z.B. „Crown“, „Dirty“ und „Zero“ zum Besten. Über das Verbot von Mosh- und Circle-Pits wird sich vom ersten Moment an hinweg gesetzt – definitiv besser so.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Bereits jetzt werden die ersten Stimmen bezüglich der schlechten Organisation laut: Durch den verspäteten Einlass und das damit verbundene Wirrwarr haben wohl nur einige Gäste Bändchen für das Festival bekommen mit denen man in den ersten Wellenbrecher darf. Getränkestände sind überfüllt, man käme nicht an ausreichend Wasser, gerade bei dem Wetter. Letzteres kann ich so nicht bestätigen, denn die (eine einzige) Wasserstelle die ich im Blick hatte, war fast immer wenig besucht.
Außerdem stelle ich nun das erste Mal fest, dass die Boxen hinter dem ersten Wellenbrecher zeitverzögert sind. Nicht gerade der beste Start Download, aber was nicht ist kann ja noch werden oder?
Frank Carter & The Rattlesnakes
Wenigstens stehe ich jetzt für Act Nr. 2 gar nicht mal so schlecht. Hier beweist sich zumindest Mal das Konzept der zwei verbundenen Mainstages: Ähnlich wie in Wacken werden die beiden Hauptbühnen (andere Bühnen gab es auch nicht, also können wir sie an dieser Stelle auch einfach Bühnen nennen) abwechselnd bespielt und während auf der einen Bühne abgebaut wird, kann auf der anderen die Party steigen. Das sorgt für wahnsinnig kurze Wartezeiten von gerade mal 10-15 Minuten und dafür, dass sich die Menge etwas mehr verteilen kann.
Frank Carter & The Rattlesnakes legt keine zehn Minuten nach Ghostkid los und schafft es dann doch, die Menge etwas mehr zu grabben als der Opener. Das rothaarige Energiebündel rennt den angebrachten Bühnencatwalk rauf und runter, singt, tanzt und interagiert. Der Brite hat Bock und überträgt das direkt aufs Publikum, das begeistert zuschaut. Die Tracks sind easy, groovy, punkig und sorgen für eine willkommen freshe Abwechslung an diesem doch bisher so unglaublich heißen Tag. Als kleines Highlight formt Carter ein Circle Pit extra nur für die „Ladies“. Jede Frau soll an dieser Stelle die Möglichkeit haben auch mal zu feiern ohne platt gemacht zu werden – we like!
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Holding Absence
Die Waliser von Holding Absence , die extra 800km Reise für ihren Auftritt auf dem Download am Nachmittag auf sich nahmen, sorgten ebenfalls für Stimmung und Freude im Publikum. Die Moshpits wurden so langsam größer, die Circle Pits schneller. Die Post-Hardcore-Band überzeugte mit ihren melodischen, mitwippbaren Tönen und zog so auch die Blicke der weiter entfernteren Zuschauer:innen auf sich. Im Gepäck hatten sie Tracks vom aktuellen Album „The Greatest Mistake Of My Life“ wie „In Circles“, „Celebration Song“ und „Beyond Belief“.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Für Holding Absence veränderte ich mehrfach meine Position, mal von links, mal von hinten (FOH), mal von rechts. Leider fielen an allen Stellen des Geländes die akustischen Schwächen ins Ohr. Nicht so toll. Und auch die Positionierung der Bühnen zusammen mit dem Gelände sind noch nicht ganz top. Denn während man aufgrund der „Kuhle“ im Wellenbrecherbereich von weit hinten Richtung Südtribüne sehr gut sehen kann (solange man nicht direkt auf der Tribüne saß), mussten Fans der vorderen Wellenbrecher teilweise schräg stehen und ihre Köpfe ganz schön hochhalte,n um überhaupt die Möglichkeit zu haben, etwas zu sehen – nicht gerade optimal dieses Berg-und-Tal-Prinzip des deutschen Download-Festival.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Behemoth & Enter Shikari
Aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten eines Interview betreffend verbrachte ich leider die Auftritte der Bands Enter Shikari und Behemoth nicht vor der Bühne, was ich selbst am blödesten fand. Aber it is what it is.
Hier sind dafür ein paar Bilder der Konfetti-Sause von Enter Shikari auf dem Download-Festival für euch:
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Five Finger Death Punch
Tatsächlich das Highlight und der emotionalste Auftritt des Tages war für mich die Show der amerikanischen Groove-Metaller von Fiver Finger Death Punch. Ich hatte einen guten Platz recht weit vorne, so, dass ich die Mimik und Gestik Moodys voll auskosten durfte, denn die machte den Auftritt auf dem Hockenheimring definitiv zu etwas ganz Besonderem. Die Stimmung war am am Überkochen, es knisterte in der Luft und ich denke auch, dass direkt nach den Metallica-Fans, die FFDP-Shirts die meist vertretenen T-Shirt-Träger:innen auf dem Gelände waren. Gespielt wurde auf der Mainstage 1, der Catwalk ins Publikum wurde voll zum Bespielen ausgenutzt. Das fette Grinsen, Tanzen und Rumblödeln Moodys überzeugte die Download-Gänger:innen, auch wenn er nicht sonderlich textsicher war und oft nur halbe Sätze sang.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Das absolute Highlight war auf jeden Fal der Auftritt eines jungen Fans auf der Bühne, den Moody ungefragt hochzog und zur Protagonistin des Songs machte. Zu Tränen gerührt rockte das Mädchen mit Monster in der Hand und gröhlte „Coming Down“ ins Mikro. Einfach wunderschön und hochemotional. „Wrong Side Of Heaven“ klagte Moody zunächst zu absoluter Stille ins Mikro, bis das Publikum gerührt einstieg. Zu „Wash It All Away“ wünschte sich Moody den Regen herbei – und es wurde Regen. Und was für einer.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Sabaton
Auch zu Sabaton wird es schwer wirklich viel zu sagen. Zum einen war es während FFDP, die ich mir sehr weit vorne von der Seite angesehen hatte, im restlichen Infield wahnsinnig voll geworden und mein Versuch sich zu den Essensbuden durchzuschlagen dauerte auf dem Hinweg ewig. Zum Anderen hatte es (dank Ivan Moody natürlich) heftigst angefangen zu regnen und dicke fette Tropfen ließen sich nun auf den Besucher:innen des Download-Festivals nieder. Sabaton spielten in der Hochphase des Unwetters und erhellten den grauen Himmel mit abgefeuerten Panzerfäusten und Kanonen. Natürlich war das typische Bühnenbild am Start, die Hits wie „Primo Victoria“, „Great War“ und „The Last Stand“ dabei und auch das von den Fans besungene Bier wurde von Sänger Joakim Broden geext. Die Band beendete ihren Auftritt mit ihrem Klassiker „To Hell And Back“.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Metallica
Kommen wir zum super-duper Ober-Headliner – eigentlich das Größte. was man sich als Festivalveranstalter jemals erträumen könnte. Das Publikum um die Mainstage verdichtete sich natürlich und starrte gebannt auf die Leinwände die uns über die baldige Ankunft der Metal-Götter informierte. Ein gut 10-minütiges Intro bestehend aus Herzklopfen, AC/DCs „It’s a long way to the top“ und einem Filmausschnitt sorgte für einen sich schier ewig ziehenden Spannungsbogen der dann kurz nach 21 Uhr aufgelöst wurde als die einzig wahre vierköpfige Kombo Hetfield, Ulrich, Hammett, Trujilo die Bühne betrat – auch bekannt als Metallica.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Die ersten zwei Tracks spielte die Metal-Supergroup direkt im Publikum auf dem Bühnenanbau. Sogar ein Schlagzeug für Ulrich stand dort aufgebaut. Selbstinszenierung kann die Band definitiv. Außer sich selbst verzichtete die Band auf jegliches Bühnenbild. Ab und zu wurden Bilder und Videos auf den Leinwänden wieder gegeben, aber eher selten. Und obwohl Metallica ganze zwei Stunden runterbretterten, verging die Zeit gefühlt nun wie im Flug. Es folgte ein Hit auf den anderen und was soll man auch schon groß kritisieren wenn Metallica live vor deiner Nase „Enter Sandman“ und „Nothing Else Matters“ zum Besten geben. Es ist einfach nur unübertreffbar schön.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Auch war sich Hetfield nicht zu schade dafür, viel mit dem Publikum zu interagieren und ihnen spielerisch die Songauswahl zu überlassen. Zu „Sad But True“ holte er sich die Gesangs-Unterstützung seiner Fans, zu „Seek And Destroy“ und „Moth Into Flame“ loderte das erste Mal an diesem Tag Pyro aus den Türmen um den FOH. Die Altmetaller zogen ihr Ding durch und begeisterten so die nach „Metallica“-schreienden Fans mit jedem Track mehr und mehr. Gänsehaut war hier einfach aufgrund des Legendenstatus vorprogrammiert. Mit einer Zugabe bestehend aus „One“ und „Master Of Puppets“ schlossen Hetfield und Co. Den Abend und das erste Download-Festival in Deutschland erfolgreich ab.
Fotos im Auftrag für MoreCore.de: Jennifer Ehlers (jennasphotoworld)
Unser Fazit zur ersten und eintägigen Ausgabe des Download-Festivals am Hockenheimring lautet wie folgt: Wahnsinnig gute und vor allem genre-mäßig vielfältige Act-Auswahl, sehr gutes Bühnenkonzept. ABER: Offenbar müssen sich einige Dinge bis nächstes Jahr noch verbessern, was Organisation, Sound und auch die Location angeht. Und auch Line-Up mäßig gibt’s noch Aufhol-Potenzial: Außer dem Genre-Mix gab es nämlich kaum Vielfalt auf den Hockenheimer Bühnen zu sehen.
Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Jennifer Ehlers (Jennas Photoworld)
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